384 Seiten, EUR 13,00
ISBN: 978-3-442-24422-5
Genre: Fantasy
Klappentext
Es herrscht Krieg! Und während die Armeen der Nachtschatten und der Menschen sich gegenseitig vernichten, kehrt beinahe unbemerkt ein uralter Feind zurück, der durch das Wiedererstarken der Magie neue, große Macht erhalten hat. Gleichzeitig versucht Ana, Gefangene eines von Gier und Hass getriebenen Königs, verzweifelt zu fliehen. Sie ahnt nicht, dass ihr ehemaliger Leibwächter Jonan ihr auf seiner Suche immer näher kommt – und dass sich in Somerstorm das Schicksal aller erfüllen wird.
Rezension
Acht Monate mussten geneigte Leser auf den dritten Band von Claudia Kerns Trilogie warten, um endlich erfahren zu dürfen, ob und wie Gerit, Ana, Craymorus und Jonan den Sturm überstehen und den Verrat überwinden würden. Die Möglichkeiten schienen unbegrenzt, ließen eine Steigerung erwarten und feuerten die Vorfreude noch einmal richtig an.
(aus dem Buch)
Krieg wütet und verwandelt weite Landesteile in pulsierendes Chaos. In diesem findet sich Jonan wieder, immer noch auf der Suche nach Ana und plötzlich in politischen Ränkespielen verfangen. Als ein Mord geschieht, gelingt ihm schließlich im letzten Moment die Flucht, die wieder neue Probleme mit sich bringt.
Ana teilt sein Schicksal. Gefangen vom König ohne Land bleibt ihr nur die Möglichkeit, sich von diesem zu befreien, wenn sie am Leben bleiben will. Ihr Ziel ist Somerstorm, dort wo ihre lange Reise begann. Denn nur in der von Nachtschatten besetzten Festung kann sie ihren Bruder Gerit finden, der jedoch nicht gefunden werden will. Als Verwalter von Somerstorm und Diener der Nachtschatten lebt er in die Tage hinein und hat scheinbar sein Glück gefunden. Eines, das jäh bedroht wird, als eine „Vergangene“ dabei ist, die Macht an sich zu reißen und die Welt mit Wut und Hass zu überziehen. – Nur wenn Nachtschatten und Menschen endlich Frieden schließen, ist es möglich, diese Gefahr zu überwinden!
Michael Peinkofer
Mit Rache wird Ana Somerstorms Geschichte und die der liebgewonnenen Nebencharaktere, die in den letzten beiden Bänden nicht immer zu überzeugen, dafür jedoch zu unterhalten wussten, fortgesetzt. Immer mehr rücken diese dabei ins Zentrum des Geschehens und machen es schwer, sich auf einen festlegen zu wollen, denn wichtig sind sie alle und keiner weniger beachtenswert als der andere. In diesem Punkt, dem Versuch alles möglichst üppig zu gestalten, bleibt sich die Autorin treu. Dabei schafft sie es jedoch immer noch nicht, die Charaktere vielschichtiger wirken zu lassen. Denn nennenswerte Entwicklungen, zumindest solche, die man tatsächlich nachvollziehen kann, sucht man im dritten Band fast vergebens. Ana – zwar menschlich und interessant – bleibt damit ein kleines Mysterium. Ihre Wesensänderungen zum Ende hin sind zwar beachtenswert, entbehren jedoch für den Leser jeglicher Grundlage. Ebenso ergeht es einem bei Jonan. Nur Craymorus, der von Seite zu Seite mehr an Format gewinnt, bietet neben Gerit eine willkommene Abwechslung, die Vielschichtigkeit mit sich bringt und den Leser wunderbar zu unterhalten versteht. Kleine Höhepunkte lenken weiterhin von den gleichen Mankos (vage Beschreibungen, oftmals zu kurze Kapitel, Nichtentwickeln der Charaktere, sich wiederholender Inhalt) ab, die schon dem zweiten Band zum Verhängnis wurden und bestätigen das Gefühl, dass Claudia Kern sich nicht zu steigern wusste.
Eine Tatsache, die der Leser ihr und dem Buch nur schwerlich übel nehmen kann, denn man wurde trotz aller Widrigkeiten erstaunlich flüssig und gut unterhalten. Hierbei kommt der Autorin vor allem ihr Stil zu Hilfe, der zwar im zweiten Band die geschichtliche Vielfalt eher behinderte, sich jedoch in diesem wieder zu beweisen versteht. Knapp, ohne Gnade und vor allem schnell geht es voran. Man erlebte die Wandlungsfähigkeit der Nachtschatten, die Angst der Menschen vor selbigen und die Hilflosigkeit, der sich beide Völker ausgesetzt sehen. Ein Weg gemeinsam scheint undenkbar. Der Wegweiser mag zwar in die richtige Richtung zeigen, doch Claudia Kern führt diesen Ansatz nicht zu Ende und lässt so noch einiges (vielleicht für eine Fortsetzung) offen. Die Enttäuschung, die schließlich und mit den letzen Seiten des Buches folgt, beruht vorwiegend auf der Tatsache, hierbei beachtenswertes, jedoch ungenutztes Potenzial zerrinnen zu sehen. Mehr, viel mehr wäre möglich gewesen. Mit dem spärlich Vorhandenen jedoch muss man sich einiges selbst zusammenträumen (was man auch gerne tut) und stößt dabei durch so manche Ungereimtheiten an seine Grenzen.Insgesamt betrachtet wirkt der dritte Band trotzdem runder als sein etwas wirrer Vorgänger Verrat. Die eigentliche Handlung ist nun kompakter und spannender dargestellt und überzeugt durchaus, wenn man über kleine Schwächen und etwas Eintönigkeit hinwegschauen kann.
Fazit
Rache vollendet Claudia Kerns Trilogie zwar nicht so, wie man es sich erhofft hatte, setzt jedoch die Handlung nachvollziehbar und in gleichbleibender Qualität fort. Wer sich ab und an über leichte Fantasylektüre freut, die nicht wirklich typisch und dabei auch ruhiger angelegt ist, kann beherzt (wenn Vorwissen aus den beiden Vorgängern vorhanden) zugreifen und wird im Großen und Ganzen schlussendlich zufrieden sein. Sehr anspruchsvollen Lesern sei, betrachtet man die Trilogie als Ganzes, anderer Lesestoff empfohlen.
Pro und Kontra
+ graustufenreich+ authentisch ausgemalte Welt
+ schöne Aufmachung
+ leicht & flüssig zu lesen
+ spannend
o bodenständige Fantasy
o detailärmer als so manch anderer Roman
- verschenktes Potenzial
- ohne Glossar (das von Vorteil gewesen wäre)
- Charakterentwicklung zu knapp geraten
- Inhalt zu gedrängt & üppig für die vorhandene Seitenanzahl
- üppiger Preis
Bewertung: 
Charaktere: 3 / 5
Lesespaß: 3,5 / 5
Preis/Leistung: 3,5 / 5