Gezeichnet - House of Night 1 (P.C. und Kristin Cast)

Verlag: Fischer FJB, Dezember 2009
Originaltitel: Marked
übersetzt von Christine Blum
HC, 464 Seiten, € 16,95
ISBN: 978- 3596860036

Genre: Dark Fantasy / Jugendbuch

 


 

Klappentext

Die 16-jährige Zoey hasst ihr so genanntes Leben: Ihre Patchwork Familie ist der absolute Horror, und an der Highschool sitzt sie zwischen allen Stühlen. Sie braucht verdammt viel Intelligenz, Humor und Selbstbewusstsein, um sich nicht unterkriegen zu lassen.
Aber dann passiert etwas total Verrücktes: Ein Vampyr-Späher erkennt ausgerechnet in Zoey eine Auserwählte. Jetzt ist Zoey Gezeichnet und unwiderruflich auf dem Weg, ein Vampyr zu werden. Aber überleben kann sie diese Wandlung, wenn überhaupt, nur an einem Ort: im House of Night, dem Internat für Vampyre. Schnell wird klar, dass es dort neben dem ganz normalen Wahnsinn auch um Macht und Magie, um Leben und Tod, geht. Wie sich nach und nach herausstellt, ist Zoey kein gewöhnlicher Vampyr, sondern eine Auserwählte der Vampyrgöttin Nyx. Und die hat Großes mit ihr vor…

 


 

Rezension

P. C. und Kristin Cast sind das neue Erfolgsduo bei paranormalen Teenagergeschichten. Das Mutter und Tochter Gespann hat eine ganze Serie über das House of Night, ein Vampyrinternat geschaffen, von der im Original schon mehrere Bände erschienen sind. Tochter Kristin hat den Part der Teenager übernommen, ihre Sprache soll authentisch wirken. Leider wirkt sie eher aufgesetzt und gewollt kindisch, ein Mittelding zwischen Erwachsenen und Teenagern. Zoeys Einwürfe, oft witzig und sarkastisch, lockern die Sprache zwar sehr auf, ein störender Eindruck bleibt aber haften. Nicht nur Teenager, sondern auch der erwachsene Leser soll angesprochen werden mit einer Geschichte, die sehr viel Potential enthält.

Leider merkt man dem ersten Band Gezeichnet doch sehr stark an, dass es zum einen der erste Band einer Serie ist und zum anderen die Serie auf viele Fortsetzungen aufbaut. Langatmig werden alle Charaktere vorgestellt und auch die neuen Erfahrungen, die Zoey in der Schule überfluten, werden bis ins kleinste Detail beschrieben. Natürlich gibt es als Vampyr eine Menge neuer Rituale, auch diese werden minutiös dargestellt. Das zeugt zwar von einer Menge Phantasie, aber ein bisschen weniger wäre erheblich spannender gewesen. Man muss sich schon zusammenreißen, um bei der Stange zu bleiben, der Spannungsbogen kann nicht gehalten werden, da viel zu viel erklärt und beschrieben wird, vor allem unnötige Wiederholungen fallen immer wieder auf. Wenn Zoey ihre Erlebnisse jemandem anderen erzählt, dann werden sie detailgenau wiederholt, als ob man dem Leser nicht zutraut, die Handlung auch über zwei Seiten zu behalten. Auch die Rituale sind beim ersten Mal noch ganz spannend, bei der zweiten oder dritten Wiederholung hätte man sich den langen Text wirklich sparen können. Der erste Band umfasst lediglich die ersten 4 Tage, die Zoey in der neuen Schule verbringt, dafür passiert aber schon eine ganze Menge.

Und es ist einfach zuviel, dadurch wird es ziemlich unglaubwürdig. Zoey bekommt nicht die Zeit, sich mit ihrem neuen Dasein abzufinden und einzugewöhnen, sie muss sich von Anfang an immer wieder beweisen. Ihre neuen Freunde, Stevie Rae, Damian, Shaunee und Erin sind lediglich Staffage für ihre Superkräfte, intuitiv handelt sie richtig und folgt meistens erst in letzter Sekunde ihrer Eingebung. Die Kräfte, die sie entwickelt, haben andere erst nach 4 Jahren Schule – wenn überhaupt. So verstärkt sich während des Lesens immer mehr das Gefühl, dass hier eine neue Superheldin gezüchtet wird, leider zu überstürzt und zu gewollt mächtig. Auch hier wäre weniger wesentlich mehr gewesen.

Die Charaktere sind recht einseitig gezeichnet, Zoey die Superheldin, Stevie Rae das Cowgirl, Damian der schwule Vampir und die Zwillinge Erin und Shaunee, die zwar unterschiedlich aussehen, aber in Charakter und Verhalten sich gleichen wie ein Ei dem Anderen. Diese Vier stehen absolut hinter Zoey, sie sind froh, dass endlich jemand die verhasste Aphrodite vom Thron stoßen will. Auch Aphrodite ist ein stereotyper Charakter, die betörend schöne Blondine, die ihr Gift gezielt verspritzt. Ist sie wirklich so gut, dass es die erwachsenen Vampire nicht merken? Angeblich bemerken sie jede Lüge sofort, deshalb ist das Rätsel auch dem Leser überlassen, warum erst eine Zoey kommen muss, um eine Fastabsolventin der Schule, mit Ausbildung zur Hohepriesterin, zu enttarnen. Lediglich Eric Night, in den sich Zoey sofort verliebt und ihre Mentorin Neferet, die Hohepriesterin und Rektorin des Internats sind etwas undurchsichtiger, die beiden lassen sich nicht wirklich einschätzen und in eine Schublade packen. Im Gegensatz dazu werden Zoeys ehemalige Mitschüler auch nur als feiersüchtige, biertrinkende und kiffende Teenager dargestellt, Zoey war wohl die einzig Vernünftige an ihrer Highschool.

Vampire werden hier sehr verherrlicht, nicht nur, dass alle betörend gut aussehend sind und eine magische Ausstrahlung haben, so wird auch ständig darauf hingewiesen, dass alle Künstler wie Schauspieler, Musiker oder Maler echte Vampire sind – reine Menschen sind zu solcher Kreativität nicht in der Lage. Als menschlicher Leser fühlt man sich dann ein bisschen verletzt und minderwertig, auch wenn man weiß, dass es nur eine erfundene Geschichte ist. Interessant ist auch die Tatsache, dass die Vampire bei den Menschen bekannt sind und geduldet werden, keiner ist verblüfft, wenn jemand Gezeichnet wird.

Unwillkürlich drängen sich Vergleiche mit Harry Potter auf. Ein Teenager, der sich Zuhause unwillkommen fühlt, wird von heute auf morgen in eine andere Welt geworfen. In eine Welt der Magie und Mystik, in der es andere, nicht-menschliche Wesen gibt und jeder besondere Gaben hat. Dazu das Internat, in dem sofort gute Freunde gefunden werden. Rivalisierende Gruppen tauchen auch sofort auf und natürlich hat die Protagonistin eine außergewöhnliche Gabe, die sie übermächtig macht und die auch kein anderer hat. Und nicht zu vergessen, die größte Gemeinsamkeit, das Mal auf der Stirn. Wieder nur eine Schriftstellerin, die auf der Erfolgswelle mitschwimmen will? Warum nicht, wenn es gut gemacht ist, denn J. K. Rowling hat uns ja gezeigt, an welchen Geschichten Teenager Gefallen finden und selbst Erwachsene in eine Welt eintauchen können, die niemals real existieren wird.

Das Buch ist wunderschön ausgestattet, nicht nur durch sein geschmackvolles Cover. Hier hat sich der Fischer Verlag wirklich etwas einfallen lassen, jeder Anfang eines neuen Kapitels wird von stilvollen Ornamenten begleitet. Die gleichen Ornamente finden sich auch in schwarz auf dem Schutzumschlag wieder und in geschmackvollem Pink auf den Coverinnenseiten. Außerdem beinhaltet der Schutzumschlag von innen ein Poster, allerdings braucht man dafür alle Teile der Serie, bis es vollständig ist. Trotzdem ist es für Fans eine nette Idee und man bekommt diesmal wirklich etwas geboten für sein Geld.

 


 

Fazit

Der vielversprechende Auftakt einer neuen Fantasy Serie – nicht nur für Teenager. Wenn es auch an diesem ersten Buch noch viel zu kritisieren gibt, so ist doch genügend Potential vorhanden, um zu fesseln. Die nächsten Bände werden zeigen, ob hier zu Recht Begeisterungsstürme ausgelöst werden. Es lohnt sich auf jeden Fall durchzuhalten, denn die Geschichte beinhaltet viele interessante Ideen und Ansätze.

 


 

Pro und Contra

+ ein Vampirinternat
+ interessante und ungewöhnliche Charaktere
+ interessante Geschichte
+ humorvoll
+ schöne Gestaltung des Buches
+ neue Ideen

o Jugendsprache wirkt zu aufgesetzt

- unnötige Wiederholungen von Sachverhalten
- langatmige Erzählweise
- Vampire werden zu sehr verherrlicht
- Charaktere größtenteils stereotyp
- Zoeys Verwandlung zu schnell und zu unglaubwürdig
- zu viele Superkräfte bei ihr

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5



Zur Rezension von „Betrogen“ (Band 2)

 

Tags: Vampire, P.C. und Kristin Cast