Kalter Grund (Eva Almstädt)

Verlag: Bastei Lübbe, November 2004
TB, 272 Seiten, € 6,99
ISBN: 978- 3404152391

Genre: Krimi


Klappentext

Ein mysteriöser Dreifachmord auf einem Bauernhof versetzt die Bewohner eines holsteinischen Dorfes in Angst. Für Pia Korittki, neue Kommissarin bei der Lübecker Mordkommission, soll dieser Fall zur Bewährungsprobe werden. Als während der Ermittlungen ein sechzehnjähriges Mädchen spurlos verschwindet, wird die Zeit knapp. Und Pia erkennt, dass sich hinter der Fassade ländlicher Wohlanständigkeit abgrundtiefer Hass und verbotene Leidenschaften verbergen…


Die Autorin

Eva Almstädt, 1965 in Hamburg geboren und dort auch aufgewachsen, absolvierte eine Ausbildung in den Fernsehproduktionsanstalten der Studio Hamburg GmbH und studierte Innenarchitektur in Hannover. Seit 2001 ist sie freie Autorin. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Grebin, Schleswig-Holstein.


Rezension

Der erste Fall für die Kommissarin Pia Korittki in der Lübecker Mordkommission. Pia ist neu im Team und muss sich gleich mit den Anfeindungen der Kollegen auseinandersetzen, die glauben, sie hätte den Job nur durch Beziehungen bekommen. Und dann ist sie auch noch eine Frau, das geht ja schon mal gar nicht. Pia braucht viel Geistesgegenwart und Intelligenz, um sich endgültig durchzusetzen. Denn wer solche Kollegen hat, der braucht keine Feinde mehr.

Erschreckend viele Steine werden ihr in den Weg gelegt. Massnahmen, die sie für den Fall anordnet, werden ständig hinterfragt, fast alles muss sie auf ihre eigene Verantwortung übernehmen, eigentlich lässt man sie gar nichts alleine entscheiden. Auch als sich herausstellt, dass ihr Instinkt goldrichtig ist, erntet ihr Kollege die Lorbeeren. Ständig kreuzen typische Fälle von Machoimponiergehabe ihren Weg, sie hat oft das Gefühl sich entschuldigen zu müssen, nur weil sie eine Frau ist. Die Männer in ihrer Dienststelle geben einfach keine Ruhe, akzeptieren sie nur sehr schwer und intervenieren damit sogar fast den Fall. Es grenzt schon beinahe an Mobbing, was die Kollegen ihr zumuten. Aber Pia beißt sich durch, sie ist Vollblutpolizistin und hat auch dafür den richtigen Riecher, was sie in ihrem ersten Fall auch eindrucksvoll unter Beweis stellt.

Der Fall selber ist verzwickt und interessant, drei Leichen, Vater, Mutter und Sohn werden auf einem einsamen Hof in Schleswig-Holstein erschossen - mitten im Winter. Stimmig setzt Eva Almstädt den Tatort ins Bild, genauso kaltblütig wie der Mörder ist auch das Wetter und die Landschaft, kahl die Felder und eiskalt der Winter. Pia muss sich jetzt auch noch zusätzlich mit verstockten Dorfbewohnern herumschlagen, die alle der Meinung sind, dass die Familie bekommen hat, was sie verdiente. Eine typisch eingeschworene Dorfgemeinschaft stellt sich ihr schon mal in den Weg, Einmischung ist hier nicht erbeten. Allgemein ist man der Meinung, der Täter hat noch ein gutes Werk getan. Allerdings zeichnen sich schnell menschliche Abgründe ab, jeder hat sein kleines Geheimnis und bei so manchem gab es auch große Katastrophen. Leider verlässt sie am Ende auch noch ihr Instinkt, blindlings läuft sie in eine Falle des Mörders. Das ist auch schon fast der einzige Kritikpunkt an dem sonst so stimmigen Buch, diese Handlungsweise passt nicht zu der ansonsten recht kühl überlegenden Pia.

Einige Längen gibt es zwischendurch auch schon mal, auch das Privatleben von Pia spielt eine relativ große Rolle. Es geht ja nicht spurlos an ihr vorüber, dass ihre Kollegen sie nicht akzeptieren. Und so gibt es manchmal Handlungen, die normalerweise nicht gemacht würden, wenn die Akzeptanz stimmt.

Das Buch macht auf jeden Fall Lust auf mehr Fälle mit Pia, man darf gespannt sein, wie sich ihr Verhältnis zu den Kollegen noch entwickelt. Das Coverbild ist sehr gut gewählt, genauso kann man sich den Hof vorstellen, an dem die Morde passiert sind. Bekannte Orte spielen sowieso eine große Rolle, wer in diesem Gebiet wohnt oder auch schon mal Urlaub gemacht hat, kann sich bestimmt vieles viel besser vorstellen. Das macht ja auch den unbeschreiblichen Reiz von solchen Lokalkrimis aus. Die Charaktere sind gut getroffen, das kleine Dorf bildlich beschrieben und man kann sich prima in alles hineinversetzen.


Fazit

Ein stimmiges Erstlingswerk mit der Kommissarin Pia Korritki, atmosphärisch wunderschön in Szene gesetzt. Man fröstelt so richtig mit den Charakteren bei der Lektüre und freut sich auf weitere Fälle in der wunderschönen holsteinischen Umgebung.


Pro und Contra

+ stimmige Atmosphäre
+ bekannte Orte
+ ausgeprägte Charaktere
+ spannend
+ interessantes Mordmotiv

- stellenweise etwas langatmig
- unsympathische Polizisten

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5