Bernd Rümmelein (22.12.2009)

Interview mit Bernd Rümmelein

Literatopia: Hallo Bernd! Stell Dich doch bitte zuerst unseren Lesern kurz vor. Wer bist Du und was schreibst Du?

Bernd Rümmelein: Zuerst möchte ich mich bei den Lesern und Literatopia für das Interesse an mir und meinen Büchern bedanken und stelle mich Euch allen natürlich sehr gerne vor. Mein Name steht ja schon über dem Interview. Wer bin ich? In erster Linie ein Mensch, wie viele andere auch, mit all seinen Schwächen und Stärken.

Ich wurde in Stuttgart geboren, bin dort aufgewachsen und zur Schule gegangen. Heute lebe ich mit meiner Familie, also Frau und zwei Kindern (fünf und zwei Jahre alt) in der Nähe von Tübingen. Ich war Hörfunkredakteur und habe einige Sendungen moderiert. Nach anfänglicher Orientierungslosigkeit während meiner Studienzeit mit Ausflügen in das Studium der Geschichte, der Psychologie und der Kriminologie habe ich schließlich in Freiburg und Heidelberg Rechtswissenschaften und Betriebswirtschaft studiert. Heute arbeite ich in einer internationalen Management- und Unternehmensberatung. Als Ausgleich zur Arbeit schreibe ich Geschichten. Überwiegend Fantasy. Ein Hobby aus Leidenschaft würde ich die Schriftstellerei bei mir nennen.

Literatopia: Im September erschien im Otherworld-Verlag Dein Debüt „Kryson – Die Schlacht am Rayhin“. Ganz klar dunkle High-Fantasy für Erwachsene. Wie kamst Du dazu, diese zu schreiben? Und worauf darf sich ein geneigter Leser freuen?

Bernd Rümmelein: Stimmt, die Einschätzung teile ich. Ich habe „Kryson“ immer als High Fantasy mit Dark Fantasy Elementen gesehen. Auch die Einstufung für eine erwachsene Leserschaft trifft es glaube ich ganz gut. Die Idee zu „Kryson“ existiert schon seit mehr als zwanzig Jahren. Nur hatte ich die Geschichte bis 2005 nie zu Papier gebracht. Ich hatte über die Jahre eine Menge handschriftliche Aufzeichnungen angefertigt, Kryson und die Charaktere skizziert und einige Abschnitte formuliert. Aber das waren nur Fragmente eines umfassenderen Romans, der eine Grundlage brauchte. So kam es dann schließlich zur „Schlacht am Rayhin“, die eine Basis für „Kryson“ schaffen sollte. Warum ich mich für die dunkle High - Fantasy entschieden habe, kann ich nicht mehr so genau sagen. Ich schreibe im Grunde das, was ich selbst gerne lese. Wahrscheinlich fühle ich mich in einem solchen Setting als Autor und als Leser am Wohlsten. Ein All-Age Buch wollte ich ganz bewusst nicht schreiben. Die Auswahl an Fantasybüchern für Erwachsene ist in meinen Augen relativ begrenzt. Ich wollte einfach etwas Anderes, etwas Eigenständiges machen, weil ich ungern einem allgemeinen Trend folgen will, nur weil dieser gerade angesagt ist.

Im ersten Band gibt es eine sehr ausführliche Einführung in die Welt von Kryson. Darüber hinaus habe ich mir Zeit gelassen, die Charaktere näher vorzustellen und mit Hintergründen zu versehen. Der Aufbau erfolgt also eher langsam. Sprachlich habe ich mich für „Kryson“ auf einen eher bildhafteren, aber auch wortreichen Stil festgelegt. Daran muss man sich anfangs gewöhnen. Am Anfang werden viele Informationen vermittelt, die für die späteren Bände wichtig sind, den Einstieg in die Geschichte aber etwas erschweren können, weil sozusagen mittendrin angefangen wird und ich häufig mit Rückblenden gearbeitet habe. Hintergrund ist ein hartes und düsteres Kriegsszenario, das seinen Höhepunkt in der titelgebenden Schlacht am Rayhin, also an den Ufern eines Flusses findet. Einzelne Szenen sind durchaus heftig geraten. Der Krieg soll möglichst schonungslos dargestellt und in all seinen Konsequenzen abschreckend sein. Es gibt keine Sieger, sondern nur Verlierer.

Literatopia: In „Diener des Dunklen Hirten“ und „Zeit der Dämmerung“ wird die Geschichte um Lordmaster Madhrab, Orna Elischa und Sajkalsan Sapius fortgesetzt. Magst Du uns ein wenig über die beiden Fortsetzungen erzählen?

Bernd Rümmelein: In jedem der beiden Bände wird jeweils ein magisches Volk vorgestellt, das im Lauf der Geschichte in die Geschicke „Krysons“, also im Kampf um das Gleichgewicht eingreifen wird.

„Diener des dunklen Hirten“ konzentriert sich insgesamt auf drei Handlungsstränge, die weitestgehend parallel verlaufen. Es geht um die Kinder Quadalkars und natürlich um den verfluchten Quadalkar selbst, der einst ein treuer Diener des inzwischen wiedererwachten dunklen Hirten war. Daneben werden in mehreren Kapiteln die Naiki vorgestellt. Das Volk der Jäger und Waldläufer hat sich vor langer Zeit in das Herz des Waldes zurückgezogen und muss nun eine folgenreiche Entscheidung treffen, die ihr Leben und ihre Zukunft verändern wird. Der dritte Schwerpunkt dreht sich um die Fortsetzung der Geschichte um Madhrab und Elischa. Ihre Liebesgeschichte entwickelt sich weiter. Elischa trägt ein Kind in sich. Ihren Zustand muss sie unbedingt geheim halten, um ihr Kind, Madhrab und sich zu schützen. Dennoch, Madhrab fällt einer Intrige zum Opfer, wird gefangen genommen und gefoltert. Madhrab bleibt nichts anderes übrig, als eine Flucht zu planen, wenn er und seine Liebe überleben sollen. Die Wiedergeburt der Lesvaraq, mächtige Wesen in der Wahrung des Gleichgewichts, steht bevor.

„Zeit der Dämmerung“ ist der dunkelste Band von allen. Das Gleichgewicht hat sich zu Gunsten der Dunkelheit verschoben. Der dunkle Hirte hat mithilfe eines Mediums die Zeit der Dämmerung heraufbeschworen. Allerorts herrscht Angst, Verzweiflung und Leid. Die Hoffnung schwindet. Alle Versuche der Protagonisten, sich gegen die Dunkelheit zu stemmen, scheinen vergebens oder bringen weiteres Unheil mit sich. Eine Seuche tobt durch das Land. Die Barbarei übernimmt die Herrschaft über die Klanlande. Madhrab glaubt, er habe alles verloren, müsse sich seiner Verantwortung stellen und zieht auf seinem Rückweg gegen die Bluttrinker in den Krieg, die sich im Schutz der Dämmerung aufgemacht haben, den Orden der Sonnenreiter und der Orna zu zerstören. Entweder sie gewinnen oder gehen unter.

Literatopia: „Kryson“ wird, wenn zu Ende geführt, aus sechs Bänden bestehen. Hattest Du das von Anfang an so geplant? Sind Deine Erzählungen aus dieser Welt dann abgeschlossen, oder möchtest Du Deiner Leserschaft weitere Geschichten und Romane über den Kontinent Ell präsentieren? Vielleicht aus der Vergangenheit oder der Zukunft?

Bernd Rümmelein: Die sechs Bände waren in der Tat von Anfang an geplant und schon weitestgehend inhaltlich konzipiert. Die Bände eins bis drei bilden den Auftakt. Die Bände vier bis sechs den zweiten und abschließenden Teil im Kampf um das Gleichgewicht auf dem Kontinenten Ell. Die Geschichte sollte nach sechs Bänden erzählt sein. Aber es gibt einen weiteren, viel größeren Kontinenten auf „Kryson“, auf dem ganz andere Gesetze gelten. Den magischen Kontinenten Fee. Das deutet sich bereits in den ersten Bänden an und sicherlich wird es auch in einem der sechs Bände einen Abstecher nach Fee geben. Aber ich muss zugeben, dass ich über die sechs - chronologisch verlaufenden - Bände hinaus, noch keine weiteren Planungen für „Kryson“ habe.
Danach muss ich erst einmal etwas anderes schreiben, um etwas Abstand von der Geschichte zu gewinnen, die am Ende mehr als viertausend Seiten haben wird.

Literatopia: Wann, denkst Du, wird Band 4 erscheinen? Schreibst Du schon fleißig, oder durchläuft er bereits alle Vorbereitungen zur Veröffentlichung? Und wie wird es weitergehen? Kannst Du uns schon etwas verraten?

Bernd Rümmelein: Ich schreibe am vierten Band, der für Herbst 2010 geplant ist. Ich denke mal, das etwa 50 % stehen. Fleißig würde ich das allerdings nicht nennen, wenn ich meine derzeitigen Fortschritte mit einer gewissen Skepsis betrachte. Aber ich bin beruflich im Moment stark eingebunden und brauche Zeit bzw. zusammenhängende Zeiträume, um vernünftig an der Fortsetzung arbeiten zu können.
Verraten kann ich so viel, dass die Geschichte etwa fünfundzwanzig Sonnenwenden nach der Schlacht am Rayhin spielt. Es wird um die Suche nach dem verlorenen Volk der Nno-bei-Maja geben. Also ein weiteres, magisches Volk. Außerdem kehren die Rachuren wiedererstarkt zurück und bedrohen erneut die Klanlande. Es wird sicher unerwartete Überraschungen und ein Wiedersehen mit „alten“ Bekannten geben, ob die Leser die nun gerne oder nicht so gerne wieder lesen, sei mal dahin gestellt.

Literatopia: Kryson ist eine Welt des Gleichgewichts. Es gibt Schatten und Tag. Dunkel und Nacht. Gut und Böse. Dabei ist Dein erster Band ziemlich graustufenlos. Warum ist das so? War es Dir wichtig, die Rachuren so kompromisslos böse zu charakterisieren?

Bernd Rümmelein: Ich wollte einen griffigen Einstieg mit klaren Abgrenzungen der Charaktere für das Schlachtenszenario. Natürlich sind diese nicht schwarz oder weiß, sondern irgendetwas dazwischen, was in den Folgebänden sehr schnell klar wird. Aber sie sind anfangs bewusst überzeichnet. Der starke Held, gut und edel. Das Bild wird bald Risse bekommen. Der böse und gemeine Rachure, der eigentlich selbst nicht mehr als ein Opfer ist. Dahinter steckt also mehr. Die Geschichte ist in ihrer epischen Breite in meinen Augen gerade am Anfang komplex genug und es ist schwer, sich anfangs darin zurecht zu finden bzw. die Zusammenhänge zu verstehen und den roten Faden zu behalten. Von daher habe ich mich für eine anfänglich eindeutige Zeichnung der Charaktere entschieden, die dann sukzessive zerlegt wird, je weiter die Geschichte voran schreitet.

Literatopia: Du bist der momentane „Wolfgang Hohlbein-Preisträger“. Wie kamst Du auf die Idee, an diesem Wettbewerb teilzunehmen und was bedeutet es für Dich, schlussendlich gewonnen zu haben? Ging damit ein langersehnter Traum in Erfüllung?

Bernd Rümmelein: Stimmt.
Auf die Idee kam ich sozusagen auf den letzten Drücker. Kurz vor Ablauf der Ausschreibungsfrist. Ein Kleinverlag wollte „Kryson“ rausbringen, hat aber im letzten Moment wegen den damit verbundenen Kosten und des Risikos kalte Füße bekommen und zurück gezogen. Danach war das Manuskript wieder komplett frei und ich habe es sofort als Wettbewerbsbeitrag beim Verlag Ueberreuter eingereicht. Als Sieger aus einem solch namhaften Wettbewerb hervorzugehen, bedeutet mir sehr viel. Es kann nur einmal im Leben passieren. Das ist Glück und ein tolles Gefühl. Die Konkurrenz unter mehr als neunhundert Einsendungen war groß und stark. Von daher ist und bleibt das etwas ganz Besonderes für mich, das ich niemals vergessen werde. Ehrlich gesagt habe ich mir keine echten Chancen ausgerechnet, als ich das Manuskript eingesendet habe. Insgeheim hofft man natürlich, durch einen Wettbewerb von der Jury und vom Verlag wahrgenommen zu werden. Aber auf den Gewinn durfte ich keinesfalls hoffen. Im Vorfeld hatte ich mir dazu keine Gedanken gemacht. Das war der erste Wettbewerb dieser Art, an dem ich teilgenommen habe. Von daher kann ich jetzt nicht sagen, dass es unbedingt ein lang ersehnter Traum gewesen wäre. Eine vage Hoffnung vielleicht. Am Ende, nach der Preisverleihung, sieht die Welt dann wieder anders aus. Da kommt mir das ganze Erlebnis tatsächlich wie ein Traum vor, den es eigentlich nicht gab und der ganz plötzlich einfach da ist und viele neue Möglichkeiten eröffnet. Also doch ein Traum, der in Erfüllung ging.

Literatopia: In so manchen Rezensionen wird Dein Debüt mit dem Begriff „anspruchsvoll“ in Verbindung gebracht. Woran glaubst Du liegt das? Hattest Du die Absicht, es ausgerechnet so klingen zu lassen? Und was bedeutet „anspruchsvoll“ als Leser für Dich?

Bernd Rümmelein: Ich weiß es nicht. Ist dieses Attribut nun gut oder schlecht? Was bedeutet anspruchsvoll in eine Rezension? Schwierig, komplex oder anstrengend? Gegen den Strom? Ist es rein inhaltlich getrieben? Dann wäre das für mich ein Lob.

Meiner Meinung nach liegt das daran, dass der Einstieg in die Geschichte in den ersten Kapiteln schwierig sein kann, weil ich eine gewisse Leseerfahrung in der Fantasy für „Kryson“ voraussetze. Der Leser wird mitten in die Geschichte geworfen, muss sich erst einmal, ohne die Zusammenhänge zu kennen oder den roten Faden sofort zu sehen, durchbeißen und Informationen sammeln. Die Menge an Hintergrundinformationen will auch erst einmal verdaut sein. Das Ganze fängt m.E. beim Stil an. Keine einfachen, kurzen Sätze. Das ist für einige Leser gewöhnungsbedürftig. Andere lieben gerade diesen Stil. Ich habe mich bewusst für etwas kompliziertere Konstruktionen und einen wortreichen Stil entschieden, weil ich diesen selbst mag und für die epische Geschichte passend fand. Der zweite Aspekt ist die tatsächliche Breite der Geschichte. Es gibt viele Nebenschauplätze und Charaktere, die zunächst lose nebeneinander laufen, dann aber irgendwie doch miteinander in Zusammenhang stehen und zunehmend enger verknüpft werden. Aber das erschließt sich erst später und vergleichsweise langsam.

Ich kann nicht von mir behaupten, dass ich bewusst ein „anspruchsvolles“ Buch schreiben wollte, so man denn bei „Kryson“ tatsächlich davon reden kann und ich so etwas überhaupt fertig brächte. Das wäre vermessen und für ein Debüt gleich doppelt. Natürlich wollte ich eine Geschichte erzählen, die aber in erster Linie unterhalten und bewegen sollte. Wen? Den Leser und mich natürlich auch. Denn Lesen und Schreiben soll Spaß machen, andererseits aber auch zum Nachdenken anregen.
Wenn ich selbst lese, ist der Begriff „Anspruch“ für mich inhaltlich geprägt. Gut recherchiert, gesellschaftliche und aktuelle Themen kritisch betrachten und transportieren, erlebbare Emotionen – im Guten wie im Schlechten – an den Leser vermitteln.

Literatopia: Dein Stil und die Auswahl Deiner Charaktere lassen einen Hang zur klassischen Fantasy vermuten. Kannst Du das bestätigen? Hast Du ganz bewusst drauf geachtet, sehr erzählend zu schreiben, um diesen Eindruck zu erwecken?

Bernd Rümmelein: Das kann ich bestätigen.
Beim Schreiben achte ich nicht auf mögliche Außenwirkungen. Das würde nicht funktionieren und mich hemmen. Ich schreibe eigentlich einfach drauf los und lasse mich treiben. Das ist im Grunde trivial. Ich verfolge damit keine besondere Absicht und möchte auch keinen bestimmten Eindruck erwecken. Die Erzählform kommt je nach Geschichte von ganz alleine und läuft dann – hoffentlich in den meisten Fällen - relativ flüssig durch. Das Einzige, was ich bewusst mache, ist auf einen Rhythmus in der Sprache zu achten. Ich lese sehr viel vor. In der gelesenen Form hört sich der Text noch einmal – je nach Interpretation – ganz anders und ggf. intensiver an. Ein interessanter Aspekt, wie ich finde. Man muss den Rhythmus aber finden, was eine gewisse Erfahrung voraussetzt. Johannes Steck beherrscht das bei meinen Texten meisterlich.

Literatopia: Die Covergestaltung Deine Trilogie ist ausgesprochen gut gelungen und passend gewählt. Durftest Du mitbestimmten oder sogar auswählen? Oder übernahm das ausschließlich der Otherworld-Verlag?

Bernd Rümmelein: Danke, ich bin auch sehr glücklich damit. Ich durfte in der Tat mitbestimmen, meine Vorstellungen einbringen und am Ende mit auswählen. Die Vorschläge kamen vom Verlag Ueberreuter, die dann im neuen Label „Otherworld by Ueberreuter“ Verwendung fanden.
Das war ein langwieriger Prozess bis wir endlich Thomas von Kummant als passenden Künstler für die Covergestaltung gefunden hatten. Er war von den Texten überzeugt und hat sie vorher gelesen, bevor er seine Zustimmung gab. Davor gab es mehrere Anläufe, die irgendwie alle nicht wirklich passend waren. Lediglich der Titelschriftzug war schnell gefunden. Darüber waren wir uns alle einig.

Über das Schreiben

Literatopia: Wie und wann hast Du das erste Mal zur Feder gegriffen? Schon in frühen Jugendjahren oder hast Du die Literatur für Dich eher spät entdeckt?

Bernd Rümmelein: Das fing während der Schulzeit in der siebten Klasse an. Da war ich… - ich muss kurz überlegen –… zwölf oder dreizehn Jahre alt. Zunächst habe ich Schulfreunden Geschichten erzählt. Auf der sogenannten „Tonspur“. Danach – so mit vierzehn Jahren - habe ich diese in Din-A5 Hefte geschrieben, die dann unter der Schulbank die Runde machten. Jeder Freund fand eine Rolle darin. Das war spannend und lustig. Unser damaliger Deutschlehrer bemerkte das irgendwann und machte die Geschichten schon bald für eine kurze Zeit zum offiziellen Unterrichtsstoff. Danach war es um mich geschehen. Er hatte danach endlich Ruhe für seinen Unterricht, indem er den Reiz des Verbotenen genommen hatte. Ich hingegen hatte meine Leidenschaft fürs Schreiben und Geschichtenerzählen entdeckt.

Literatopia: Arbeit, Freizeit, Frau, Kinder und ausreichend Schlaf. Wie schwer war und ist es für Dich, diese Dinge neben dem aufwändigen Gestalten eines Romans oder überlegter Kurzgeschichten unter einen Hut zu bekommen? Glaubst Du, auf Dauer allen gerecht werden zu können?

Bernd Rümmelein: Anfangs war es leichter, weil das Schreiben ein rein freiwilliger Zeitvertreib und ein kreativer Ausgleich zur Arbeit war. Ich habe geschrieben, wann immer ich Zeit, Lust und ausreichend Inspiration dazu hatte. Mein ältester Sohn – hm, das hört sich eigenartig an, er ist jetzt gerade mal fünf Jahre alt – war noch sehr klein und hat in der ersten Zeit viel geschlafen, als ich mit Kryson angefangen habe. Mittlerweile ist er größer und damit auch zu recht fordernder geworden und sein Brüderchen kam dann drei Jahre später dazu. Das kann – so schön es mit den Kindern auch immer ist – zuweilen anstrengend sein. Inzwischen drücken Abgabetermine und sicher auch gewisse Erwartungen. Es ist also schwerer geworden und setzt daher eine gut durchdachte Planung voraus. Ich glaube nicht, dass ich immer allen gerecht werden kann. Versuche aber, mein Bestes zu geben. Es wäre allerdings ein Fehler, sich das fest vornehmen zu wollen. Das funktioniert bei allem Bemühen und guten Willen leider nicht. Ich muss daher leider Einschränkungen und Kompromisse eingehen, auf so manches verzichten und hoffe, dass dies auf Akzeptanz stoßen und mir nicht gar zu übel genommen wird. Meinen Schlaf und einen großen Teil meiner Freizeit opfere ich allerdings gerne, wenn ich dadurch für meine Familie viel erreichen kann.

Literatopia: Im Jahr 2007 hast Du erst mal eine Geschichte veröffentlicht und danach regelmäßig Kurzgeschichten geschrieben. Einige davon kann man in Anthologien lesen. Hättest Du damals geahnt, dass Du es so weit schaffen würdest? Oder war das gar Dein vorgefasstes Ziel?

Bernd Rümmelein: Nein, natürlich nicht. Ich wusste nicht, ob und wie meine Geschichten bei den Lesern ankommen würden und hatte keine Ahnung, ob sie überhaupt geeignet wären, in die engere Wahl für eine Veröffentlichung genommen zu werden. Die ersten „Gehversuche“ waren dann aber ermutigend. Das war ein schönes Gefühl.

Literatopia: Bleibt Dir in Deiner Freizeit noch die Luft zum gemütlichen Lesen? Welcher Bücher bevorzugst Du und die Frage aller Fragen: Welcher Autor ist Dein persönlicher Favorit?

Bernd Rümmelein: Lesen? Was ist das? Und dann auch noch „gemütlich“? Hm…, irgendetwas läuft da wohl falsch in meinem Leben. Aber Spaß beiseite, ich lese wirklich gerne. Früher habe ich wirklich viel gelesen. Und manchmal komme ich tatsächlich auch heute noch dazu, ein Buch zu lesen. Das geht dann zum Glück flott voran, wenn mich die Geschichte interessiert und fesselt. Die Zeit dazu muss ich mir allerdings regelrecht stehlen.

Sollte es dann klappen, lese ich überwiegend – bunt gemischt – Fantasy oder einen spannenden Thriller. Zuletzt habe ich die „Tribute von Panem“ von Suzanne Collins gelesen. Eigentlich gar nicht meine Welt, aber ich hatte nur Gutes über den Roman gehört und war – nach anfänglichem Zögern wegen des spartanischen Stils im Satzbau – sehr angetan und in drei Tagen durch. Wirklich sehr spannend, kann ich nur empfehlen. Mein persönlicher Favorit ist im Moment Patrick Rothfuss. Er dürfte ruhig etwas schneller und mehr schreiben.

Literatopia: Schreiben. – Hand aufs Herz, wie schwer ist das noch für Dich? Sitzt Du nach drei abgeschlossenen Bänden zuhause und formulierst immer wieder um, oder geht Dir inzwischen beinahe alles recht locker von der Hand?

Bernd Rümmelein: Schreiben fällt mir normalerweise nicht schwer. Im Gegenteil. Ich war und bin ein Viel- und Schnellschreiber und könnte das fast ohne Unterbrechung machen. Hauptberuflich ist das nicht anders. Die Schwierigkeit ist eher, das Hobby in einem vernünftigen und überschaubaren Rahmen zu halten bzw. in die passende Form für ein Buch zu bringen. Im Moment – nach Abschluss des dritten Bandes – ist die Fortsetzung der Geschichte für mich allerdings nicht leicht. Ich würde gerne etwas anderes dazwischen schieben, um mich erst einmal davon zu lösen und durchzuatmen. Zwischendurch etwas Neues ausprobieren. Einen anderen Stil, eine andere Geschichte. Aber das geht nicht. Über zweitausend Seiten waren sehr viel Arbeit, was schon mal – auch von mir selbst - unterschätzt wird. Anstrengend neben der Arbeit und der Familie und all den übrigen Verpflichtungen. Die Abgabetermine drücken. Aber das Jammern nutzt nichts. Die Fortsetzungen müssen fertig werden.

Literatopia: Und jetzt zur Zukunft! – Wo siehst Du Dich in fünf Jahren? Wirst Du weiter schreiben? Wenn ja, bleibst Du dann der „High-Fantasy“ treu oder möchtest Du Dich auch in anderen Genres versuchen?

Bernd Rümmelein: In fünf Jahren? Das ist ja hier wie im Vorstellungsgespräch bei der Perspektivenfrage ;-)

Nun meine Söhne werden dann zehn und sieben Jahre alt sein, zur Schule gehen und es wird ihnen, meiner Frau und mir hoffentlich weiterhin gut gehen. Das wäre das Wichtigste vorne weg. Ansonsten würde ich mir wünschen, dass ich als Autor einigermaßen Fuß fassen kann und meine Geschichten hoffentlich gerne gelesen werden. Natürlich werde ich weiter schreiben. Von einer Leidenschaft kann niemand wirklich lassen. High Fantasy wird eine der Richtungen sein, in der ich mich zu Hause fühle und bestimmt noch die ein oder andere Geschichte schreiben kann. Aber auch Geschichten in anderen Genres sind durchaus denkbar. Festlegen kann ich mich heute noch nicht. Ich denke aber, dass die meisten meiner Geschichten einen phantastischen Hintergrund oder zumindest Elemente daraus aufweisen werden.

Literatopia: Bernd, Besten Dank für Deine Zeit und das ausführliche Interview!

Bernd Rümmelein: Ich habe zu danken. Ich wünsche allen Lesern ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest, Gesundheit und einen guten Rutsch ins neue Jahr.


Autorenfoto: Copyright by Bernd Rümmelein

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Dieses Interview wurde von Angelika Mandryk für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.