Uschi Zietsch - Autorin und Verlegerin

"Alishas Lit-Talk"

Uschi Zietsch - Autorin und Verlegerin

Uschi Zietsch ist den Lesern schon lange keine Unbekannte mehr - sei es als Autorin oder als Verlegerin des "Fabylon-Verlag".
Sie wurde am 3. August 1961 in München geboren. Ihr erster Roman erschien 1983 im Heyne-Verlag. Uschi Zietsch hat sich darüber hinaus als Autorin von Science-Fiction Romanen (z.B. Perry Rhodan) unter dem Pseudonym Susan Schwartz einen Namen gemacht. Aber auch durch ihre mit dem Literaturpreis (1. Platz) Amnesty International »Menschenrechte« 2008 gekrönte Story "Aische".
Daher gibt es mehr als einen Grund, in dem ein oder anderen Kolumnenbeitrag über diese vielseitige Literaturschaffende zu berichten.
Beginnen möchte ich mit ihren derzeit aktuellsten Fantasy-Werken – den „Chroniken von Waldsee“ und weiteren Romanen aus dieser Welt - sie bieten den Lesern beste High Fantasy Literatur.


Die CHRONIKEN VON WALDSEE von Uschi Zietsch

DÄMONENBLUT
Band 1
Taschenbuch, 366 Seiten - 14.00 EUR,
ISBN: 9783404285174, Apr. 2008

Die Chroniken von Waldsee Teil 1

Im großen Land Valia gelten Dämonen als Anhänger der Finsternis. Zumeist stimmt das auch. Doch hin und wieder wechseln auch Dämonen die Seiten …

Rowarn ist kein gewöhnlicher junger Mann. Seit jeher neigt er zu Gewaltausbrüchen. Eines Morgens erwacht er im Wald, neben sich die Leiche einer furchtbar zugerichteten Frau. Schon bald bezichtigen die Dorfbewohner ihn des Mordes und fordern Vergeltung. Rowarn kann sich nicht erinnern, die Tat begangen zu haben.
Was er nicht weiß: Er hat eine finstere Vergangenheit, in der uralte Dämonen schlummern.

Leseprobe: http://www.literra.info/buecher/leseprobe.php?id=338


NACHTFEUER
Band 2
Taschenbuch, 429 Seiten - 14.00 EUR,
ISBN: 9783404285204, Jul. 2008

Die Chroniken von Waldsee Teil 2

Die Schlacht gegen die Finsternis ist noch nicht vorbei.
Der junge Ritter Rowarn zieht mit seinen Gefährten in das sagenhafte Reich der Heilerin Arlyn. Bald treffen von überall Verbündeten von Ardig Hall ein, und man schmiedet Pläne, die Lichtlose Burg des Feindes Femris anzugreifen und ihm die drei geraubten Splitter eines magischen Artefakts zu entreißen. Doch da kreuzt der junge Ritter Rowarn unerwartet den Weg des gefürchteten Dämons Nachtfeuer ...


PERLMOND
Band 3
Taschenbuch, 429 Seiten - 14.00 EUR,
ISBN: 9783404285228, Sep. 2008

Die Chroniken von Waldsee Teil 3
Das Schicksal der Welt Waldsee, zu einer Bastion der Finsternis gewandelt zu werden, scheint besiegelt. Hoffnung gibt es nur noch, wenn es dem Jungen Rowarn rechtzeitig gelingt, die verloren gegangenen Splitter eines magischen Artefakts dem finsteren Femris zu entreißen. Der junge Ritter muss dazu Wege beschreiten, die normalen Sterblichen verschlossen sind ... und die ihn bis ins Dämonenreich führen.

Die drei Bände "Dämonenblut", "Nachtfeuer" und "Perlmond" sind fantastische Werke von jeweils knapp über 400 Seiten reinstem Lesespaß.
Zur Handlung: Held der Geschichte ist der junge Rowarn, ein Außenseiter, aufgezogen von den Velerii, einer Mischung aus Mensch und Pferd. Noch viele weitere einfallsreich erfundene Wesen tummeln sich auf Waldsee, dem Land in dem die Geschichte spielt. Während Rowarn am Anfang noch eines Mordes verdächtigt wird, beginnt sein Aufstieg mit seiner Entdeckung durch den Fürsten Noirun Ohneland und dessen Freund Olrig, dem Kriegskönig der Zwerge. Rowarn wird gebraucht im ewigen Krieg, der zwischen den Mächten des Regenbogens und der Finsternis tobt.
Doch es gibt mehr als schwarz-weiß-Darstellungen von Schlachten, es ist kein reines Gut gegen Böse. Die einzelnen Charaktere werden logisch dargestellt und beide Seiten könnten Recht haben in diesem ewigen Zwist. So kämpfen Menschen als Söldner für Femris, den Zwiegespaltenen und Dämonen auf der Seite des Regenbogens. Alle kämpfen sie um die Splitter eines Tabernakels, welches zusammengefügt unheimliche Macht entwickeln kann. Was genau geschehen wird, wenn die Splitter zusammen finden? Dies erfährt man erst auf den letzten Seiten, nach dem man vorher immer wieder große Überraschungen erlebt.

Große Kämpfe und wilde Schlachten finden ebenfalls ihren Platz, genau wie eine Liebesgeschichte, die nie schmalzig in den Vordergrund gestellt wird, für die Handlung aber sehr wichtig ist. Eingewoben ist alles in eine große Schöpfungsgeschichte, die dem ganzen den großen Hintergrund gibt.

Ich kann nur sagen, Daumen hoch und absolute Leseempfehlung. Insgesamt ca. 1200 Seiten, jedes Buch kostet 14 Euro. Schön anzusehen sind sie auch.

Quelle: http://olis-weite-welt-des-wahns.blogspot.com/2009/07/die-chroniken-von-waldsee-uschi-zietsch.html


Wer über die BASTEI-Bände hinaus noch ein “Schmankerl” aus der Welt von Waldsee lesen möchte, hat dazu Gelegenheit.

DER STERN DER GÖTTER
Uschi Zietsch
Fabylon
Roman - Fantasy - Taschenbuch - 230 Seiten - 12.50 EUR
ISBN: 9783927071049
Handsigniert

Die Geschichte eines faszinierenden, geheimnisumwitterten Mannes, der sich aus tiefstem Elend und bitterster Armut zum größten Kriegsherrn emporhebt und fanatisch den Kampf gegen den Beherrscher der Insel, einem mächtigen Druiden und Echten Zauberer, aufnimmt. Er wird dabei von tapferen Männern und Frauen begleitet, die selbst dann noch an ihn glauben, als er nach seinem blutigen Sieg von Shyll, dem schrecklichen Widdergott, verflucht und in ein Seelengefängnis aus Grauen und Schmerzen gesperrt wird – denn für sie ist er der Befreier und neue Gott des Lichts.
Nach einem langen, qualvollen Weg kann er sich schließlich aus seinem Seelengefängnis befreien und das letzte Rätsel seiner Herkunft und Bestimmung lösen; und es kommt zur Begegnung und letzten Auseinandersetzung mit dem grausamen Gott – es ist der Kampf um den »Stern der Götter«, einem Zaubermittel, das nahezu unbegrenzte Macht verleiht ...

Ein großes Epos, in dem Begriffe wie Ehre und Rittertum nicht nur leere, abgegriffene Worte sind, voller Legenden um Magie, Drachen und Geheimnisse, in die selbst Götter verstrickt sind.

Dieser Band ist ein Teil der "Chroniken von Waldsee"

Leseprobe: http://www.literra.info/buecher/leseprobe.php?id=517


Jüngst erschien nun ein weiterer Roman aus dieser von Uschi Zietsch geschaffenen fantastischen Welt:

NAURAKA
Uschi Zietsch
Verlagsgruppe Lübbe
Roman - Fantasy – Taschenbuch - 493 Seiten - 15.00 EUR
ISBN: 9783404285341- Okt. 2009

Volk der Tiefe - Roman

Sie atmen Wasser und wandeln auch auf der Erde. Sie haben Fähigkeiten, die die eines gewöhnlichen Sterblichen bei weitem überschreiten. Sie sind die Nauraka, und sie leben auf Waldsee, einer Welt voller mystischer und absonderlicher Wesen und Dämonen. Erenwin ist einer von ihnen.
Eines Tages findet Erenwin auf dem Meeresgrund einen alten Gegenstand: eine seltsame Perle. Plötzlich hört er merkwürdige Stimmen, und dann taucht vor ihm ein Geschöpf aus den dunklen Fluten auf, ein Geschöpf, wie es die Nauraka noch nie zuvor gesehen haben …

Leseprobe:

2.
In der Stille


Davon erwachte Eri: Es war zu still. Er erschrak so sehr darüber, dass er mit einem Ruck wieder bei sich war und sich panisch umsah. Sein Schädel brummte, doch dieses Geräusch reichte nicht aus, um ihn zu beruhigen.
Ich sinke, dachte er. Oder schwebte er? Nein, es ging nach unten, er konnte es am zunehmenden Druck auf seine Ohren spüren. Und es wurde immer dunkler. So tief unten war Eri noch nie gewesen, und es war zudem auch streng verboten. Es gab Orte, an die durfte nicht einmal ein Nauraka gelangen, das hatte schon sehr lange Tradition. Gerade der Hochfürst wahrte sie, und er achtete daher streng auf Einhaltung des Tabus. Selbst Eri hatte noch nie gewagt, dagegen zu verstoßen, denn Onkel Turéor warnte ihn besonders davor, allzu leichtsinnig zu sein:
»In den Tiefen lauern Gefahren, die vor allem junge Heißsporne meiden müssen. Hör auf mich, Eri, nur dieses eine Mal: Wenn du je Abenteuer erleben willst, so übertrete andere Verbote und schau dich überall um – aber überschwimme niemals die Grenze des Zwielichts. Was dort unten im Abgrund lauert, ist der Tod für alle Nauraka.«
Es gab genügend andere Dinge, die erforscht werden wollten, deswegen fiel Eri es leicht, das Tabu zu respektieren. Er begnügte sich damit, manchmal an den Rand des Abgrunds zu schwimmen, wo die dunkle Seite des Vulkans steil abfiel in die Finsternis, ohne dass man je den Grund sehen konnte. So erpicht darauf, herauszufinden, was in der Schwärze lauerte, war der Knabe nicht, und auch kein anderer Draufgänger seiner Altersgruppe. Natürlich kamen sie immer wieder gern hierher, um einen grusligen Schauder zu spüren, sich gegenseitig zu necken und mit Vermutungen, was dort unten lauerte, Angst einzujagen.
Dass er eines Tages die Grenze über den Graben unfreiwillig übertreten würde, hätte er nie gedacht. Wieder mal typisch – er hätte ja auch auf dem sicheren Sand landen können. Aber nein, er war nach dem Unfall auch noch in den Graben gesunken, und vermutlich hatte es niemand bemerkt. Sicher würden alle glauben, dass der Urantereo ihn vor seinem Tod noch gefressen hatte. Ob der Hochfürst öffentliche Trauer anordnen würde? Wahrscheinlich nicht. »Dein Vater wollte aus politischen Gründen unbedingt noch ein Mädchen«, hatte seine Mutter einmal zu ihm gesagt. »Wäre Lurdèa vor dir geboren worden, hätte es dich nie gegeben.« Das war also die Wahrheit. Eri hatte nie mit jemand anderem darüber gesprochen. Aber er verstand seither, weswegen sein Vater ihn nicht beachtete.
Eri versuchte erneut, seine Arme und Beine zu bewegen, doch es gelang ihm nicht. Seine Gliedmaßen waren von dem Aufprall immer noch wie taub, erst ganz langsam kehrte ein kribbelndes Gefühl zurück, doch er war noch nicht in der Lage, die Muskeln anzuspannen.
Das war also der Grund, weswegen kein Nauraka die Grenze überschreiten sollte. Es war so dunkel hier unten, dass selbst Eris scharfe Augen, denen normalerweise ein schwacher Lichtpunkt zur Sicht genügte, nichts mehr erkennen konnten. Schwärzer als der Vulkan, so kam es ihm vor, denn er konnte nicht einmal mehr dessen Umrisse ausmachen; und stiller als der Tod. Pures Grauen erfasste den jungen Mann. Nicht einmal bei Mhurins Tod hatte er sich so gefühlt. Bin ich taub? Blind?, fragte er sich panisch und überlegte, zaghaft hinauszurufen … aber wer weiß, was er damit anlockte! Hier unten mussten die Ungeheuer leben, von denen die Alten immer Schauermärchen erzählten, um die Kinder zu erschrecken. Lautlos, finster und tödlicher als alles andere. Es gab viele Geschichten von kühnen Helden, die für immer hier unten verschwanden.
Nein, Eri war nicht taub und blind, dessen war er nun sicher. Wenn er die Augen schloss, war es eine andere Finsternis als jene, sobald er die Lider und Nickhäute öffnete. Und er hörte das Blut in seinen Adern pochen, das seinen geschundenen Kopf wie eine Gasblase aufblies.
Es ging abwärts, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Der Druck nahm zu, er hatte Mühe, zu atmen. Das Rauschen in seinem Kopf wurde stärker. Eri geriet immer mehr in Panik, doch er war ein Gefangener seines nach wie vor von der Wucht des Aufpralls gelähmten Körpers. Erneut verlor er das Bewusstsein.

Dann war er wieder da. Wie lange er bewusstlos gewesen war, konnte Eri nicht einmal ahnen. Doch etwas hatte sich verändert. Der Druck war plötzlich fort, auch der Schmerz in seinem Kopf.
Jetzt war es wirklich still.
Lautlos.
Es war beängstigend und faszinierend zugleich. Eri hätte nie geglaubt, dass so etwas Absolutes möglich war. Mehr noch als die Finsternis, die ihn umgab. War dies noch das Meer, das er kannte?
Das Wasser war kalt und hatte einen seltsamen Geschmack. Alt, irgendwie, und doch auch … sehr frisch, sehr rein. Das Atmen fiel jetzt leichter … so sehr, dass Eri sich halbwegs berauscht fühlte, fast so wie damals, als er zum ersten Mal vergorenen Sandkürbis verkostet hatte. Dabei war das noch harmlos im Vergleich zur ausgepressten, verkochten, durch lange Lagerung vergorenen Seegurke. Lurion mochte das Gesöff lieben, Eri ekelte sich davor. Er hatte nichts gegen frisch filetierte Seegurke, aber so zubereitet …
Aber jetzt wäre mir das auch egal, dachte Eri vergnügt und kämpfte mit einem Schluckauf. Ssso wass Gutes wie hier habbich noch nnnie geschmeckt …
Dieses Wasser bot alles an Nahrung und Annehmlichkeiten, was man sich nur wünschen konnte, so schien es Eri. Da war auch die Finsternis nicht mehr gar so erschreckend, auch wenn er sich immer noch ziemlich beengt fühlte. Und er hätte schon gern gewusst, wo er sich befand, und ob es aufwärts, seitwärts oder abwärts ging. Er konnte es nicht mehr feststellen.
Immerhin gehorchten ihm Arme und Beine endlich wieder. Die Koordination klappte zwar noch nicht so recht, noch dazu, weil es ziemlich kalt war, aber das spielte momentan keine besondere Rolle – er hatte sowieso völlig die Orientierung verloren.
Das lauerte also in der Tiefe: Kälte und Rausch. Der möglicherweise nie ein Ende fand. Kein Wunder, dass einstmals das Tabu gesetzt wurde! Nur, wer hatte es als Erster ausgerufen, und woher wusste derjenige, dass es keine Rückkehr mehr gab?
Mit diesen Fragen konnte Eri sich jedenfalls die nächsten Korallenstäbe über beschäftigen, während er hier einsam durch die stille Leere trieb. Sterben würde er wohl nicht so schnell, er fühlte sich jetzt bedeutend kräftiger als vorher, spürte die Nachwirkungen des Aufpralls gar nicht mehr. Nauraka waren außerdem sehr zäh, sie konnten lange ohne Nahrung auskommen, indem sie ihre Lebensfunktionen verlangsamten.
Plötzlich spürte Eri eine Erschütterung, als eine Welle gegen ihn schlug. Hier lebte also doch etwas! Schlagartig war er wieder nüchtern und wachsam. Sein Herzschlag dröhnte in der Stille. Was immer dort draußen in der Finsternis war, konnte ihn jetzt hören. Wahrscheinlich sah es den jungen Nauraka bei jedem Pochen wie einen Lichtpunkt aufglühen und wieder erlöschen.
Eri versuchte, sich unter Kontrolle zu bekommen, doch er war zu verwirrt, und alles wirbelte in seinem Kopf durcheinander. Hektisch drehte er sich, versuchte durch die Dunkelheit zu spähen. Doch er konnte nicht einmal sein eigenes Schimmern erkennen, wenn er den Arm vor sich hielt, es wurde von der Schwärze verschluckt.
Die nächste Welle drückte ihn beiseite. Und dann spürte Eri es deutlich. Die Anwesenheit eines anderen Geschöpfes, das … groß war. Viel, viel größer als der Urantereo. Es bewegte sich langsam an ihm vorbei, Welle um Welle. Eri zählte in Gedanken mit, wie viele Wellen er empfing, und wie lange es seinem Gespür nach dauerte, bis der Gigant vorbei war.
Ein Sandkorn. Zwei Sandkörner. Drei …
Zehn Sandkörner maßen etwa … nein. Nein, das war unmöglich. Und es hörte immer noch nicht auf. Bewegte sich träge seitwärts, wie ein Fisch, nicht wie ein Nauraka oder Seeschwärmer auf und ab. Welle, Sog. Welle, Sog. Es nahm kein Ende.
Eri war vor Entsetzen einer erneuten Ohnmacht nahe. Er war zwar sicher, dass dieses riesige Wesen nicht an ihm interessiert war, ihn vermutlich nicht einmal bemerkt hatte. Für dieses Geschöpf war er nicht größer als ein Sandfloh. Doch ihn verstörte die Unfassbarkeit eines solchen Ungetüms, das offensichtlich die Ausmaße eines Berges hatte. Wenn er sich nicht verrechnet hatte, war er bereits bei fünfzig Mannslängen angelangt.
Einundfünfzig …
Und dann, bei fünfundfünfzig, war endlich Schluss. Eri spürte nur noch eine leichte Welle, und dann entfernte sich das, was ihn wie eine schwere Last bedrückt hatte, und war schließlich verschwunden.
Der Prinz schlotterte am ganzen Leib. Er war sicher, dass diese Art Begegnung nicht die letzte sein würde – und dass er vermutlich noch gar nicht auf den größten Bewohner dieser Tiefe getroffen war.
Ich-ich-ich will zurück, dachte er panisch. Nach Hause, sofort, hier kann ich nicht bleiben. Ich kann zwar durch die Leere treiben, aber nicht durch … das hier. Lautlosigkeit, aber nicht leer. Das ertrage ich nicht …
Als hätte ihn jemand gehört, sah er auf einmal kleine Lichtpunkte.
Sie waren winzig, kamen aber rasch näher – und da sausten sie auch schon an ihm vorbei, flirrende, bunte Lichter mit heftigen Flossenschlägen, die der Spur des Giganten folgten. Sie besaßen riesige Augen, die gut ein Viertel ihrer Körpergröße ausmachten, ein weiteres Viertel nahm das weit geöffnete Maul mit langen, spitzen Zähnen in Anspruch, aber insgesamt waren sie nicht größer als eine geballte Faust. Immer mehr tauchten auf, formierten sich zu einer regelrechten Lichterwolke, die Eri in die Mitte nahmen und ohne langsamer zu werden links und rechts an ihm vorbeischwirrten. Kurz darauf wurden die Pünktchen schon wieder von der Finsternis verschluckt, und Eri war erneut allein. Aber er hatte sich gemerkt, wie die kleinen Fische geschwommen waren, wusste nun endlich die Richtung und entschloss sich jetzt, bis zum Ende zu tauchen. Irgendwo dort unten musste der Grund sein. Es gab keinen endlosen Abgrund. Entweder, er kam auf der anderen Seite der Welt wieder heraus, oder er stieß auf den Boden. Eri war tiefer geschwommen als jeder Nauraka, den er kannte, nicht einmal Onkel Turéor hatte hierüber eine Geschichte gewusst. Also würde er jetzt nicht mittendrin umdrehen, so weit würde er nie wieder kommen.
Eri stieß hinab.

Grafik: ©Crossvalley Smith

Ich habe im August 2009 für LITERRA Uschi Zietsch zu “Chroniken von Waldsee” befragt. Wer da hineinschnuppern möchte kann das hier: http://www.literra.info/interviews/interview.php?id=84

Alisha Bionda, Januar 2010


Interview mit Uschi Zietsch (April 2009)