Die Tränen des Lichts (Deborah Chester)

Goldmann (April 2009)
Paperback, Broschur
Seiten: 384, 12,00 EUR [D]
ISBN: 978-3-4424-7025-9

Genre: Fantasy


Klappentext

Lady Lea ist die wunderschöne Schwester von König Caelan, dem Lichtbringer. Ihr reines Herz und ihre magischen Kräfte lassen sie in die Herzen der Menschen sehen. Und wenn sie dadurch zu Tränen gerührt ist, werden aus ihren Tränen Perlen. Shadrael hingegen ist ein Krieger des Schattenreichs, der seine Seele einst dem Bösen geopfert hat. Sein Bruder stiftet ihn nun an, das dunkle Reich zu befreien und Lea zu entführen. Doch als Lea Shadrael sieht, weiß sie sofort: Das Schicksal hat sie zusammengeführt und wird sie für immer aneinander binden…


Rezension

Shadrael, ein ehemaliger Kommandant der Armee, wird von seinem Bruder beauftragt, Lea, die Schwester des Kaisers, zu entführen. Diese befindet sich gerade, im Namen ihres Bruders, auf einer Reise durch das Land. Die Entführung soll als Druckmittel dienen, um die Region Ulinia vom Kaiserreich des Lichts abzuspalten und wieder in den Schatten zu führen. Shadrael ist der einzige der dazu in der Lage ist. Als er Lea in einem Hinterhalt als Geisel nimmt, merkt er jedoch schnell, dass seine Schattenmagie nur schwer gegen die der Prinzessin ankommen kann. Doch nicht nur die Magie macht dem sonst so gefühllosen Kommandant zu schaffen – Lea kann hinter seine düstere Maske sehen und sie weiß, dass ihre Wege eng miteinander verbunden sind.

Die Handlung von Die Tränen des Lichts beschränkt sich auf den knappen Zeitraum von nur wenigen Tagen. Die Autorin hastet nicht von einer Situation zur nächsten, sonder gibt sich Mühe, alle Geschichtsstränge detailreich und von verschieden Seiten beleuchtend zu beschreiben. Hierzu bedient er sich mehrerer unterschiedlicher Charaktere, aus deren Sicht die Geschehnisse passieren. Die Figuren sind Deborah Chester besonders gut gelungen. Auch hier nimmt sie sich die Zeit, den Charakterzügen Tiefe zu geben und feilt diese besonders intensiv.
Durch Shadrael lernt man die dunkle Seite dieser Welt kennen. Er hat seine Seele, im Gegenzug für Ruhm und Macht, an die Schattengötter verkauft. Unehrenhaft aus der Armee entlassen, versucht er sich weiterhin den Respekt als Kommandant seiner Soldaten zu sichern, wenn nötig auch mit äußerst brutalen Mitteln. Er selbst sieht sich aufgrund seiner fehlende Seele hoffnungslos verloren und dem quälenden Abgrund nahe. Anfangs empfindet man ihn als bösen, durchtriebenen Mann ohne Skrupel und Gewissen, im Laufe der Geschichte wird sein Wesen vor allem in Leas Nähe weicher, auch wenn er es sich nicht eingestehen will.
Die Seite des Lichts wird durch Lea verkörpert. Sie ist die Schwester des Kaisers, die über ein gewisses Maß an Magie verfügt und mit Naturgeistern kommunizieren kann. In ihrer unberührten Art scheint sie, besonders in Bezug auf alltägliche Situationen, naiv. Nach ihrer Entführung macht sie eine spürbare Wandlung mit, da ihr so reines Wesen, konfrontiert mit der grausamen Schattenwelt, zu zerbrechen droht.
Die Sicht der Retter Leas setzt sich zusammen aus Thirbe, ihrem Protector und Hervan, dem Kommandant der Kavallerie.
Thirbe ist ein schon in die Jahre gekommener, mutiger Beschützer. Durch seine Lebenserfahrung erkennt er schnell Fehler, die während der Rettungsaktion passieren.
Hervan ist ein unerfahrener Kommandant, der sich Chancen auf eine Ehe mit Lea ausrechnet, auch wenn diese ihn verachtet. Ruhm und Reichtum stehen bei ihm im Vordergrund und so trifft er die ein oder andere unüberlegte, selbstsüchtige Entscheidung. Deborah Chester ist besonders die Beschreibung dieses Charakters gut gelungen. Beim Lesen stellen sich einem regelrecht die Nackenhaare wegen diesem unsympathischen, unterbelichteten Zeitgenossen auf.

Die Tränen des Lichts ist ein durchweg fesselnder Roman, der Spannungsbogen bleibt stets auf einem Maximum. Die Sprache ist bildgewaltig und flüssig, sodass trotz oder gerade wegen des kurzen Handlungszeitraums keine Längen auftauchen. Die Autorin besticht durch eine erstaunliche Kreativität, besonders die Vielzahl der mystischen Wesen betreffend. Zudem zeigt sie die Abgründe der menschlichen Seele treffend und schreckt auch nicht vor Brutalität zurück. So sieht man sich bei der Beschreibung der Söldnerarmee und ihrem Umgang untereinander das ein oder andere Mal mit Ekel und Entsetzen konfrontiert.
Einziger Kritikpunkt sind die vielen verwendeten eigenwilligen Wortkreationen, die Auren und Trancezustände beschreiben, für die aber keine Erklärungen geboten werden. So muss sich der Leser mit diesen Begriffen selbst zurechtfinden und kann oft nur raten, was sie bedeuten könnten. Ein Glossar wäre hier hilfreich gewesen.


Fazit

Die Tränen des Lichts war eine positive Überraschung. Der Roman besticht durch vielseitige, tiefgreifende und authentische Charaktere. Zudem wird durch die Figuren eine raue Härte gekoppelt mit naiver Sensibilität an den Tag gelegt, die dem Leser immer wieder den Atem raubt.


Pro und Kontra

+ Vielzahl an magischen Wesen
+ überzeugende Charaktere
+ spannungsreiche Geschichte
+ facettenreiche Sprache

- Einige Begriffe nicht erklärt

Beurteilung:

Handlung 4,5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5