Die erste Wahrheit (Dawn Cook)

Blanvalet (Mai 2008)
Taschenbuch, Klappbroschur
Seiten: 480, 8,95 EUR [D]
ISBN: 978-3-4422-6576-3

Genre: Fantasy


Klappentext

Alissa glaubt nicht an Magie. Und schon gar nicht an die Märchen ihres verstorbenen Vaters von jener sagenhaften Feste in den Bergen, in der einst angeblich Drachen und mächtige Zauberer gewirkt haben. Bis es Alissa eines Tages selbst an diesen Ort verschlägt.


Rezension

Alissa wird buchstäblich von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt, um zur Feste der Magier zu gehen und dort eine Ausbildung als Bewahrerin zu beginnen. Dort ist schon ihr verstorbener Vater in die Lehre gegangen und war der Hüter eines wertvollen Buches, genannt Die erste Wahrheit. Alissa, die eigentlich nicht an Magie glaubt, tritt die beschwerliche Reise an, angetrieben von der Vorstellung das Buch ihres Vaters zu finden, dass dieser auf der Feste vor seinem Widersacher Bailic versteckt hat. Auf ihrem Weg durch die Berge begegnet sie dem Flötenspieler Strell, welcher beschließt, sie zu begleiten, da Alissa sich selbst oft in Gefahr bringt und sie, ohne seine Unterstützung, ihr Ziel nicht vor dem drohenden Wintereinbruch erreichen würde.

Im Wesentlichen beschränkt sich der Roman auf 4 Charaktere. Zum einen gibt es die junge Alissa. Sie ist sehr temperamentvoll und wird schon bei Kleinigkeiten leicht zornig, was aber nie lange andauert. Zudem wirkt sie auch aufgrund ihres Alters übermütig und naiv. Dadurch kommt sie in die ein oder andere kritische Situation, aus der Strell sie wieder retten muss. Dieser ist wegen seiner vielen Reisen erfahrener und hat ein ruhigeres Gemüt. Aufgrund des Verlustes seiner Familie, legt er oft eine tiefe Traurigkeit an den Tag, die sein sonst so sonniges Gemüt trübt. Bailic scheint von Grund auf böse zu sein. Schon als Jugendlicher wurde er von seinen Mitschülern wegen seines Aussehens gehänselt. Sein Hass wächst an und mündet in mörderischem Irrsinn. Mit allen Mitteln versucht er, die Macht über das Land an sich zu reißen. Talo-Toecan ist Meister der Magie. Trotz seiner langen Gefangenschaft verliert er nicht die Hoffnung frei zu kommen, die durch seinen Abscheu gegenüber Bailic angetrieben wird.
Die Charaktere sind Dawn Cook gut gelungen. Sie werden alle vielschichtig beschrieben, so dass keine Fragen aufkommen und diese authentisch wirken.

Die Geschichte von Die erste Wahrheit beginnt sehr vielversprechend und erinnert an die Romane von Trudi Canavan. Ein junges Mädchen macht sich auf, um ihrer Bestimmung nachzukommen und Magie zu erlernen. Das ist zwar kein neues Thema, aber schon die Reise zur legendären Feste hätte viel Stoff für spannende Abenteuer geboten. Diese Möglichkeit ließ Dawn Cook aber vorüberziehen. So erlebt man in der ersten Hälfte des Buches hauptsächlich, wie die zwei Protagonisten über beschwerliche Straßen laufen, sich Essbares im Wald suchen und jeden Abend an ihrem Feuer verbringen. Dabei wird viel Flöte gespielt und Kleidung bestickt. Langsam bahnt sich eine nicht nur freundschaftliche Zuneigung zwischen den beiden an. Diese wirkt aber sehr prüde, da Alissa schon errötet als Strell ihre Strümpfe zu Gesicht bekommt. Die restliche Reise plätschert gleichbedeutend ereignislos vor sich hin.
Nun erhofft sich der Leser bei der Ankunft in der Feste aufregendere und abwechslungsreichere Szenen, vor allem, da sich Alissa und Strell einem bösen, Furcht einflößendem Magier gegenüber sehen. Doch auch hier ist die Enttäuschung groß. Die drei beginnen sich gegenseitig zu beschatten und schleichen umeinander herum, doch kritisch wird die Situation nie. Die Handlung beschränkt sich im zweiten Teil des Buches fast ausschließlich auf die Problematik, Essen zuzubereiten und Handarbeit wird immer noch zuhauf betrieben. Die Suche nach dem Buch geht etwas unter und scheint zu einer Nebensächlichkeit zu werden.
Die letzte Hoffnung fällt auf das Ende, aber die Autorin erstickt jedes kleine Körnchen Spannung sofort im Keim. Und so wirft das Ende nur Fragen auf und hinterlässt einen verwirrten und enttäuschten Leser.

Positiv zu erwähnen ist, neben den gelungen Charakteren, der schöne Schreibstil. Die Kulisse wird detailreich beschrieben und die kulturellen Unterschiede zwischen den verschieden Bevölkerungsgrüppchen sind der Autorin realistisch gelungen. Man fühlt man sich ins späte Mittelalter zurückversetzt, auch wenn der Roman keinen zeitlichen Rahmen vorgibt. Die Dialoge wirken zudem natürlich und sind angenehm zu lesen


Fazit

Die erste Wahrheit von Dawn Cook ist ein enttäuschender Fantasyroman, der von der Grundidee viel Potenzial hat, dies aber nicht umsetzen kann. Die einzelnen Abschnitte bieten wenig Abwechslung und Spannung kommt nicht auf.


Pro und Kontra

+ vielschichtige Charaktere
+ guter Schreibstil

o Grundidee nicht neu

- langweiliger Geschichtsfluss
- schlechtes Ende
- keine Spannung
- teilweise gehen Geschichtsstränge unter

Beurteilung:

Handlung 2/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 1,5/5
Preis/Leistung: 3/5