Genre: Dark Fantasy
Klappentext
Als die junge Studentin Lea in der Villa ihres Professors auf Adam trifft, ist sie vom ersten Augenblick an gebannt. Adam ist unwirklich schön, schweigsam ... und er hat ein tödliches Geheimnis: Er ist von einem Dämon besessen, der ihn dazu zwingt, Lea auf die dunkle Seite zu ziehen. Doch mit aller Macht kämpft er dagegen an. Denn er liebt Lea. Eine Liebe, in der ein einziger Kuss alles verändern kann.
Rezension
„Kann man einen Vampir lieben?“ – So die Frage des Buchrückens von Morgenrot, die zumindest jeder Vampirliebhaber sogleich und ohne einem Zögern beantworten kann: Ja, kann man. Will man. Unbedingt! Mit dieser Euphorie macht sich Tanja Heitmanns Debüt die derzeit vorherrschende Leidenschaft für Vampire zunutze, ohne dem Leser jedoch tatsächlich Vampire bieten zu können. Denn die Autorin hat sich mit einem eigenen, dämonischen Bild der "Blutsauger" einen Namen gemacht ...
Lea ist jung, hübsch und ziemlich verstört. Gemeinsam mit ihrer Freundin besucht sie eines Abends eine Bar und hofft, endlich einen Abend ausspannen und ihre Vergangenheit vergessen zu können. Mit ihr auch Adam. Der Mann ihrer Träume, vor dem sie schließlich fliehen musste, um in Sicherheit zu sein. Doch all ihre Vorsicht, die sie in die Einsamkeit geführt hat, scheint vergebens. Denn nach langer Zeit steht er schließlich vor ihr, um etwas von ihr einzufordern. Leas Gefühle für den überaus reizvollen, doch plötzlich hartherzig gewordenen Mann bringen die junge Frau erneut in Lebensgefahr.
Morgenrot verspricht viel. Vom Klappentext, bis hin zur Ankündigung, soll dieses Buch mit neuen Ideen begeistern können. „Biss für Erwachsene“ – so sagen Fans, die in Tanja Heitmann ihre neue Garantin für bezaubernde Romantik gefunden sehen. Doch wer sich deshalb eine anspruchsvoll ausgewachsene Liebesgeschichte erwartet, der wird enttäuscht sein, denn Morgenrot bietet zwar härtere, vielleicht auch reifere Dark Fantasy, weiß mit dieser jedoch nur mäßig zu überzeugen.
Anfängs lässt sich diese Tatsache noch nicht vermuten, denn die Autorin schreibt flüssig, gehoben und schafft es, das sprachliche Niveau ihrer Geschichte zu halten. Man liest von Lea und ihrer Angst, klettert nach wenige Seiten in die Vergangenheit und entdeckt mir ihr die Ursprünge ihrer Unsicherheit. Diese ist verständlich aufgebaut und besticht durch so manch ausformulierte Leckerbissen, die den Leser neugierig machen und schnell von Seite zu Seite blättern lassen. Die dabei entstehende Leichtigkeit löst sich jedoch leider langsam auf, bis sie schließlich gänzlich verschwindet, als Tanja Heitmann den Leser vergeblich versucht, mit einer zu schnell aufgebauten Liebesgeschichte zu begeistern. Eine Vorgehensweise, die vorwiegend überfordert und es schwer macht, sich auf die Liebe zwischen Lea und Adam einzulassen. Denn beide Charaktere kommen dem Leser nicht so nah, wie dieser es sich wünschen würde. Vor allem Lea schwächelt, die einfach zu kindlich und überrollt von ihren eigenen Gefühlen wirkt.
Auch Adam weiß nicht besser zu überzeugen. Zwar ist er ungemein einnehmend, doch erfährt man nur sehr wenig über ihn. Was ihn schlussendlich treibt, wird erst am Ende des Buches greifbar gemacht und sein Dasein als Diener eines in ihm schlummernden Dämons nur umzeichnet, anstatt erklärt. Hier hätte es sich Tanja Heitmann nicht nehmen lassen sollen, etwas mehr in die Tiefe zu gehen, denn gerade für die angelockten Vampir-Fans (die keinen „wirklichen“ Vampir in diesem Buch zu Gesicht bekommen) wäre gerade dieser Hintergrund interessant gewesen, um sich für die Welt der Dämonen vollends begeistern zu können.
Diesem unausgegorenen Gesamteindruck kann die Autorin nur mit der griffigen Handlung etwas entgegensetzen, die unüblicher ist, als man sie bisher lesen durfte. Schon der Prolog fesselt und lässt einen innerlich nach Antworten gieren. Warum fürchtet Lea sich? Ist sie paranoid geworden oder gibt die Vergangenheit ihr Recht? Diese Fragen beantwortet Tanja Heitmann gelungen, doch nicht ohne den Leser gebührend in die Irre zu führen und ihn zappeln zu lassen. Wer sich daran erfreuen kann, wird bestimmt auf seine Kosten kommen und vielleicht auch einen der sehr gelungenen (inneren) Kämpfe genießen, die es bis dahin zu lesen gilt.
Das Ende allerdings verdient erneut Kritik, denn es ist vage und wirkt – betrachtet man das Werk im Gesamtbild – zu unvorbereitet, um tatsächlich akzeptiert werden zu können. Offen wie es ist, lässt es dem Leser (zu) viel Raum für eigene Gedanken, die jedoch einen faden Beigeschmack hinterlassen, da es durch mangelndes Hintergrundwissen nicht möglich ist, sich die Geschichte nach Tanja Heitmanns Vorstellungen zu Ende zu denken.
Fazit
„Morgenrot“ ist ein Debüt, das sich nicht über diesen Begriff hinwegsetzen und darüber hinaus überzeugen kann. Dennoch ist es bis auf wenige Längen gut zu lesen und bietet interessante Ideen in einer akzeptablen Art verpackt. Wer sich generell gerne mit Dämonen und sehr zwiespältigen Gefühlen konfrontiert sehen möchte, der wird an den innerlichen Qualen der Protagonisten sicherlich Freude finden und dieses als Liebespaar schlussendlich ins Herz schließen können.
Pro und Kontra
+ wunderschönes Cover
+ sehr lockerer & flüssiger Stil
+ interessante Ideen
+ überraschende Wendung im Mittelteil
o durchschnittliche Charaktere
o offenes Ende
- Längen vorhanden
- mangelhaft ausgemalter Hintergrund
- Liebesbeziehung nur eingeschränkt überzeugend
Bewertung:
Handlung: 3 / 5
Charaktere: 3 / 5
Lesespaß: 3 / 5
Preis/Leistung: 3,5 / 5