Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet (Alan Bradley)

 
Deutsch von Gerald Jung und Katharina Orgaß
 
Penhaligon 2009
383 Seiten, gebunden
ISBN 978-3-7645-3027-3
Preis: € 19,60 (D)

Genre: Krimi

Rezension

Juni 1950: Die elfjährige Flavia de Luce lebt mit ihren pubertierenden Schwestern und ihrem auf Briefmarken völlig versessenen Vater Colonel de Luce auf dem familieneigenen, englischen Adelssitz. Neben dem normalen Kleinkrieg mit ihren älteren Schwestern geht Wildfang Flavia mit Vorliebe auch ungewöhnlicheren Freizeitbeschäftigungen nach: Sie liebt es, mit ihrem Fahrrad über die staubigen Feldwege zu rasen, doch vor allem hat es ihr die Chemie angetan, insbesondere die Gifte, die sie im vom Onkel geerbten Labor selbst mischt und nachweist.

Da liegt eines Tages ein toter Vogel mit aufgespießter Briefmarke am Schnabel vor der Tür, der den Colonel leichenblass werden lässt und es taucht mitten in der Nacht seltsamer Besuch für ihren Vater auf, der am nächsten Morgen sterbend vor Flavia im Garten liegt, vergiftet. Als ihr Vater daraufhin des Mordes verdächtigt wird, beschließt Flavia, selbst Nachforschungen zu betreiben und seine Unschuld zu beweisen. Dabei gelingt es ihr, mit Leuten zu reden und Dinge aufzuspüren, die der Polizei bisher entgangen sind, doch schlussendlich muss sie erkennen, dass ihr Vater tatsächlich ein dunkles Geheimnis hütet. Und dass sie ihre scheinbar naive Fragerei ganz schön in Gefahr bringen kann..

Der Auftakt zu einer ganzen Serie von Büchern überzeugt vor allem durch die liebenswürdig-schräge, kindlich übermütige und verdammt schlaue Flavia, deren Persönlichkeit den Leser aus den Seiten förmlich anspringt. In der liebevoll rekonstruierten Umgebung der 1950er Jahre schickt Alan Bradley seine junge Hauptfigur auf die keineswegs klar vorgezeichnete Suche nach der Wahrheit und in die allgegenwärtige Fehde zwischen den Schwestern, die fast Adamsfamily-artige Züge annehmen kann. Das ganze aus der Sichtweise eines Kindes zu schreiben (und zwar ohne dabei von dem Kind übermenschlich heroische Taten und unrealistische Reaktionen zu verlangen), verschafft der Leserin eine völlig neuartige, interessante Perspektive.

Allerdings scheint genau diese Perspektive auch die Übersetzer vor ein gröberes Problem gestellt zu haben. Als Leser der deutschsprachigen Ausgabe hat man das Gefühl, als hätten sich die Übersetzer vor allem zu Beginn nicht so recht auf eine Zielgruppe – Kinder? Jugendliche? Erwachsene? Setting und Inhalt lassen auf Erwachsene schließen, der Tonfall auf ein jüngeres Publikum – einigen können, und so findet man „peppige“ Worte und Sätze, die seltsam aus Flavias klugen Gedanken hervorstechen und die man im Englischen Original nicht finden wird. Ohne das allzu sehr in eine Übersetzungskritik ausarten zu lassen, doch vergleicht man nur die erste Seite auf Deutsch und auf Englisch, bemerkt man, dass das Englische hier um einiges atmosphärischer und stimmiger ist, als das Deutsche, das zu flippig und abgehackt wirkt – bzw. als müssten die Übersetzer erst einen Stil für ihre Arbeit finden.

Fazit

Insgesamt spannend geschrieben, man erkennt erst relativ spät (und dann mit, nicht vor Flavia), wer der Täter ist. Das Buch kommt dabei ohne wirkliche Grauslichkeiten aus, Flavia besticht durch ihre schrullige, kluge Art und macht dieses Buch zu etwas Besonderem. Allerdings, so wirklich 100%ig gepackt hat das Buch die Rezensentin nicht und das lag hier vor allem am Stil der deutschen Ausgabe, der leider doch Einiges jenes Charmes verspielt, den das Originalenglische hat, stellenweise zu krampfhaft keck, frech wirkt, an anderen Stellen zu abgehackt, zu „Wischiwaschi“. Konzentriert man sich jedoch ganz auf die Handlung und auf Flavia, erfüllt der Roman seinen Zweck als Auftakt zur Serie dennoch: Das nächste Buch wird bestimmt gelesen.

Extras: Zeichenband

 

Bewertung


Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß - aufgrund des Stils leider nur: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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