Abgrund - Das Licht der Finsternis (Roderick Gordon/ Brian Williams)

Verlag: Arena (Januar 2009)
Gebundene Ausgabe: 688 Seiten, 19,95 €
ISBN-13: 978-3401062754

Genre: Fantasy


Klappentext

Eine gigantische Höhlenwelt tief im Erdinneren: voll tödlicher Gefahren, beherrscht von einer geheimnisvollen Armee, die hier in der Tiefe ein gnadenloses Regiment führt. Doch nichts kann Will, Cal und Chester davon abhalten, in diesem gottverlassenen Reich nach Wills verschollenem Vater zu suchen. Als sie dem rätselhaften Drake und seiner Gefährtin Elliot begegnen, beginnt die abenteuerliche Reise in einen Abgrund, der tiefer ist als alles, was die drei Jungen sich vorstellen können.


Rezension

„Tunnel“ der Vorgänger von „Abgrund“ brach mitten in der Handlung ab und das Ende als offen zu bezeichnen, wäre äußerst beschönigend. Aber glücklicherweise setzt das zweite Buch von Roderick Gordon und Brian Williams nach einem kurzen Zwischenspiel genau da an, wo der erste Band aufhörte. Will, Cal und Chester befinden sich auf dem Zug Richtung Tiefen und damit der Verbannung. Dort hoffen sie sowohl den Styx zu entkommen, als auch Wills Vater zu finden. Aber keins von beidem ist so leicht zu erreichen, wie sie es sich wünschen. Wills Vater ist schon länger unten und hat damit einen Vorsprung, der nur schwer aufzuholen ist. Zumal er von den Koprolithen, einem Sklavenvolk der Styx, den Herrschern der Unterwelt, Hilfe bekommt. Und wie schon im ersten Band machen die Styx Will und seinen Freunden das Leben schwer. Dafür holen sie sich Unterstützung seitens seiner leiblichen Mutter, der sie erzählen, Will hätte seinen Bruder Cal entführt und wäre für den Tod ihres Bruders Tam verantwortlich. Doch auch Will, Chester und Cal finden Hilfe.

Drake, ein ehemaliger Übergrundler, und Elliot, ein Mädchen aus der Kolonie, nehmen die Jungen unter ihre Fittiche und bringen ihnen bei, in der Tiefe zu überleben. Es scheint also viel zu passieren in „Abgrund“ und tatsächlich ist dies auch der Fall, doch nur ein kleiner Teil des Ganzen bringt die Hauptgeschichte um die Styx und ihren großen Plan voran. Man erfährt zwar, was sie vorhaben, aber dies meist nur in Momentaufnahmen. Vielmehr geht es in dem Buch darum, wie Will, Chester und Cal lernen in der Tiefe zu überleben. Dazu stellen ihn die beiden Autoren Roderick Gordon und Brian Williams zwei wirklich starke und gut differenzierte Charaktere an die Seite. Drake und Elliot sind eindeutig ein Gewinn und bringen frischen Wind in die Interaktion der Hauptpersonen. Drake als brummiger, aber bereitwilliger Lehrer ist die undurchsichtigere Person der Beiden und erst am Ende erfährt man, was es wirklich mit ihm auf sich hat. Doch auch schon zuvor, hat man bei ihm den Eindruck eines wohlgesonnenen, gutmütigen Charakters. Anders sieht es bei Elliot aus. Sie ist sehr ambivalent angelegt und wie ihre wahren Gefühle sind, ist schwer einzuschätzen. Besonders gegenüber Will und Chester. Schwachpunkt am Roman ist leider Wills Mutter. Sie, die schon seit Jahren von den Styx gejagt wird und weiß, wie sehr sie lügen und betrügen, schenkt ihren Jägern all zu leicht glauben und geht auf die Jagd nach Will. Das erscheint zumindest etwas unglaubwürdig, auch wenn es gut vermittelt und eingebaut wird. Dennoch stellt sich die Frage der Glaubwürdigkeit. Aber nur solange, wie man sich Zeit nimmt, darüber nachzudenken und die hat man zum Glück kaum. Denn auch wenn die Haupthandlung an sich wenig vorangetrieben wird, geschieht eine Menge in Abgrund.

Da wären zum einen die Abenteuer Dr. Burrows, der immer tiefer vordringt und manch bedeutende Entdeckung macht und sogar ein neues „Haustier“ findet. Streckenweise wirkt er, als wäre er direkt einem Roman Jules Vernes entsprungen und der Handlungsstrang um ihn wirkt wie eine zweite „Reise zum Mittelpunkt der Erde“. Will, Chester, Cal und ihre neuen Freunde bringen zudem so manche Dinge über die Pläne der Styx in Erfahrung, die den dritten abschließenden Band vorbereiten und einen darauf warten lassen. Selbst Wills Ziehmutter, die sich jetzt in einer Nervenheilanstalt befindet, trägt ihren Teil zur Aufdeckung der Pläne der Styx bei. Denn immer wenn sich die Autoren mit ihrem derzeitigen Leben beschäftigen, offenbaren sie einen Teil dieser Vorhaben.

So gelingt es den Autoren, sowohl die Charaktere weiterzuentwickeln und sie die nötigen Erfahrungen für den Abschlussband machen zu lassen, als auch den Handlungsfaden um die Styx weiterzuspinnen. Für ganz so zartbesaitete ist der Roman allerdings nicht mehr uneingeschränkt zu empfehlen, scheuen Roderick Gordons und Brian Williams nicht davor zurück, manche Situation zu ihrem logischen Ende zu führen, ohne erzwungenes Happy End, und dies auch durchaus drastisch darzustellen. Glücklicherweise lassen die Autoren diese Momente nicht einfach so stehen, sondern setzen sich im Weiterem damit auseinander.

War der Erstling „Tunnel“ der Auftakt und die Einführung in eine neue Welt, lernt man diese nun immer besser kennen und ein paar Fäden laufen zusammen, um den nächsten Band in einem, hoffentlich, furiosen Schluss enden zu lassen


Fazit

Roderick Gordon und Brian Williams schaffen es, das Niveau ihres Erstlings „Tunnel“ zu halten und sogar zu übertreffen. „Abgrund“ ist spannender, differenzierter und ausgefeilter als der erste Band um das „Licht der Finsternis“. Auch wenn kleinere Schwächen zu finden sind, z.B. die Haltung von Wills leibliche Mutter, können diese den sehr guten Gesamteindruck nicht trüben. Ein mal mehr kann man diese Reihe nur empfehlen.


Pro & Contra

+ Drake und Elliot sind ein Gewinn für die Handlungsfaden
+ der größere Plan der Styx wird enthüllt
+ die faszinierende Welt in der Tiefe

- die Beweggründe von Wills leiblicher Mutter sind nicht recht nachvollziehbar

Bewertung:

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5

Rezension zu Tunnel - Das Licht der Finsternis