Stadt der Finsternis - Die dunkle Flut (Ilona Andrews)

Egmont Lyx (August 2009)
Originaltitel: Magic Burns
Broschiert, Trade Paperback,
320 Seiten, 12,95 EUR
ISBN: 978-3-8025-8213-4

Genre: Dark / Urban Fantasy


Klappentext

Alle sieben Jahre wird die Stadt Atlanta von einer magischen Flut heimgesucht, die das Gleichgewicht der Mächte ins Wanken bringt. Als die Söldnerin Kate Daniels auf das Mädchen Julie stößt, dessen Mutter mit ihrem gesamten Hexenzirkel vom Grund der Honeycomb-Schlucht verschwunden ist, wird ihr klar, dass diesmal weitaus mehr auf dem Spiel steht. Denn ein bodenloses Loch in der Erde kündet davon, dass eine finstere Gottheit beschworen wurde. Atlanta droht der Sturz ins Verderben ...


Rezension

Als Kate einen Anruf von ihrem Kumpel Jim erhält, der ihr einen lukrativen Job anbietet, kann sie natürlich nicht nein sagen. Sie sollen einen verrückten Pyromanen einfangen, der die beiden mit seinem feuerspeienden Salamander auf Trab hält. Doch plötzlich wird der Pyromane von einem Armbrustschützen erledigt, der Kate im Verlauf der Story noch ziemlich auf die Nerven gehen wird. Zu allem Überfluss begegnet sie dem jungen Schamanen Red wieder, dem sie noch einen Gefallen schuldet – sie soll auf Julie aufpassen, ein dreizehnjähriges Mädchen, dessen Mutter einem Amateurhexenzirkel angehörte und nun verschwunden ist. Und dann klafft da auch noch dieses riesige Loch im Erdboden und den Gestaltwandlern werden wertvolle Karten gestohlen, die Kate zurück organisieren soll. Dabei bekommt sie es wieder einmal mit dem Herrn der Bestien, Curran, zu tun, dessen Interesse an ihr weiter wächst …

Auch in „Die dunkle Flut“ überzeugt Kate Daniels wieder mit Schlagfertigkeit und ihrem großen Herzen. Sie hat felsenfeste Prinzipien und beeindruckt mit ihrer Konsequenz – sie scheut nicht davor, Risiken einzugehen, um ihre Freunde und insbesondere Julie zu schützen. Und glücklicherweise gelingt es ihr auch nicht, ihr loses Mundwerk zu zügeln, wodurch die Leserschaft in den Genuss vieler unheimlich komischer Dialoge kommt, die mit einer gehörigen Portion Sarkasmus gewürzt sind. Am besten kommen natürlich ihre Gespräche mit Curran an, die zwischen emotionalen Ausbrüchen und herrlich bösen Wortgefechten changieren. Hier fliegen sprichwörtlich die Funken, doch wer auf heiße Sexszenen hofft, wird enttäuscht. Da „Stadt der Finsternis“ aus Kates Perspektive geschrieben ist, kann man sich zusätzlich an ihren Gedankengängen erfreuen, die den Dialogen in punkto Ironie in nichts nachstehen und die Mundwinkel kräftig zucken lassen. Ihr Ausdrucksweise ist dabei erfrischend hart – sie flucht gerne und bemüht sich nicht, ihre Worte in Nettigkeit zu verpacken.

Wie bereits im ersten Band wartet das Autorenpaar Ilona Andrews auch in „Die dunkle Flut“ mit einer rasanten Storyline auf, die sowohl Humor, Emotionen als auch blutige Kämpfe zu bieten hat. Für manch weiblichen Leser sicher hart an der Grenze, kommt es hier zu extremen Verletzungen, die Kate und ihre Mitstreiter immer wieder auf wundersame Weise überleben. Dabei haben sie nicht nur Glück, sondern bauen auf ihre magischen Fähigkeiten: Gestaltwandler sind von Natur aus extrem zäh und verfügen über erstaunliche Selbstheilungskräfte. Warum Kate ebenfalls unverwüstbar scheint, wird nur angedeutet, aber immer noch nicht aufgeklärt. Aber auch bei ihr ist Magie im Spiel und diese ermöglicht eine durchaus effektreiche Brutalität bei den Kampfszenen, die die Autoren passend dosieren. Sie scheuen nicht vor ekligen Beschreibungen zurück und Kate erlaubt sich, nicht jeden Anblick mit heroischer Zurückhaltung zu ertragen. Ein weiterer Pluspunkt für die supersympathische Protagonistin.

Im zweiten Band erfährt man nun auch endlich etwas mehr über die Hintergründe der Welt. Alle sieben Jahre etwa kommt es zu einem so genannten „Flair“, einer Art magischen Tsunami, während dem die absonderlichsten Kreaturen erscheinen. Magie und Technik wechseln sich in immer kürzeren Abständen ab. Auf dieser Basis nehmen sich die Autoren Zeit, mehr über das Erscheinen der Magie in der Welt zu erzählen. Dennoch werden nicht alle Fakten geklärt, man kann jedoch zumindest auf weitere Einzelheiten im dritten Band hoffen. Die Mischung aus Dystopie und Urban Fantasy funktioniert jedenfalls immer noch wunderbar. Viele Details machen die „Stadt der Finsternis“ zu einem düsteren, lebendigen Kopfkino, das sowohl hochästhetische wie auch widerwärtige Anblicke zu bieten hat. Seien es abgrundtief hässliche Untote, die unschönen Verwandlungen der Wer-Wesen oder auch die von der Magie abgenagten Wolkenkratzer, die wie Gerippe aus Atlanta hervorragen – den Titel „Stadt der Finsternis“ hat die Roman-Reihe redlich verdient.

Wie schon beim ersten Band sieht das Cover wieder schlichtweg atemberaubend aus. Es passt super zum Inhalt und verbindet sowohl magische wie dystopische Elemente. Positiv fällt zudem auf, dass die Reihe optisch einheitlich konzipiert ist. Wieder einmal ist die Gestaltung des Paperbacks einwandfrei – zu Lyx-Titeln kann man bedenkenlos greifen und wenn der Inhalt dermaßen überzeugt, erst recht!


Fazit

“Stadt der Finsternis – Die dunkle Flut” überzeugt abermals mit einer brillanten Mischung aus Dystopie und wahrhaft düsterer Fantasy. Kate Daniels ist dabei erfrischend derb und gewinnt die Leserschaft mit ihrer kompromisslosen, aufrichtigen Art. Herrlich ironisch und wahnsinnig spannend geschrieben!


Pro & Contra

+ spannungsgeladen und actionreich
+ toughe Protagonistin mit Herz
+ Nebencharaktere mit Ecken und Kanten
+ Dialoge zwischen Kate und Curran
+ knisternde Erotik
+ dystopisch und blutig

o relativ derbe Sprache

Wertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 3,5/5

Interview mit Ilona Andrews (Dezember 2011)

Interview mit Ilona Andrews (englisches Originalinterview)

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Tags: Gestaltwandler, Science Fantasy, Ilona Andrews