Das letzte Theorem (Arthur C. Clarke & Frederik Pohl)



Heyne Verlag (November 2009)
Taschenbuch, 496 Seiten, EUR 9,95
ISBN: 978-3453526136

Genre: Science-Fiction


Klappentext

Arthur C. Clarkes Vermächtnis

Als Arthur C. Clarke im März 2008 starb, ging eine Ära zu Ende: Der mehrfach preisgekrönte Autor von Meisterwerken wie „2001 – Odyssee im Weltraum“ und „Die letzte Generation“ hat die Welt, in der wir leben, wesentlich mitgeprägt. Und er hat den Standort des Menschen im Kosmos versucht zu definieren.

Gemeinsam mit Frederik Pohl schrieb Clarke bis zuletzt an einem Roman, der all seine Ideen noch einmal bündeln und dazu eine großartige Geschichte erzählen sollte.

„Das letzte Theorem“ ist dieser Roman.

Er ist Arthur C. Clarkes Botschaft an die Zukunft…


Inhalt

Ranjit Subramanian ist Student der Mathematik in Sri Lanka und davon besessen, das Rätsel um Fermats letzten Satz zu lösen. Als ihm dies schließlich gelingt, steigt er zu einer Persönlichkeit von öffentlichem Interesse auf und ist somit auch immer stärker in die Belange einer Welt verwickelt, die zunehmend von Krisen und Konflikten beherrscht wird.

Zudem streuen die Autoren immer wieder Passagen ein, in denen sie das Handeln verschiedener außerirdischer Völker beschreiben. Denn diese haben mitbekommen, dass die Menschen auf ihrem Planeten fleißig mit Atombomben herumexperimentieren und so eine Bedrohung für den Frieden in der Galaxie darstellen…


Rezension

Diese – wenn auch nicht neue – Idee ist gleichermaßen spannend wie faszinierend; alle von Menschen erzeugten elektromagnetischen Signale – mögen sie nun von Nachrichtensendungen oder Atombombenversuchen stammen – breiten sich unweigerlich ins Weltall aus, wo etwaige Außerirdische darin lesen können wie in einem offenen Buch.
Genau diese Idee nehmen die Autoren als Grundlage für ihr Buch, das auf einen „Showdown“ mit den Außerirdischen hinarbeitet, deren Aktivitäten dem Leser immer wieder in kurzen Zwischensequenzen ins Gedächtnis gerufen werden.

Den bei weitem größten Teil des Buches nimmt aber die Schilderung Ranjits Lebens ein. Und für diesen Charakter nehmen sich die Autoren auch recht viel Zeit, denn bevor wirklich Handlungsrelevantes geschieht, hat man Ranjit schon eine ganze Weile begleitet und kennengelernt. Dafür bekommt man mit Ranjit einen glaubwürdigen Protagonisten präsentiert, der interessant genug ist, um die Handlung zu tragen.
Dies gilt – vielleicht mit Ausnahme seiner späteren Frau Myra – leider nicht für die anderen Charaktere. Durch die starke Fokussierung auf den Protagonisten bleiben diese meist schemenhaft und erscheinen nicht selten überzeichnet. Denn sie erfüllen meist eine spezielle Rolle innerhalb der Handlung, auf die sie dann ganz und gar fixiert sind – und wirken somit übertrieben. Ranjits Vater als Priester beispielsweise bringt nur religiöse Aspekte ein, Ranjits Tochter ist ein Ass im Sport und darüber hinaus eigentlich nichts.

Diese übertriebene Darstellung lässt sich nicht nur bei den Charakteren beobachten – auch so manche Idee, die die Autoren austüfteln, ist schlicht überzogen. Einen voll funktionsfähigen Weltraumaufzug in Sri Lanka zu Beginn unseres Jahrtausends, fertig gestellt in wenigen Jahrzehnten – das mag der tolerante Leser noch schlucken, zumal es sich um Science-Fiction handelt. Dass dieser dann jedoch sofort dazu benutzt wird, Touristen zu olympischen Spielen auf dem Mond zu befördern – von Forschung auf ebendiesem ist keine Rede – und dass die neu gewonnene Freiheit der Menschen im Weltraum dazu genutzt wird, sechzehnjährige Mädchen in Solarwindseglern Wettkämpfe veranstalten zu lassen (natürlich handelt es sich dabei um Ranjits Tochter) – um nur zwei Beispiele zu nennen - stellt die Toleranz des Lesers jedoch auf eine harte Geduldsprobe.

Worauf die Geschichte eigentlich hinausläuft, bleibt lange Zeit ungewiss. Denn die Autoren erzählen mal hierhin, mal dorthin, sodass man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass beide eine etwas unterschiedlichen Meinung von der Geschichte hatten, die zu erzählen sie im Begriff waren. So bleibt der Sinn vieler Elemente fragwürdig; das Lösen von Fermats letztem Satz, die Entführung des Protagonisten – all dies wirkt eher wie eine Aneinanderreihung von Begebenheiten als eine homogene Geschichte.
Dass diese Begebenheiten größtenteils unterhaltsam sind, mag zwar im jeweiligen Moment darüber hinwegtrösten, allerdings vermag diese Tatsache den Eindruck der Geschichte in ihrer Gesamtheit nicht aufzupolieren.

Wenn die Geschichte mit der Ankunft der Außerirdischen in ihren Höhepunkt gipfelt, wird es dann aber nochmal spannend – der eine oder andere wird sich dabei auf angenehme Weise an „Die letzte Generation“ erinnert fühlen.
Ein wenig zu einfach machen es sich die Autoren allerdings, wenn sie das Hauptproblem, das eigentlich die Story trägt, sich in Wohlgefallen auflösen lassen.


Fazit

Viele gute Ideen leider zusammenhanglos in eine Story gepresst, die lange nicht preisgibt, worauf es die Autoren anlegen. Der gut ausgearbeitete Protagonist ist dabei umgeben von überzeichneten Nebendarstellern. Trotzdem liest sich das Buch flüssig und hat durchaus lohnenswerte Stellen.


Pro & Kontra

+ gute Ideen
+ glaubwürdiger Protagonist

- unzusammenhängend
- überzeichnete Nebencharaktere
- teils unglaubwürdig

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu "Die letzte Generation"