Hellboy Bd. 5 - Die rechte Hand des Schicksals (Mike Mignola)

hellboy5

Verlag: Cross Cult; Auflage: 2., überarb. Neuauflage. (August 2006)
176 Seiten, Hardcover Din A5, 19,80€
ISBN-13: 978-3936480252

Genre: Grusel/ Horror


Klappentext

Das Werk eines Genies. Guillermo del Toro

England im 10. Jahrhundert. In einer Schmiede erscheint dem Heiligen Dunstan der Teufel, um ihn zu verführen. Doch Dunstan packt ihn mit einer glühenden Zange und sperrt ihn in eine Truhe, die er mit geweihten Siegeln versieht …
Als über tausend Jahre später die Truhe aus der Legende in Schottland auftaucht, versetzt das Hellboy in äußerste Alarmbereitschaft. Doch er kommt zu spät. Der von Dunstan gebannte Dämon weilt wieder in dieser Welt. Und er hat es auf Hellboys steinerne Hand abgesehen, die „Hand des Schicksals“ …

In weiteren Fällen des Bandes versucht sich Hellboy unter anderem als Drachentöter und Exorzist. In Norwegen trifft er auf das Gespenst des kopflosen König Vold, wohingegen er sich seiner Haut in Japan gegen eine Horde hungriger Geisterköpfe erwehren muss. Die Jagd auf einen adligen Blutsauger schließlich endet mit einer Audienz vor dem Herrn aller Vampire, dem schrecklichen Varcolac.


Rezension

Die in „Die rechte Hand des Schicksals“ enthaltenen Geschichten schlagen einen Bogen von 1947 bis zur Gegenwart und erzählen verschieden Episoden aus Hellboys Leben und Werdegang. Dafür wurde der Sammelband thematisch in drei Kapitel gegliedert:
„Die frühen Jahre“, „Die mittleren Jahre“ und „Die rechte Hand des Schicksals“. Jedes der drei Kapitel besteht dabei aus jeweils drei Geschichten. („Die Truhe des Bösen“ erschien ursprünglich als Zweiteiler.)

Pfannkuchen

Gerade mal zwei Seiten umfasst die Auftaktgeschichte, in der Mike Mignola die Auswirkungen auf die Hölle beschreibt, als Hellboy im Kindesalter einen Pfannkuchen isst.
Skurril, absurd und einfach liebevoll, schafft „Pfannkuchen“ damit auf Anhieb den Sprung zum Favoriten. Auch wenn sie mehr eine Kuriosität am Rande darstellt.

Die Natur des Tieres

Hellboy in den Fußspuren eines heiligen Drachenjägers. Engagiert vom Osiris-Club, der herausfinden will, welche Hellboys wahre Natur ist, die des Zerstörers oder die des Helfers und Beschützers. Ironischerweise erkennen sie den entscheidenden Hinweis nicht.
Die Umsetzung einer uralten Legende besticht durch Hellboys Sarkasmus und in zweifacher Hinsicht seinem ironischen Ende. Man muss froh sein, dass Mike Mignola sich an diese Geschichte erinnerte und sie fünf Jahre nach der ersten Idee niederschrieb.

König Vold

Hellboy landet in Norwegen, wo er einem alten Freund seines „Vaters“ Professor Bruttenholm einen Gefallen tun soll. Doch der spielt nicht mit offenen Karten und so gerät die Begegnung mit König Vold und seinem Jagdgefolge anders als geplant. Hellboy ist hier mehr ein Statist, denn im Wesentlichen geht es um die Bestrafung eines gierigen Menschen. Trotzdem, oder gerade deshalb, ist „König Vold“ lesenswert.

Köpfe

Skurril. Dies dürfte wohl die treffendste Bezeichnung für Hellboys Abenteuer in Japan sein.
Mike Mignola gibt an, er wollte ohne viel Hintergrundwissen zu haben, eine Geschichte schreiben, die eine authentische Japanatmosphäre erzeugt. Dies ist ihm mit der Umsetzung eines japanischen Märchens auf jeden Fall gelungen. Generell sticht sie aufgrund ihrer Verortung und ihrer Handlung aus den übrigen Hellboygeschichten heraus. Der große Rote wird hier von Köpfen japanischer Geister attackiert. Gut, aber wie gesagt skurril, besonders wenn Hellboy schließlich anfängt Kopfball zu spielen.

Leben sie wohl Mr. Tod

Einem Medium widerfährt etwas äußerst Ungewöhnliches und Hellboy wird zu Hilfe gerufen. Doch auch er kann dem Mann nicht wie vorgesehen helfen und macht eine seltsame Erfahrung, die er, wie immer, trocken kommentiert.
Sieben Seiten ist die Geschichte lang und bietet alles, was man von Hellboy erwartet, Ektoplasma, Lovecraftmonster und trockene Sprüche des Protagonisten. Auch ohne großen Showdown unterhaltsam, wenn auch nicht unbedingt das Highlight des Sammelbandes.

Der Vârcolac

Hellboy jagt seit Jahren eine Vampirin. Endlich stellt er sie. Doch bevor er zur Pfählung schreiten kann, trifft er auf ihren Meister. Einen Vampir, der seines gleichen sucht.
Entstanden aus einer Legende um einen Vampir, der den Mond verschlingt, hebt sich „Der Vârcolac“ von den üblichen Geschichten ab. Leicht surreal, fast wie ein Traum wirkt das Geschehen. Der Leser wird ebenso wie Hellboy vor ein Rätsel gestellt, welches nicht so einfach zu lösen ist. Daraus bezieht die Geschichte dann auch ihre Faszination, denn für Charakterentwicklung oder eine weit ausgebaute Handlung ist die Seitenzahl zu begrenzt.
„Der Vârcolac“ findet sich im Mittelfeld zwischen „Pfannkuchen“ und „Leben sie wohl Mr. Tod“ wieder.

Die rechte Hand des Schicksals

Mehrere Jahre wurde Hellboys Steinhand nicht thematisiert, um sie aus der Vergessenheit zu holen, und wieder mehr Aufmerksamkeit auf sie zu lenken, schuf Mike Mignola diese Kurzgeschichte.
In ihr verlangt ein Priester die Lebensgeschichte Hellboys zu hören, im Tausch gegen Informationen zu Hellboy rechter Steinhand. Am Ende bestärkt er Hellboy seinen Weg weiterzugehen.
Richtig nach vorne bringt die Geschichte das Hellboy-Universum nicht, aber sie ist allein dadurch schon interessant, dass sie Hellboys Steinhand wieder in den Fokus rückt und den Leser mit dem Gefühl zurücklässt, einen kleinen, aber wichtigen, Einblick bekommen zu haben. Zudem ist sie für den großen Roten persönlich notwendig, kann er doch in ihr zum ersten Mal die Last auf seinen Schultern mit jemanden teilen.

Die Truhe des Bösen

Ein kleiner Mann mit rundem Kopf stiehlt des nachts aus einem Haus eine kleine, verschlossene Truhe, die seit langer Zeit dort versteckt war. Er zwingt den Dämon der in „der Truhe des Bösen“ eingesperrt war unter seinen Willen. Hellboy gerät in eine Falle.Es kommt zu einem großen Kampf, in dem es um nichts anderes geht, als um Hellboys rechte Hand und die „Krone der Apokalypse“. Hellboy muss sich schließlich dabei entscheiden, wer er ist.
Von Mike Mignola geschrieben um den Handlungsstrang zum „Tier der Apokalypse“ zu einem Ende zu bringen, muss sich Hellboy in dieser Geschichte seinen Feinden nicht nur körperlich erwehren. Viel mehr findet der Größte Kampf in seinem Inneren statt. Denn dort muss er die Entscheidung zum Guten oder Bösen treffen. 
Wie gesagt ist dieser Handlungsstrang bei Hellboy somit abgeschlossen und doch hält sich Mignola zur Sicherheit ein Hintertürchen auf, um vielleicht noch ein Mal darauf zurückkommen zu können. Allerdings stört es nicht. Es macht sogar neugieriger auf das, was da kommen mag.
Neu für diesen Sammelband ist der Epilog in dem Hellboy von Mignola die Gelegenheit bekommt, die Ereignisse zu reflektieren.
Zusammengenommen bilden die einzelnen Teile eine sehr starke Geschichte, die mit vielen Andeutungen und Anspielungen versehen ist. Wenn man „Pfannkuchen“ außer acht lässt die beste Geschichte in dem vorliegenden Sammelband.

Mike Mignolas Zeichnungen sind wie gewohnt intensiv und wirken einfach in ihre Kantigkeit und dem Schwarz-weißen-Kontrast düster und Atmosphäre aufbauend.
Man kann Cross Cult nur immer wieder für die Entscheidung beglückwunschen, Hellboy nicht in Farbe zu drucken.

Vorwort, Galerie, Skizzen und ein Aufsatz über die literarischen Einflüsse Mike Mignolas. Die Ausstattung von „Die rechte Hand des Schicksals“ ist gewohnt erstklassig. Dazu bietet das Buch zu jeder Geschichte eine Einführung von Mike Mignola. Diese kurzen Abschnitte sind meist höchst informativ und interessant.


Fazit

Auch im fünften Band der Hellboy-Reihe zeigen sich kein Verschleißerscheinungen. Im Gegenteil, Hellboy entwickelt immer weiter sein Potential und Mike Mignola scheint einen unendlichen Fundus an Sagen und Legenden zu kennen, die er nur zu gerne verarbeitet und seinen Lesern so näher bringt. "Die rechte Hand des Schicksals" ist gleich am Anfang mit einem absoluten Highlight versehen und im Weiterem mit meist starken Geschichten. Selbst die Schwächeren sind immer noch gute Comic- und Gruselkost und zu empfehlen.


Pro & Contra

+ „Pfannkuchen“

+ der Mythos von Hellboy und seine Bestimmung wird weiter ausgebaut
+ große Abwechslung in den Geschichten

Bewertung:

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Mike Mignola:

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Rezension zu Hellboy Bd.6 - Sieger Wurm
Rezension zu Hellboy Bd.7 - Seltsame Orte
Rezension zu Hellboy Bd.8 – Die Troll-Hexe
Rezension zu Hellboy Bd.9 – Ruf der Finsternis
Rezension zu Hellboy Bd.10 – Wilde Jagd
Rezension zu Hellboy Bd.11 – Der Krumme
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Rezension zu Hellboy Bd.13 – Abstieg zur Hölle
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Rezension zu Hellboy Bd.16 – Hellboy und die B.U.A.P. 1953
Rezension zu Hellboy Bd.17 – Hellboy und die B.U.A.P. 1954
Rezension zu Hellboy Bd.18 – Hellboy und die B.U.A.P. 1955
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