Wintermond (Tanja Heitmann)

Heyne (August 2009)
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag
Seiten: 480, 19,95 EUR [D]
ISBN: 978-3453266117
Leseprobe

Rezension zu „Morgenrot“ <<=

Genre: Dark Fantasy


Klappentext

Flieh vor den Schatten des Wolfes

Wer verbirgt mehr? Die scheinbar kühle Meta oder der geheimnisvolle David? Nach einer leidenschaftlichen Nacht gehen beide wieder getrennte Wege. Meta kehrt in die schillernde Welt ihrer Kunstgalerie zurück, doch sie kann David nicht vergessen. Auch David gelingt es nicht, die Erinnerung an die verletzliche Frau abzustreifen. Er folgt ihrer Spur durch die Stadt, obwohl er Meta durch seine bloße Nähe in Gefahr bringt. Denn in David lauert ein Wolfsdämon.


Rezension

Mehr als ein Jahr ist vergangen, seit Tanja Heitmann mit Morgenrot begeisterte. Die Fans haben in dieser Zeit weder die Protagonisten Lea und Adam noch die Autorin selbst vergessen, die mit ihrem neuen Roman Wintermond nun versucht, ihrem Erfolg weiteren Schwung zu verleihen. Diesmal mit einem ähnlichen, jedoch gelungeneren Konzept.

>> Ein blasser, viel zu filigraner Körper. Das Geflecht von Adern, dicht unter ihrer Haut, pulsierend. Alles an ihr hatte nur darauf gewartet, dass er sie berührte ... <<

Meta ist perfekt. Sie kleidet sich schön, nennt eine kühle Eleganz ihr Eigen und hat eine Beziehung zu einem Mann, der ihr in allen Anforderungen gleicht, die man im Leben stellt. Dabei vermisst sie nichts. Bis zu dem Tag, an dem sie David trifft. Gebannt von dem jüngeren, wild anmutenden Mann begreift sie erst nicht, wie viel mehr hinter seinen oftmals böse aussehenden Verletzungen steckt. Als sie eines Tages jedoch überfallen wird, ist die Wahrheit zum Greifen nah. Und auch Metas und Davids Glück. Doch ein Krieg zieht auf und verhärtet damit die Fronten des ungleichen Paars.

>> Ein sinnlich-erotisches Abenteuer <<

„Biss für Erwachsene“ – so hatte man Morgenrot in Fankreisen gerne genannt. Eine Bezeichnung, der Enttäuschung folgte, denn der Roman konnte die damit einhergehenden Erwartungen an Anspruch und Reife nicht erfüllen. Mehr hatte man sich gewünscht. Etwas, das sich vom Feld der Jugendliteratur abzuheben versteht. Mit Wintermond kommt Tanja Heitmann diesen Wünschen nun endlich näher. Denn ihr neuer Roman weiß mit viel Gefühl und einer ausgewachseneren Denkweise dort zu überzeugen, wo Morgenrot scheiterte.

Diesen Umstand verdankt Wintermond seinen interessanten und überzeugenden Charakteren. Denn Meta und David eignen sich als Protagonisten für das reifere Auf und Ab der Gefühle geradezu perfekt. Der geneigte Leser wird sie als Gutmenschen kennen lernen, die jedoch genügend Ecken und Kanten aufweisen, um verletzlich zu sein und somit gefühlvollen Momenten einen prickelnden und würdigen Rahmen zu verleihen. Sie entblößen dabei viel, geben der Phantasie Nahrung und dem Buch eine unbeschreiblich gut transportiere Tiefe. Tanja Heitmann scheint hierbei ihre Begabung nun endlich unter dem Teppich hervorzukehren und so den geneigten Leser um ein Vielfaches mehr zu überzeugen. Ihr Dämonen-Konzept, das sowohl bewundernswert wie wandelbar ist, bleibt dabei gleich. Anders jedoch als in Morgenrot, gesteht sie dem männlichen Protagonist David in Wintermond einen breiteren Rahmen zu und ermöglicht damit einen viel fokussierteren Blick auf den dämonisch bestechenden Hintergrund. Ausgeweitete Handlungssprünge darf man sich deshalb noch lang nicht erwarten, denn die Autorin lässt sich zu Beginn wieder viel zu viel Zeit. Seite um Seite entwickelt sie Metas Beziehungsleben und Davids Schicksal als Diener eines Dämons, der sich gegen dessen natürliche Bedürfnisse zu wehren versucht. Rudelmerkmale werden aufgegriffen und sympathische oder aber auch böse Nebencharaktere eingeführt. Die Spannung kommt dabei immer wieder zu kurz und lässt oftmals das Gefühl entstehen, einem literarischen Stillstand ausgeliefert zu sein. Einen, wie ihn bestimmt so mancher Leser zu schätzen weiß, doch Fans von turbulenteren Geschichten – vor allem im Zusammenhang mit dem Übersinnlichen – werden sich nach seitenlangen Familiensitzungen, Berufseinblicken und alltäglichen Situationen wohl oder übel gerädert fühlen.

Wirklich mitreißend wird es erst zum Ende des informationsdurchfluteten Mittelteils. Dieser entlohnt den Leser dann jedoch für die gemachte Mühe, die Protagonisten und ihr Umfeld genau kennen gelernt zu haben, mit der Empfindung puren Mitgefühls. Tanja Heitmann hat es so geschafft, den Leser am Schluss leiden und inständig für Meta und David hoffen zu lassen. Hoffnungen, die sich ein wenig einseitig erfüllen, aber durch das Auflösen einiger Überraschungen genug aufgewertet werden, um die letzte Seite mit einem wohlwollenden Lächeln beenden zu können.


Fazit

Wintermond und Morgenrot folgen einem Konzept, unterscheiden sich jedoch in ihren Qualitäten wie Tag und Nacht. Mit ihrem aktuellsten Roman kann Tanja Heitmann nun auch das erwachsene Leserherz erfreuen, ohne der Jugend emotional zu weit voraus zu sein. Sie überzeugt, vermittelt und erfreut, sofern man bereit ist, sich auf den behäbig ausgelegten (Familien-)Hintergrund einzulassen, der nicht immer zu fesseln versteht.


Pro und Kontra

+ wunderschönes Cover
+ gefühlvoller & flüssiger Stil
+ interessante Ideen
+ authentische Charaktere
+ dämonisch überzeugender Hintergrund
+ bezaubernde Liebesgeschichte
+ ohne Vorwissen zu lesen

o teilweise brutal und grob
o zwischenmenschlich orientierter Handlungsstrang

- Längen vorhanden
- wenig spannend
- offene Fragen bleiben zurück

Bewertung:

Handlung: 3,5 / 5
Charaktere: 5 / 5
Lesespaß: 4 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5