Genre: epische Dark Fantasy, Anthologie
Klappentext Band I
„Weite Ebenen, grünes, fruchtbares Land, Wälder, Auen, Flüsse und Seen umfassen das Leben der Frühzeit auf Praegaia, der Welt vor allen Welten, eine Welt, die Wanderlust weckt und das Gefühl von Heimat gibt. Doch irgendwo wird ein Drache geboren, der nicht heimisch ist, und es geschieht der Natur seiner aussterbenden Rasse zuwider. Man sagt, dass er die Völker besiegt, bevor er sie versklavt, dass er alle Völker schändet, ehe er selbst geschunden und gebrochen wird. Und wenn er darauf wiederkehrt, wird er ein anderer sein.
Ein Nebel, ein Strom und eine Kraft, welche die Erde erfüllt.
Dann wird er sie beschützen, vor der ersten Bedrohung und auch vor der letzten, vor den stummen, alten Götzen und ihrer Dämmerung.
Von seinen Widerparten und seinem Gefolge sollen sie handeln, die Chroniken.“
aus dem Dialog der Ersten Mannen
Klappentext Band II
„Bizarre Früchte trägt der Baum, der seinen Schatten über diese unsere so geliebte Welt gestreckt. Wenn selbst Könige vom einfachen Landsmann verraten werden können, Priester gar bangen um die Erhörung ihres nächsten Gebets und nicht zu unterscheiden ist, wer wem noch wahrlich wohlgesonnen, dann ist es schlimm missraten.
Immer wieder ist zu hören, dass hinter diesem Zeitalter dunkle, längst vergessen gewähnte Götzen sich anschicken, alles zu einem letzten, großen Kataklysmus hinzuführen, ob zu ihrem erneuten Aufschwunge oder einfach nur dem Willen des Zerfalls zudienend, sei dahingestellt. Dabei ist der verdorbene Götze, der sich großen Wortes Allmutter benamte, kaum mehr als ein furchtbarer Wegbereiter. Denn um wie viel weniger arg und tückisch wäre dies Los, würden nicht statt Trümmern und Wüsteneien nur grüne Wiesen und blauer Himmel zurückbleiben, und zeigen, wie einfach und schön die Welt erneuert gehöre, bliebe da nicht der fade Beigeschmack von Gleichförmigkeit, die alle Vielfalt vermissen lässt?
Sodenn, was sonst sollten sie uns also lehren, diese Chroniken?“
aus dem Dialog der Ersten Mannen
Rezension
Mit den Chroniken liegt nun eine zweibändige Anthologie des „Geisterdrache“-Epos anlässlich dessen 25-jährigen Jubiläums vor. In diesem entführt Marc-Alastor E.-E. den Leser in die sagenhafte Welt „Praegaia“; eine Welt, die man zweifelsohne als Heimat von vielen Mythen und Legenden bezeichnen kann. In abwechslungsreichen Kurzgeschichten lernt man - mal an der Seite von strahlenden Helden, mal an der Seite zwielichtiger Halunken - diese vielschichtige Welt immer besser kennen. Denn Praegaia hat einiges zu bieten; jede Geschichte wartet mit einem anderen interessanten und schön beschriebenen, nicht selten spektakulären Schauplatz auf.
Die Geschichten handeln dabei von einzelnen Schicksalen ganz verschiedener Charaktere, von Göttern und Dämonen und muten teilweise eher wie Sagen an, was dem gesamten Werk eine gewisse Epik verleiht, nicht zuletzt auch deswegen, weil aus vielen Epochen Praegaias Geschichten vertreten sind. Allerdings sind diese innerhalb der Anthologie nicht nach der Zeit zu der sie spielen geordnet, sondern nach deren Entstehungsjahr. Dies kann für Neueinsteiger durchaus das eine oder andere Mal zu Verwirrung führen.
Wer Happy Ends mag, wird beim Großteil von Marc-Alastor E.-E.s Geschichten wohl enttäuscht werden, denn seinen Protagonisten ist nur selten ein glückliches Ende beschieden. Und auch im Verlaufe der jeweiligen Handlungen schont er diese keineswegs. Neben der bereits angesprochenen Epik zeichnet die Geschichten nämlich vor allem eines aus: Sie sind düster. Meist geheimnisvoll, brutal und oftmals blutig; echte „Epische Dark Fantasy“ eben, ganz wie der Buchumschlag verheißt.
Marc-Alastor E.-E.s Schreibstil harmoniert dabei ganz hervorragend mit dem Inhalt der Geschichten, bedient er sich doch einer altertümlich anmutenden Rhetorik, die einen fast glauben lässt, man habe ein altes Märchen- oder Legendenbuch aufgeschlagen. Entsprechend herrscht auch in den meisten Geschichten eine solche Atmosphäre.
„Sodenn, was sonst sollten sie uns also lehren, diese Chroniken?“ – Eine nicht ganz unberechtigte Frage. Denn dem einen oder anderen Leser dürfte genau dieser Gedanke durch den Kopf schießen, wenn er eine weitere Geschichte beendet hat: Oft ist nicht klar, worauf die Geschichten hinauslaufen; was der Autor sagen will. Oder: Die Geschichten lassen einen gewissen Interpretationsraum, den wohl jeder Leser anders füllt.
Fazit
Episch und düster - Fans des Genres kommen hier auf ihre Kosten. Aber auch für jene, die eine Anthologie abseits der „normalen Fantasy“ suchen, könnte sich ein Blick lohnen, so sie denn bereit sind, 33€ für nichtmal 500 Seiten auszugeben.
Pro & Kontra
+ „Epische Dark Fantasy“
+ Setting „Praegaia”
+ passender Erzählstil
+ finster, Charaktere werden nicht geschont
- verwirrend für Neueinsteiger
- manche Geschichten klingen ohne wirkliches Ziel aus
- Preis
Wertung:
Handlung: 3,5/5
Abwechslung: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 2/5