Timmy kennt den Weihnachtsmann (Christian von Aster)

Periplaneta; Auflage: 1., Buch mit CD (5. November 2009)
Broschiert: 48 Seiten, 12,50€
ISBN-13: 978-3940767431

Genre: phantastische Weihnachtsgschichten/ Humor


Klappentext

Die titelgebende Geschichte spielt im weihnachtlichen London des Jahres 1840, in dem eine Gruppe beherzter Straßenkinder, unter Führung des kleinen Timmy, die wahre Identität des Weihnachtsmannes herausfindet. Die Kinder beschließen, das kommende Fest zu einem wahrhaft unvergesslichen zu machen. Das allerdings hat weniger mit Nächstenliebe als mit dem städtischen Totengräber zu tun...

Christian von Aster, Ausnahmeautor und Satiriker, verquickt die weihnachtliche Welt eines Charles Dickens mit den abgründigen Konsequenzen des Kapitalismus und erzählt augenzwinkernd von einfallsreichen Kindern, größeren Geschenken und denen die dafür über die Klinge springen müssen. All das geschieht jedoch höchst weihnachtlich.

Weitere Titel auf der CD sind "Dunkle Geschäfte", "Knecht Ruprecht packt aus" und "Post aus Weihnachtsmanns Tintenfass".


Rezension

Mit „Timmy kennt den Weihnachtsmann“ erscheint bei Periplaneta eine Neuauflage von Christian von Asters Buch. Und es bringt eine Hörbuchversion von sich selbst gleich mit. Eingesprochen vom Autoren persönlich und mit drei weiteren Geschichten versehen.
Jede einzelne beschäftigt sich damit mit einem Aspekt von Weihnachten, mal realitätsnah, mal märchenhafter, aber immer mit einem Augenzwinkern.

Timmy kennt den Weihnachtsmann

Die Geschichte beginnt mit der typischen Weihnachtsidylle einer Familie an Weihnachten. Der erste Bruch entsteht allerdings, als der Weihnachtsmann an die Tür klopft. Dieser ist sturzbetrunken und vor allem, wie Timmy herausbekommt, der Henker Londons. Da Timmy nicht das erwartete Geschenk bekam, beschließt er Abhilfe zu schaffen. 
Dass der Henker der echte Weihnachtsmann ist, steht für ihn außer Frage und da dieser offensichtlich arm ist, braucht er mehr Kundschaft. - Also, mehr Leute zum Köpfen.
Fortan sorgen Timmy und seine Freunde mit allen Tricks dafür, dass es nicht an Nachschub für den Richtblock mangelt.
Ausgehend von der Atmosphäre einer klassischen Weihnachtsgeschichte, treibt Christian von Aster seine Geschichte immer weiter ins Absurde, wird dabei aber nie lächerlich, sondern der Hörer hat vielmehr ein versonnenes Lächeln auf den Lippen. Dazu bietet er eine böse Moral, die man aber in Zeiten der Finanzkrise auf manch einen übertragen möchte.
Allerdings, das darf auch nicht verschwiegen werden, wirken manche Witze arg bemüht und gewollt und die meisten Klischeebrüche der Weihnachtsgeschichte entsprechen genau denen, die man erwarten würde. Da hätte man sicher noch einiges mehr herausholen können, hätte man auf diese plumpen Witzchen verzichtet.

Dunkle Geschäfte

Ein alter Mann setzt mit einem Boot zu einem Piratenschiff über, um dort dringende Geschäfte zu erledigen. Sie sind die Besten laut seiner Aussage und sein Gedächtnis ist auch nicht mehr so gut, deshalb braucht er ihre Hilfe.
Eine kleine aber feine Geschichte, deren Pointe leider etwas verschenkt wird, da sie sich auf einer Weihnachts-CD befindet. So kann man das Ende fast erraten. In einem anderen Zusammenhang wäre sie um einiges wirkungsvoller. Trotzdem ist sie stilistisch und von der Idee, das Highlight der CD, zudem Christian von Aster hier Stimmung und Personen auch stimmlich am Besten herüberbringt.

Knecht Ruprecht packt aus

Knecht Ruprecht packt aus. Und zwar darüber, wie der Weihnachtsmann dafür sorgte, dass die Trolle böse wurden. Der Grund ist einfach, er wollte nicht mehr so viele Steine zu Weihnachten schleppen. Das Weihnachtsgeschenk für Trollkinder schlechthin.
Eine gute, flott geschriebene und amüsante Geschichte, deren Umsetzung als Kinderbuch vielleicht gar nicht mal so uninteressant wäre.

Post aus Weihnachtsmanns Tintenfass

In dieser Geschichte geht der Autor auf die Unsitte ein, Weihnachten immer weiter zu kommerzialisieren. Dazu bedient er sich eines Mannes der von seinem Leben als Weihnachtsgrußkartenschreiber berichtet. Die Geschichte endet mit dem Aufruf „das Fest nicht zur schäbigen Butterfahrt verkommen“ zu lassen. 
Gleichzeitig wird noch der Zwang alles billiger und zweckmäßiger zu gestalten aufs Korn genommen, bis nichts mehr übrig bleibt als eine billige Kopie.
Die Moral ist fast schon zu aufdringlich und auch humoristisch ist sie nicht das Glanzstück der CD, eher der schlechteste Beitrag.

Christian von Asters Vortrag ist auf jeden Fall hörenswert. Mit seiner Stimme transportiert er sehr gut die Atmosphäre der einzelnen Geschichten und zieht den Hörer so in sie hinein. Die einzelnen Figuren versieht er mit eigener Stimmlage und Tonfall. Auf dieser Seite kann die CD uneingeschränkt punkten.
Die Geschichten sind dafür etwas durchwachsen, aber alle durchweg gut, wenn auch ein zwei etwas abfallen. Vor allem „Dunkle Geschäfte“ ist empfehlenswert. Sie wirkt, als ob der Autor an ihr den meisten Spaß beim Schreiben und Aufnehmen hatte.


Fazit

Aufnahme und Qualität des Hörbuches sind anstandslos. Christian von Asters Geschichten bieten einen schönen Kontrapunkt zu all den besinnlichen Geschichten dieser Zeit und dürften die meisten Menschen, die Humor besitzen, gut unterhalten. Vor allem in der Titelgeschichte ist auch noch etwas Gesellschaftskritik zu finden, wodurch diese noch aufgewertet wird. 
Anspieltipps sind „Dunkle Geschäfte“ und „Knecht Ruprecht packt aus“, die man beide auch gut mit Kindern zusammen hören kann, ohne sie zu überfordern


Da leider nur die CD vorlag, kann diese Ausgabe von „Timmy kennt den Weihnachtsmann“ nicht im vollen Umfang besprochen und bewertet werden. Die Geschichten an sich wissen zu überzeugen.
Wie aber die Illustrationen und die Verarbeitung des Buches sind, darüber kann leider keine Aussage getroffen werden. Deswegen wird an dieser Stelle auch ausnahmsweise auf eine Wertung verzichtet.