Reiter der Apokalypse (Michael McBride)

Blanvalet ( Oktober 2009)
Taschenbuch, Seiten: 560
Preis 8,95€
ISBN: 978-3442266111

Genre: Horror (mit Fantasyelementen)


Klappentext

Die Welt steht am Rande des Abgrunds: Der dritte Weltkrieg droht. Und während das Pulverfass Mittlerer Osten explodiert, wird eine alte Prophezeiung Wirklichkeit: Die vier Reiter der Apokalypse ziehen aus, und die Hölle folgt ihnen nach. Alle Armeen und Waffen der Welt werden schlagartig bedeutungslos angesichts der vier Schreckensgestalten und ihrer Geißeln Tod, Krieg, Pestilenz und Hunger …


Rezension

Das Szenario, in das man als Leser gleich zu Beginn geworfen wird, ist furchterregend. Terroristische Anschläge auf der ganzen Welt erschüttern die Grundpfeiler der Menschheit. Als die Dschihad auch noch an Atombomben gelangen und diese in den großen Metropolen der USA zünden, nimmt die atomar geführte Schlacht ihren Lauf. Die Zerstörung könnte kaum größer sein, doch dann erweckt ein Mann namens Mûwth die vier Reiter der Apokalypse und das wahre Ende der Menschheit wird eingeläutet. Die Grundidee ist gut. Beim aktuellen Krieg gegen den Terror muss man nicht viel Fantasie haben, um sich eine Weiterentwicklung zum dritten Weltkrieg vorzustellen. Selbst der unwahrscheinliche Fall, dass eines Tages das Jüngste Gericht erfolgt, scheint unter der blinden Zerstörungswut des Menschen, zumindest nachvollziehbar. Trotz der guten Idee und der gelungenen Gradwanderung zwischen Realismus und Fantastischem, überzeugt das Buch nicht vollends.

Reiter der Apokalypse beginnt wie ein klassischer Katastrophenfilm der Marke Roland Emmerich („The day after tomorrow“). In den ersten achtzig Seiten, werden in erster Line eine ganze Reihe an Menschen vorgestellt, die man zunächst kaum auseinanderhalten kann. Einige pubertierende Jugendliche in einem Teil von Amerika, ein Geschwisterpärchen in einem anderen und eine schicksalsgebeutelte Studentin im nächsten. Sie haben alle nichts miteinander zu tun, außer die Tatsache, dass sie die ersten Ausläufer der Vernichtung überleben. Wirklich interessant ist die Figur des Pheonix, der von einem fanatischen Gläubigen im Keller festgehalten wird, weil er ihn für die Wiedergeburt Christi hält und die im Irak stationierte Soldatengruppe. Es hätte dem Buch sicherlich gut getan, wenn sich der Autor auf weniger Charaktere konzentriert und ihnen dafür mir Leben eingehaucht hätte. So bleiben sie zum Teil blass.
Nach einem etwas holprigen Einstieg in die Geschichte, weiß Michael McBride bis zur Erweckung der Apokalyptischen Reiter zu überzeugen. Mit Spannung darf man an der blutreichen Passage teilhaben. Überraschend unkitschig sieht sich die Welt dem personifizierten Tod, Hunger, Krieg und Pestilenz gegenüber. Leider werden sie sofort nach dem Betreten der Bühne beinahe komplett wieder fallen gelassen. Stattdessen geht der Katastrophenteil munter weiter. Plagen überziehen das Land und vernichten alles, was kreucht und fleucht, mit Ausnahme der Protagonisten. Kurz darauf setzt der Autor auf einen neuen Ansatz und wechselt ins Horrorgenre. Dabei bedienter er sich abgedroschener Zombie-Slasher-Elemente. Und zu guter Letzt wird es knallbunt und fantastisch wie in einem morbiden Disneyfilm. Erreicht man schließlich die finalen Seiten und rechnet mit einer Auflösung, muss man mit einem offenen Ende vorlieb nehmen und einer Leseprobe vom nächsten Band, der Juli 2010 erscheinen wird. Denn im Gegensatz zum Originaltitel: „God’s End. Book One: The Fall“ weist im deutschen Titel nichts auf einen Folgeband hin. Für diejenigen, die auch gerne zum (englischen) Original greifen, sei es bei diesem Buch empfohlen. Denn jede der Hauptfiguren hört einen ominösen Satz in ihrem Kopf, der offenbar keinen Sinn zu machen scheint. Natürlich ist der Satz wichtig, die Auflösung jedoch funktioniert nur im Englischen. Liest man die deutsche Fassung, braucht man einige Minuten, um überhaupt den Zusammenhang zu verstehen.

Der größte Manko ist aber das nicht eingelöste Versprechen, einen Horrorroman über die Reiter der Apokalypse lesen zu können. Stattdessen bekommt man einen aus der Masse kaum herausstechenden (immerhin) Weltuntergangsroman, der sich an Elemente von Saw und diversen Zombiefilmen bedient. Sprachlich kann man nur wenig bemängeln. Von Grusel kann zwar nicht die Rede sein, dennoch ist es spannend und kurzweilig. Störend allerdings sind die plumpen, fantasielosen Metaphern und Vergleiche wie: „fühlte sich an wie warme Spaghetti“ und „Ihr rechter Unterarm platzte auf wie ein Hot Dog“, wirklich ärgerlich, da sie unfreiwillig komisch rüberkommen, was kaum im Sinne des Verfassers liegen durfte. Für sich gesehen sind die einzelnen Kapitel immer atmosphärisch und fesselnd, aber durch die hohe Anzahl der Charaktere, wiederholt sich jede Stufe der Apokalypse immer und immer wieder. Ist man beim ersten Mal noch überrascht und beim zweiten Mal erfreut darüber, die eindringliche Szene erneut erlebt zu haben, ist spätestens beim dritten Mal die Luft raus. Und dann muss man es trotzdem noch ein viertes Mal lesen. Jeder mit gutem Kurzzeitgedächtnis wird das sicherlich als störend empfinden.

Dennoch ist Reiter der Apokalypse nicht zwingend eine Zeitverschwendung. Zwar gehen die Reiter etwas unter und die Protagonisten bleiben teils blass, aber die Idee ist gut und der Roman spannend. In Anbetracht des offenen Endes, bleibt auch Hoffnung auf eine Steigerung, denn der Überlebenskampf der Überlebenden scheint gerade erst anzufangen.


Fazit

Reiter der Apokalypse bleibt hinter dem Potential der Grundidee zurück, kann aber mit Spannung und Kurzweiligkeit punkten. Wer die Welt untergehen sehen will, ist hier richtig.


Pro und Kontra

+ realistisches Szenario
+ gute Grundidee
+ spannend

o angelegt als Bücherreihe

- einige abgekupferte Ideen
- lächerliche Metaphern und Vergleiche
- zu wenig von den Reitern
- blasse Figuren

Beurteilung: 

Handlung 3/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 3/5