Egmont Lyx (Januar 2009)
Broschiert, Trade Paperback
304 Seiten, 12,95 EUR
ISBN: 978-3-8025-8201-1
Genre: Dark Fantasy
Klappentext
St. Vladimir’s ist eine Schule für junge Vampire. Auch Rose Hathaway – halb Mensch, halb Vampirin – wird hier zur Wächterin ausgebildet. Sie hofft, eines Tages ihre beste Freundin Lissa zur Seite zu stehen, der letzten Überlebenden der Vampirfamilie Dragomir. Da kommt es zu einer Reihe merkwürdiger Vorfälle. Irgendjemand scheint es auf Lissas Leben abgesehen zu haben. Der Einzige, dem sich Rose anvertrauen kann, ist der attraktive Wächter Dimitri...
Rezension
Das Dhampirmädchen Rose und die Moroi-Prinzessin Lissa werden von den Wächtern St. Vladimir’s aufgespürt und zurück zur Akademie gebracht, wobei Rose der Schule verwiesen werden soll. Dimitri, einer der Wächter, weiß dies jedoch zu verhindern, denn er erkennt, dass Rose und Lissa miteinander verbunden sind: Rose kann Lissas Emotionen spüren und sogar in ihre Gedanken eintauchen. Eine wertvolle und extrem seltene Begabung für eine angehende Wächterin. Zunächst holt die beiden Mädchen der Schulalltag ein, inklusive Machtspielchen und Zickereien. Doch dann wird Lissa ein übler Streich gespielt: Ein toter Fuchs liegt blutüberströmt auf ihrem Bett. Die labile junge Frau sieht sich immer öfter mit derartigen Streichen und Attacken ihrer Mitschüler konfrontiert – und zu allem Übel erwachen seltsame Kräfte in ihr …
Rose nimmt für ihre Jugend ihre zukünftige Aufgabe als Wächterin sehr ernst. Sie will ihre beste Freundin Lissa um jeden Preis beschützen und sei es nur vor den bösartigen Kommentaren ihrer Mitschüler. Als Strafe für ihre Flucht von der Akademie erhält sie Ausgangssperre und muss zusätzliche Trainingsstunden absolvieren, um die verlorene Zeit nachzuholen. Anfangs quält sie sich damit, doch bald findet sie Gefallen am zusätzlichen Training – schließlich wird sie von Dimitri persönlich unterrichtet. Zudem will sie die beste Novizin werden, um später auch ihrer Freundin Lissa als Wächterin zugeteilt zu werden. Nach außen wirkt sie burschikos und sorgt mit ihrem losen Mundwerk für einige Lacher. Auf der anderen Seite reagiert sie oft sehr extrem und hat ihre Emotionen schwer unter Kontrolle. Gepaart mit ihrer jugendlichen Vergnügungssucht eine explosive Mischung. Da der Roman aus ihrer Sicht geschrieben ist, muss man sich als Leser mit ihr anfreunden – was auch gut gelingt, wenn man ihr gedankenlose Aktionen verzeihen kann.
Lissa ist dabei beinahe das Gegenteil von Rose: Sie ist zurückhaltend und extrem sensibel. Vor allem am Anfang wirkt sie wie ein hilfloses Opfer, das ohne Roses Zuspruch nichts zu Stande bringt. Im Verlauf der Geschichte wird sie etwas selbstbewusster und bricht aus ihrer Opferrolle vorübergehend aus. Dennoch bleibt sie bis zum Schluss ein zerbrechliches, bemitleidenswertes Wesen. Lediglich ihre unheimlichen Fähigkeiten machen sie interessant – trotzdem wünscht man sich als Leser eine etwas weniger weinerliche Lissa.
Auch unter den Nebencharakteren gibt es interessante Persönlichkeiten. Beispielsweise Dimitri, der mit seiner schweigsamen Art und Konsequenz überzeugt. Auch Christian, ein Schüler der Akademie, dessen Eltern zu Strigoi, sozusagen böse Vampire, wurden, und der daher ein kaum wahrgenommener Außenseiter ist. Der Leser nimmt ihn allerdings sehr gut war – er besticht vor allem durch sein gutes Beobachtungsvermögen und einen festen Charakter. Andere Schüler kommen da weniger gut an und nerven mit ihren pubertären Spielchen.
Insgesamt nimmt sich Richelle Mead zu viel Zeit für das Alltagsleben der Schüler, für ihre Intrigen und Lästereien. So gestaltet sich der Anfang ziemlich langatmig und der Leser muss lange auf spannende Szenen warten. Auch Richelle Meads unvergleichlicher Humor, den sie in der Georgina Kincaid-Reihe zeigt, blitzt anfangs nur selten durch. Zum Ende des Romans hin steigert sie sich – die Geschichte wird zunehmend unterhaltsamer und vor allem spannender. Schließlich gelingt der Autorin eine unerwartete Auflösung der Ereignisse, die schlüssig daherkommt. Dabei lässt sie es nicht nehmen, das Ende etwas in die Länge zu ziehen, um den Lesern Lust auf den zweiten Band zu machen. Man merkt einfach, dass „Vampire Academy“ auf mehrere Bände angelegt ist und muss sich daher mit einem nicht ganz zufrieden stellenden Ende begnügen.
Über den etwas langweiligen Anfang tröstet immerhin die extrem düstere Atmosphäre hinweg, die Richelle Mead heraufbeschwört. St. Vladimir’s eignet sich wunderbar als Schauplatz für einen Dark Fantasy-Roman und wirkt durch die lebendigen Beschreibungen wie eine schaurige Burg oder Kathedrale. Zudem webt die Autorin geschickt mythologische Elemente in ihre Story ein und verleiht ihr so ein magisches Flair. Auch die Erotik kommt in „Vampire Academy“ nicht ganz kurz, wobei entsprechende Szenen bei der jugendbuchhaften Umsetzung nicht wirklich zu passen scheinen. Sie scheinen zu sehr aus der Sicht einer Erwachsenen geschrieben zu sein und nicht aus der eines noch jungfräulichen Teenagers.
Das düstere Cover fängt die Atmosphäre des Romans sehr gut ein. Wie die meisten Lyx-Titel kommt auch „Vampire Academy – Blutsschwestern“ als schönes Paperback daher, das im größeren Format leider auch etwas teurer ausfällt. Für sein Geld bekommt man jedoch ein gut verarbeitetes Buch, das sich im Bücherregal verdammt gut macht. In punkto Buchgestaltung ist Lyx im Moment einfach ganz vorne mit dabei!
Fazit
„Vampire Academy – Blutsschwestern“ punktet mit einer sehr düsteren Atmosphäre und einer temperamentvollen Protagonistin, die für ihre beste Freundin nicht nur die Hand ins Feuer legen würde. Leider widmet sich Richelle Mead dem Akademiealltag weitaus mehr als ihrer durchaus interessanten Story, kann jedoch am Ende das Ruder noch herumreißen und spannende Szenen liefern.
Pro & Contra
+ düstere Atmosphäre und schaurige Schauplätze
+ temperamentvolle Protagonistin
+ interessante Nebencharaktere
+ teilweise ironisch
- anfangs recht langatmig
- Rose reagiert oftmals gedankenlos
- erotisch angehauchte Szenen unpassend umgesetzt
Wertung:
Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5
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