Blanvalet (Januar 2009)
416Seiten, EUR 13,00
ISBN: 978-3-442-24421-8
Leseprobe
Genre: Fantasy
Klappentext
Ana, die einzige Tochter des Fürsten von Somerstorm, befindet sich auf der Flucht vor den geheimnisvollen Nachtschatten. Die Gestaltwandler haben – so glaubt Ana – ihre gesamte Familie ermordet und so die Kontrolle über das Fürstentum an sich gerissen. Ana flieht in Richtung Westfall, auf der Suche nach Unterstützung, doch ihr Weg endet in Srzanizar – und in den Ketten der Sklaverei. Da erreicht die Armee der Nachtschatten die Mauer der Stadt.
Rezension
Fortsetzungen sind oftmals eine Sache für sich. Manche enttäuschen, andere begeistern oder setzen das vorangegangene Buch in gleicher Qualität fort. „Verrat“ ist in diesen vorgefassten Sparten der Meinungsbildung schwer einzuordnen. Denn der zweite Band von Claudia Kerns Trilogie versteht es, viel zu wollen, aber wenig zu bieten, schafft es jedoch darüber hinaus, den Leser mit einem wahren Hochgefühl über die letzten Seiten blättern zu lassen.
Ana ist noch immer auf der Flucht vor den Nachtschatten und den Machthabern, die sich ihrer bedienen wollen, um am Ende des Krieges über das Land zu herrschen. Während die Fürstentochter ihr Heil zwischen Sklaven sucht, um so Westfall zu erreichen, glaubt ihr Bruder Gerit – von dessen Überleben Ana nichts weiß – erste Zweifel an seiner Wahl für die Nachtschatten in sich zu spüren. Eine Entscheidung muss getroffen werden. Eine Entscheidung, die ihn unablässig mit der Zukunft des Landes verbinden wird.
Unverbunden hingegen ist Jonan und immer noch auf der Suche nach Ana Sommerstorm, um sie endlich beschützen zu können. Ebenso wie Ana reist er durch das Land, bis ihn sein Weg zu einem Krüppel führt, der neue und vom Volk verachtete Fürst von Westfall: Craymorus Ephardus. Sohn des Mannes, dessen Magier-Sippe die alte Magie wiederzufinden glaubt, um die Nachtschatten schlussendlich besiegen zu können. Doch die Magier haben schon einmal versagt ...
Michael Peinkofer
Rau, realistisch und mittelalterlich normal. So und nicht anders lernte man Claudia Kerns Debüt kennen, das sich dem Lob ihres Kollegen Michael Peinkofer eigentümlich widersetzte. Eine Tatsache, die in keinem Fall gegen das Konzept der Autorin sprach, denn ihr Debüt wusste mit einem eigenständigen Charme und gut gewählten Details zu überzeugen.
Mit „Verrat“ setzt Claudia Kern die begonnene Geschichte um den Kampf zwischen Menschen und Nachtschatten nun fort. Zugegeben gut, dennoch bleibt der zweite Band hinter den Erwartungen des Lesers zurück. Dieser Umstand ist nicht einfach zu erklären, stützt sich jedoch zum Großteil auf den scheinbar zu verbissenen Versuch der Autorin, ihre Geschichte möglichst üppig wirken zu lassen. Zu viele Charaktere, zu viele Umgebungen und zu wenig Seiten folgen aufeinander, die vorwiegend einen wirren, wenn auch unterhaltsamen Eindruck entstehen lassen. Einen, den auch der mit viel Mühe gestaltete Hintergrund nur schwer aufwerten kann, denn dafür ist der Umfang des Buches einfach zu groß. Der wieder schmucklos gewählte Stil, der im ersten Band noch zu begeistern wusste, verstärkt dieses Empfinden, allem zu wenig Zeit und Ansichten gegönnt zu haben, nur noch. Ihm folgen vage Beschreibungen, oftmals zu kurze Kapitel und das Nichtentwickeln der Charaktere als merkbare Makel auf den Fuß. Und gerade Letzteres wäre notwendig gewesen, um den ersten Band erfolgreich weiterzuführen. Denn Ana Somerstorm bleibt somit blass, Jonan weiterhin (durchaus gelungen) geheimnisvoll und der eigentliche Hintergrund verschwommen. Gerettet wird die Freude am Lesen schlussendlich von neuen Andeutungen, der interessanten Religion und der eigenen Neugierde, die immer wieder nach einer Auflösung verlangt.
Eine, die gerade zum Schluss den Leser mit kleinen Überraschungen zu begeistert und erneut die Leidenschaft für das Buch anzustacheln versteht. Diese Tatsache lässt „Verrat“ noch sehr nachwirken und gibt dem Leser das Gefühl, trotz aller Schwächen, gut unterhalten worden zu sein. Der nächste Band „Rache“ ist daher ein Muss und der Hoffnungsträger, um der Trilogie den noch fehlenden Glanz und etwas Aufschwung zu verleihen.
Fazit
„Verrat“ bleibt hinter den Erwartungen des ersten Buches von Claudia Kern zurück, unterhält jedoch und bietet eine flüssig zu lesende Fortsetzung der Geschichte um die beliebten Helden aus „Sturm“. Leser, die sich für den ersten Band begeistern konnten, kommen auch an diesem nicht vorbei und werden (bis auf wenige Ausnahmen) durchaus zufrieden sein.
Pro und Kontra
+ facetten- und graustufenreich+ tiefgründige Gegenspieler
+ authentisch ausgemalte Welt
+ schöne Aufmachung
+ spannendes Ende
o bodenständige Fantasy
o detailärmer als so manch anderer Roman
- verschenktes Potenzial
- ohne Glossar (das von Vorteil gewesen wäre)
- Charakterentwicklung zu knapp geraten
- Inhalt zu gedrängt & üppig für die vorhandene Seitenanzahl
Bewertung:
Handlung: 2,5 / 5Charaktere: 3 / 5
Lesespaß: 3,5 / 5
Preis/Leistung: 3,5 / 5