Lappalie (Kirsten Marohn)

Books On Demand, 2. Auflage September 2008
HC mit SU, 204 Seiten
€ 19,95 (D)
ISBN: 978-3-8370-6682-1

Genre: Belletristik


Klappentext:

“Dass sich dein Henrik so gut mit den Studentinnen seines Volkshochschulkurses versteht, sollte dir zu denken geben, Jasmin.”

Immer macht Lisa diese rätselhaften Andeutungen. Und Sven pflichtet ihr bei, aber Sven zählt nicht. Sven – Gentleman der alten Schule, der es gewohnt ist, die Fäden in der Hand zu halten, aber völlig den Faden verliert, sobald Jasmin in der Nähe ist – ist schon seit der Hochzeit in sie verliebt. Besucht ihr Schwager sie deshalb jeden Morgen auf der Arbeit? Aber Untreue war nie ihr Ding, und auch wenn Henrik sein Ding jetzt woanders durchzieht – ist sie nicht stets Herr der Lage geblieben? Und hätte Henrik nicht allen Grund, nach allem, was in ihrem Ehebett geschieht – oder sollte sie besser sagen, nicht mehr geschieht?

Vielleicht hätte sie Henrik von der Sache mit seinem Vater erzählen sollen, jener Sache, die damals in der Küche geschah, als sie einen Moment nicht aufpasste und ihr Schwiegervater die Situation ausnutzte. Vielleicht würde Henrik dann verstehen, warum ihr Liebesleben seitdem der reinste Spießrutenlauf ist. Aber spielt das nach zwölf Jahren noch eine Rolle?

Genau für diese Ungereimtheiten beginnen sich Sven und Lisa zu interessieren – aber auch Jasmin hält noch eine Überraschung bereit …


Rezension:

Seit zwölf Jahren bewahrt Jasmin ein Geheimnis. Schon beim Lesen des Klappentextes kann man sich denken, was an Silvester 1992, kurz nach der Hochzeit mit dem jüngeren der beiden Söhne, in der Bolgerschen Einbauküche vorgefallen ist. Dementsprechend ist die Aufdeckung im Buch auch nichts Besonderes, da der Leser im Grunde schon weiß, was Sache ist. Auch das Ende ist ziemlich vorhersehbar, und zwischendrin wirken sowohl die Handlung als auch die Dialoge unwirklich und überspitzt, obwohl das Buch insgesamt nah am Leben geschrieben ist.

Die Story um eine junge Frau, die viel zu früh und viel zu schnell heiratet, zwei recht ungleiche Brüder und ein Geheimnis, mit dem die Protagonistin zwölf Jahre lang leben muss, ist sehr durchwachsen zu betrachten. Neben verhältnismäßig doch zahlreichen Rechtschreib- und Interpunktionsfehlern kann auch die Sprache nicht vollends überzeugen. Dialoge sind so gestaltet, dass sie sich über mehrere Seiten hinziehen, aber im Grunde im Kreis drehen – Aussagen werden wiederholt, nur anders verpackt. Dadurch verliert man als Leser zwischendurch leider doch mal die Lust zum Weiterlesen. Auch einige Handlungen sind nicht unbedingt nachvollziehbar, wie zum Beispiel das schriftliche Geständnis des Schwiegervaters, das allerdings nicht an den betroffenen jüngeren, sondern an den älteren Sohn geht. Der im Übrigen ein ganz besonders enges Verhältnis zu seiner „Lieblingsschwägerin“ unterhält, sodass der Leser sich des Öfteren fragt, warum die Protagonistin sich für den jüngeren Bruder entschieden hat.
Obwohl der Hintergrund ein sehr ernster ist, wird das Thema nicht besonders ausführlich betrachtet. Die Emotionen der Protagonistin; ihre Verzweiflung, ihre Angst vor der Lüftung des Geheimnisses und die Konsequenzen daraus, ihre Selbstzweifel; all das wird leider nur angerissen und nicht zur Genüge dargestellt. Hier hätte mehr auf Tiefe gebaut werden können. Auch das Verhältnis zu Sven wird sehr vage ausgeführt, zwar werden immer wieder kleine Erinnerungssequenzen eingebaut, insgesamt jedoch wird nicht besonders deutlich, wie nahe die beiden sich wirklich stehen. Hier hätte ebenfalls mit mehr kleinen Details und Tiefe gearbeitet werden können, um die Geschichte runder zu gestalten.

Mit ihrem Debüt zeigt Kirsten Marohn, dass die Wahrheit irgendwann ans Licht kommt und es nichts bringt, sie verstecken oder verschleiern zu wollen. Lappalie ist ein Aufruf, mehr Mut zu zeigen und seinen engsten Freunden mehr Vertrauen zu schenken. Hier liegt ein Buch vor, das vor allem für Erwachsene geeignet ist, doch vielleicht findet sich auch der eine oder andere Jugendliche im überstürzenden Hitzkopf der damals jungen Jasmin wieder. Trotz einiger Schwächen kann das Buch sich sehen lassen und bleibt zumindest für eine kleine Weile im Gedächtnis hängen.


Fazit:

Lappalie ist ein kurzweiliges Buch, das sich nicht unbedingt ausreichend mit einem ernsten Thema befasst. Schnell lesbar mit einigen Längen zeigt es, wie viel Mut und Zeit manchmal im Leben nötig ist, um dem Stillstand und der Vergangenheit zu entkommen.


Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 2/5