Schriftsteller Erich Segal ist tot

Mit seinem herzzerreißenden Schmachtfetzen "Love Story" hat der amerikanische Schriftsteller Erich Segal Millionen von Menschen zu Tränen gerührt. Nun trauern seine Leser um den Autor. Segal erlag am 17. Januar 2010 in seinem Londoner Haus einem Herzinfarkt, berichtete die "New York Times" am vergangenen Dienstag unter Berufung auf Segals Tochter Francesca. Ihren Angaben zufolge litt der 72-jährige Schriftsteller seit 25 Jahren an Parkinson. Der einstige Harvard-Absolvent, Sohn eines orthodoxen New Yorker Rabbiners und zweifache Vater lehrte zuletzt am Wolfson College im englischen Oxford. Der 1970 erschienene Roman war damals das meistgelesene Buch in den USA und ist inzwischen weltweit mehr als 20 Millionen Mal verkauft worden. Auch der Film "Love Story" mit Ryan O'Neal und Ali MacGraw als heillos romantischem Liebespaar wurde ein Welterfolg. Er erhielt sieben Nominierungen für einen Oscar und spielte allein in den USA mehr als eine Milliarde Dollar ein. Segal lieferte auch das Skript für den Filmhit und gewann damit die Golde-Globe-Trophäe für das beste Drehbuch.

Sah Erfolg der Liebesschnulze zwiespältig

Für den Autor war der Erfolg der Liebesschnulze allerdings eher zwiespältig. "Das dümmste, zynischste, langweiligste Buch der Saison", urteilte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" damals, und "Der Spiegel" befand: "An dem Buch ist nichts interessant außer seinem Erfolg." Auch die Studenten der renommierten Yale-Universität in New England, an der Segal vergleichende Literaturwissenschaft lehrte, gingen mit ihrem Professor hart ins Gericht. Sie pfiffen ihn als reaktionär und rückwärtsgewand aus und warfen ihm vor, die Uni zu vernachlässigen. "Was kann man über ein gestorbenes 25-jähriges Mädchen sagen? Dass sie wunderschön war. Und brillant. Dass sie Mozart und Bach liebte. Und die Beatles. Und mich." So fängt die Erfolgsgeschichte an, die trotz aller Kritik die Leser bei ihrer romantischen Ader packte. Auf den nächsten 131 schmalen Seiten erzählt Hauptfigur Oliver Barett, ein Harvard-Student aus reichem Haus, von seiner Liebe zu der schönen, aber unstandesgemäß armen Jenny Cavilleri, die er gegen den Willen seines Vaters heiratet, aber am Schluss an den Tod verliert.

Menschen sehnten sich nach Liebesgeschichte

Er habe selbst nicht gedacht, dass die "Love Story" ein wichtiges Stück Literatur sei, sagte der damals 33-jährige Autor. "Ich habe nie behauptet, dass sie etwas Wertvolles ist, etwas, das Bestand hat." Die gestrengen Literaturkritiker führten den sensationellen Erfolg vor allem auf das Lebensgefühl der damaligen Zeit zurück. Nach den aufregenden 68ern mit all ihren Ansprüchen an die "political correctness" hätten die Menschen sich nach einer einfachen, emotionalen Liebesgeschichte gesehnt, hieß es in den Feuilletons. "Segal formuliert Gefühle, die zu simpel sind, um der herrschenden literarischen Konvention zu entsprechen", schrieb die "Welt am Sonntag".

Mehrere Drehbücher verfasst

Segal geriet in eine Schaffenskrise, ein "existenzielles Trauma", wie er selbst einmal sagte. Doch nach einer Auszeit setzte der leidenschaftliche Marathonläufer sowohl seine wissenschaftliche wie auch seine schriftstellerische Arbeit erfolgreich fort. In der Fachwelt hatte er seit seiner Studie über den Humor im alten Rom (1968) ohnedies einen guten Ruf. Auch folgten weitere Romane wie "Mann, Frau und Kind" (1980), "...und sie wollten die Welt verändern" (1986) oder "Die Ärzte" (1990). Sie verkauften sich gut, konnten allerdings nicht an den Erfolg der "Love Story" anknüpfen. Auch die Fortsetzung der Lebensgeschichte von "Love Story"-Held Oliver Barett - "Oliver's Story" (1977) - blieb hinter den Erwartungen zurück. 1978 lieferte Segal auch das Drehbuch für die Filmversion, in der Ryan O'Neal erneut die Hauptrolle spielte. Beatles-Fans können eine Erinnerung an Segal zurückbehalten. 1967 schrieb er mit an dem Drehbuch für den Zeichentrickfilm "Yellow Submarine", der die Beatles in einem gelben Unterseeboot auf Reisen schickt.


Quelle: t-online.de
Bildquelle: Yale University