Hellboy Bd. 4 - Sarg in Ketten (Mike Mignola)

hellboy4

Cross Cult; Überarb. Neuauflage (August 2006)
200 Seiten, Hardcover Din A5, 19,80€
ISBN-13: 978-3936480245

Genre: Horror, Fantasy


Klappentext

Hellboy ist ein Comic-Meisterwerk.
Mit Stil, Einfallsreichtum und einer beängstigenden Geradlinigkeit eröffnet es ein Paralleluniversum voller dunkler Geheimnisse und Horror, wie es in diesem Medium seinesgleichen sucht. Ich empfinde nichts als Hochachtung für Mike Mignola und seine Mitstreiter. Hellboy gibt mir den Glauben in den Spaß an Comics zurück. Clive Barker


Die unheimliche Ruine einer Kirche in East Bromwich, England. Getrieben von quälenden Zweifeln an seiner Bestimmung, ermittelt Hellboy in eigener Sache an jenem Ort, an dem fünfzig Jahre zuvor sein irdisches Leben begann. In einer Nacht voller Schrecken trifft der diabolische Jäger des Übernatürlichen hier nicht nur auf Geister und Dämonen, sondern auch auf das Geheimnis eines Sarges in Ketten. Der größte Horror offenbart sich ihm, als er seinen eigenen Ursprüngen ins Auge blickt …

In weiteren Fällen des Bandes bekommt Hellboy es unter anderem mit der Baba Jaga und einer äußerst geschwätzigen irischen Leiche zu tun. Ein grauenhaftes Blutbad aus dem Balkan bringt ihn auf die Fährte der „Wölfe von St. August“, und die aberwitzigen Allmachtsfantasien eines Jahrhunderte alten Homunkulus schließlich in wahrhaft kolossale Bedrängnis.


Rezension

Nachdem die ersten beiden Bände von Hellboy durchgehende Geschichten erzählten und der dritte zwei Crossover mit Batman und Ghost enthielt, ist „Sarg in Ketten“ ein Sammelband von Mike Mignola allein geschriebenen Hellboy-Kurzgeschichten. Aber nichts desto trotz haben diese teilweise Auswirkungen auf den Hintergrund und Hellboy selbst. Manches wird enthüllt und zugleich nebulöser.
Ein klein wenig kurios ist dabei, dass manche Geschichten von „Sarg in Ketten“ außerhalb der Sammelbände noch vor „Der Teufel erwacht“ erschienen und man somit erst jetzt die Antwort auf manche Fragen findet. Besonders im Zusammenhang mit der Titelgeschichte.

Der Leichnam

Hellboy muss bis Tagesanbruch einen sprechenden Leichnam an einem von vier Orten beerdigen, damit er ein Baby aus den Händen der Daoine Sidh befreien kann. Doch er bekommt unerwartete Schwierigkeiten und noch dazu nervt der Leichnam.
Mignolas Umsetzung eines irischen Märchens sprüht vor Einfällen und Humor. Unweigerlich denkt man an den Film und erkennt, woher Guillermo del Toro seine Inspiration für die Szene auf dem russischen Friedhof genommen hat. 
Sowohl als sie geschrieben wurde, als auch noch heute ist die Geschichte ein Highlight im Hellboy-Universum.

Eisenschuhe

Sechs Seiten umfasst Hellboys Jagd auf einen Goblin mit Eisenschuhen. Nicht viel Platz um eine ausgefeilte Geschichte zu erzählen. „Eisenschuhe“ ist vielmehr eine kleine, seltsame Anekdote in Hellboys Leben. Nicht mehr und nicht weniger. Trotz allem aber unterhaltsam und mit augenzwinkerndem Humor versehen, in Form des Priesters und der Experten.

Die Baba Jaga

Entstanden für den vorliegenden Sammelband, wendet sich Mignola in dieser Kurzgeschichte der russischen Folklore und ihrer bekanntesten Hexe zu. 
Hellboy stellt sich ihr auf einem Friedhof in Russland entgegen und geht am Ende siegreich hervor. Die Frage ist allerdings, für wie lange?
Eingefasst mit einer Rahmenhandlung in einem russischen Dorf, über dessen Zukunft man in den letzten Bilder noch mehr erfährt, wirkt „Die Baba Jaga“ selbst wie ein altes Märchen oder eine Legende. Mignola erzeugt mit seinen Worten und Bildern die typische melancholische Stimmung alter Mythen.
Für sich allein genommen schon eine besondere Geschichte, erfährt man zusätzlich mehr über eine wichtige Begebenheit in Hellboys Leben, die schon in „Der Teufel erwacht“ Erwähnung findet.

Weihnachten in der Unterwelt

Hellboy wird an das Krankenbett einer sterbenden alten Frau gerufen. Ihre Tochter verschwand vor Jahren und sie bittet ihn, ihr etwas zu geben. Hellboy macht sich auf die Suche und gerät dabei an einen seltsamen Ort unter der Erde.
Keine überragende, aber dennoch noch gute Geschichte, die zu unterhalten weiß und in die Märchenelemente eingeflossen sind.

Sarg in Ketten

Hellboy kehrt an den Ort zurück, an dem er die Welt betreten hat und erfährt, wer seine Mutter war und welcher Kampf um sie geführt wurde.
Hellboy ist hier nur ein beobachtender Statist, der erzählt. Erst am Ende wird er etwas eingebunden in die Handlung. Für Hellboy selbst ein wichtiger Punkt in seinem Leben und für den Leser darum erst recht interessant.
Mignola bedient sich eines englischen Märchens, welches er fast vollkommen übernommen hat, mit der Ausnahme der Hinzufügung Hellboys und Abe Sapiens.

Die Wölfe von St. August

Dies ist die erste Hellboygeschichte die Mike Mignola allein geschrieben hat. Damit nimmt sie automatisch eine Sonderstellung ein.
Hellboy und Kate Corringtan reisen in ein Dorf, indem alle Menschen ermordet wurden und treffen dabei auf eine Familie, die mit einem uralten Fluch belastet ist. Hellboys erster Kampf mit Werwölfen steht an.
Auch wenn nicht alles Gold ist, was glänzt, spannend geschrieben, weist „Die Wölfe von St. August“ darauf hin, wieviel Potential und Kreativität in Mike Mignola und Hellboy stecken.
Wie auch bei einem Großteil der anderen, hier versammelten, Geschichten verlässt sich der Autor nicht nur auf seine eigenen Ideen, sondern nutzt ein altes englisches Märchen, das er ausschmückt und mit eigenen Zutaten versieht.

Beinahe ein Gigant

Die Ereignisse aus „Der Teufel erwacht“ werden hier direkt aufgegriffen. Liz Sherman liegt im Sterben, seitdem sie dem Homunkulus ihre Kraft übertragen hat. Hellboy und Kate Corringtan gehen derweil einem Fall von verschwundenen Leichen nach. Da sie sich noch in Rumänien aufhalten, hoffen sie darauf, den Homunkulus zu finden. Der sieht sich selbst vor wichtige Fragen gestellt, als er auf seinen „Bruder“ trifft, der vorhat einen Giganten zu erschaffen und so die Menschheit zu unterwerfen. Mit vereinten Kräften gelingt es Hellboy und Roger, diesen Namen gibt Hellboy dem Homunkulus, diese Pläne zu durchkreuzen.
Die Geschichte hat alles, was Hellboy ausmacht: Humor, Mystik, Grusel und ein überraschendes Ende, das auf mehr hinweist. War Roger bei „Der Teufel erwacht“ eine Nebenfigur, scheint in dieser Geschichte die vermutliche Wichtigkeit von Roger durch.
Auch erhält man mehr Hinweise über das Wesen Abe Sapiens und seine Beziehung zu Liz Sherman. Eine wichtige und sehr gute Geschichte.

Mike Mignola schafft es wieder einmal alte Mythen und Legenden mit seinem Hellboy-Universum zu verbinden und so etwas Frisches zu kreieren. Eine seiner großen Stärken ist sein anscheinend riesiges Wissen über Folklore, welches immer wieder durchscheint, und einen Staunen lässt. So lernt man teilweise viel über Sagen und Legenden und das auch noch auf eine unterhaltsame Art und Weise.
Aber natürlich steht der Spaß und der Grusel im Vordergrund und dieser wird durch Sarkasmus und die Bilder von Mignola, die wie immer über hohe Qualität verfügen, transportiert.
Das Monsterdesign Mignolas wird auch mit der Zeit nicht langweilig. Ebenso wenig wie die Geschichten, die die volle Bandbreite von laut bis leise bieten.

Versehen ist „Sarg in Ketten“ mit einer Galerie, einem Vorwort und mit Erläuterungen von Mike Mignola zu jeder Geschichte. Hier bekommt man wirklich Einblick in die Gedankenwelt von Mignola und vor allem woher er seine Ideen stammen. Dazu findet sich am Ende noch eine Übersicht über alle Hellboy und B.U.A.P. - Geschichten bis zum Jahr 2003 einschließlich.


Fazit

Die erste Kurzgeschichtensammlung Hellboys bietet viel Abwechslung und unterhält auf gewohnt hohem Niveau. Mignola schafft es seine Figuren und die Folklore verschiedener Länder so miteinander zu verbinden, dass sie harmonieren und sich nicht im Weg stehen. Gespannt wartet man auf neues Lesefutter.


Pro & Contra

+ große Bandbreite der Geschichten
+ Mignolas Zeichenstil wird immer besser
+ enthält mit „Der Leichnam“ und „Die Baba Jaga“ zwei echte Highlights

Bewertung:

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Mike Mignola:

Rezension zu Hellboy Bd.1 - Saat der Zerstörung
Rezension zu Hellboy Bd.2 - Der Teufel erwacht
Rezension zu Hellboy Bd.3 - Batman/ Hellboy/ Starman
Rezension zu Hellboy Bd.5 - Die rechte Hand des Schicksals
Rezension zu Hellboy Bd.6 - Sieger Wurm
Rezension zu Hellboy Bd.7 - Seltsame Orte
Rezension zu Hellboy Bd.8 – Die Troll-Hexe
Rezension zu Hellboy Bd.9 – Ruf der Finsternis
Rezension zu Hellboy Bd.10 – Wilde Jagd
Rezension zu Hellboy Bd.11 – Der Krumme
Rezension zu Hellboy Bd.12 – Der Sturm
Rezension zu Hellboy Bd.13 – Abstieg zur Hölle
Rezension zu Hellboy Bd.14 – Hellboy und die B.U.A.P. 1952
Rezension zu Hellboy Bd.15 – Die Todeskarte
Rezension zu Hellboy Bd.16 – Hellboy und die B.U.A.P. 1953
Rezension zu Hellboy Bd.17 – Hellboy und die B.U.A.P. 1954
Rezension zu Hellboy Bd.18 – Hellboy und die B.U.A.P. 1955
Rezension zu Hellboy Bd.19 – Hellboy und die B.U.A.P. 1956

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