Lucian (Isabel Adebi)

Arena, 1. Auflage September 2009
HC mit SU, 558 Seiten
18,95 € (D)
ISBN: 978-3-401-06203-7

Genre: Jugendfantasy


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Klappentext:

„Becky, hast du dir eigentlich mal überlegt, dass Lucian vielleicht ... kein ... Mensch ist?“
Ich senkte den Kopf. „Nein“, flüsterte ich.
Aber was ich dachte, war: Ja.


Immer wieder taucht er in Rebeccas Umgebung auf, der geheimnisvolle Junge Lucian, der keine Vergangenheit hat und keine Erinnerungen. Sein einziger Halt ist Rebecca, von der er jede Nacht träumt. Und auch Rebecca spürt vom ersten Moment an eine Anziehung, die sie sich nicht erklären kann. So verzweifelt die beiden es auch versuchen, sie kommen nicht voneinander los. Aber bevor sie noch erfahren können, was ihr gemeinsames Geheimnis ist, werden sie getrennt. Mit Folgen, die für beide grausam sind. Denn das, was sie verbindet, ist weit mehr als Liebe.

Der neue Roman von Bestsellerautorin Isabel Abedi.
MAGISCH.


Rezension:

„Was wäre, wenn wir nicht allein zur Welt kämen?“, flüsterte ich. „Was wäre, wenn mit jedem Menschen ein Engel geboren würde, der uns begleitet, von der Geburt bis zum Tod? Und was …“ Ich legte meine Hand auf Lucians Hand. „… was wäre, wenn ein Engel liebt?“
(Seite 474)


„Was wäre, wenn?“
Mit dieser Frage wird sich in Isabel Adebis viertem Jugendroman viel beschäftigt. Dabei bleibt die Autorin durchweg realistisch und neigt nicht zu Übertreibungen. Denn wer hat nicht schon mal das Gefühl gehabt, nicht alleine zu sein, obwohl man es offensichtlich war?
Lucian ist sehr speziell und in seiner Art nahezu einzigartig. Die Geschichte selbst, die Grundidee mag nicht unbedingt neu sein, doch mit der Umsetzung, den Charakteren, der bildhaften Veranschaulichung und der wunderschönen Kulisse schafft Adebi ein Buch, das in vielerlei Hinsicht zum Träumen einlädt. Und nicht nur das, auch die Emotionen jeder Art kommen nicht zu kurz.

Rebecca lebt ein recht unkompliziertes und sorgloses Leben. Sie geht zur Schule, hat eine tolle beste Freundin, jobbt bei dem Vater ihres Exfreundes, mit dem sie trotz Trennung immer noch ein sehr gutes Verhältnis hat. Zusammen mit ihrer Mutter und deren Lebensgefährtin wohnt sie in einer wundervollen Gegend Hamburgs mit Blick auf die Elbe, zu ihrem Vater in Amerika hält sie Kontakt per Mail. Bis eines Nachts dieser fremde Junge vor ihrem Fenster steht, der ihr Angst macht, sie aber gleichzeitig wie magisch anzieht. Er geht ihr nicht mehr aus dem Kopf und wie zufällig begegnen sie sich immer wieder.
Bis die beiden mit einiger Hilfe dahinter kommen, was sie verbindet, vergeht einige Zeit, in der natürlich viele andere Dinge passieren. Die Autorin schafft hier eine Story, die ihren roten Faden beibehält und trotzdem durch viele kleine Nebenereignisse begeistern kann. Manches hat mit der Grundgeschichte kaum etwas zu tun, aber in keinem Fall wirkt irgendetwas störend. Alles hat seinen Platz und ist gut untergebracht.

Als Leser kann man sich, auch durch die Ich-Erzählperspektive der Protagonistin, wunderbar in Rebecca hineinversetzen – auch mit mehrjährigem Unterschied durchlebt man ihre persönliche „Hölle“ mit ihr, als wäre es die eigene. Der Roman macht klar, dass manche Emotionen einfach keinen Altersunterschied kennen. Die Unterteilung in drei Überkapitel ist hier gut gewählt, um den Verlauf der Geschichte noch zu unterstreichen und die Botschaft zu transportieren. Besonders gut kann man sich in die Hilflosigkeit der Freunde und Familie versetzen, als Rebecca – aus Umständen, die jeder Leser selbst erkunden sollte – nach Amerika zu ihrem Vater umzieht und nicht mehr erreichbar ist. Dieser mittlere Teil ist verhältnismäßig sehr kurz und besteht aus einseitigen Versuchen der Kontaktaufnahme, doch die Verzweiflung, Angst und Sorge kommen durch die Worte sehr gut rüber. Und man atmet gemeinsam mit den unruhigen Wartenden auf, als endlich zum Ende dieses Teils ein Lebenszeichen kommt.

Das Auslassen eines klassischen HappyEnds rundet die Geschichte perfekt ab. Auch hier bleibt die Autorin in der realen Welt und driftet nicht zu sehr ins Unwirkliche ab. Stellenweise ist die Geschichte zwar etwas verwirrend, doch am Ende löst sich alles auf und wird stimmig. Stilistisch bewegt sich Adebi auf sicherem Terrain und erreicht mit ihrer Sprache nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene, die ebenfalls in die Geschichte um Rebecca und Lucian eintauchen können, ohne sich gelangweilt zu fühlen.
Wie alle beim Arena-Verlag erschienenen Jugendromane glänzt auch Lucian in edlem Gewand ganz in stabilem Schwarz, dieses Mal ziert das Cover eine kleine, leicht rosafarbene Feder.


Fazit:

Lucian ist ein Jugendroman, der mit philosophischen Fragen in der realen Welt spielt. Man hofft und leidet mit den Protagonisten und bleibt nach dem Lesen mit einem nachdenklichen, aber guten Gefühl zurück – und weiß irgendwie, dass man nicht allein ist. Empfehlenswert für Jung und Alt!


Wertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5