Anathem (Neal Stephenson)

Manhattan Verlag (Januar 2010)
gebunden mit Schutzumschlag und Leseband
1024 Seiten, EUR 29,95
ISBN: 978-3442546602

Leseprobe

Genre: Science-Fiction


Klappentext

Der Planet Arbre im Jahr 3689. Seit seinem achten Lebensjahr lebt Erasmas, genannt Raz, im Konzent Saunt Edhar, einer klosterähnlichen Gemeinschaft von Wissenschaftlern, Philosophen und Mathematikern. Die Aufgabe dieser Gemeinschaft ist es, hinter den jahrtausendealten Mauern Wissen zu bewahren und es vor den Einflüssen der säularen Welt zu beschützen. Denn während das Leben im Konzent nach strengen Ritualen und uralten Traditionen verläuft, so ist die Geschichte jenseits dieser abgeschlossenen Welt durch Chaos und Veränderung geprägt: Auf Blütezeiten folgten Zusammenbrüche, auf finsteres Mittelalter Erneuerung; Kriege und Klimawandel zerstörten die bestehende Ordnung.

Als Raz mit achtzehn Jahren seiner erste Apert bevorsteht – eine Woche, in der beide Welten in Kontakt treten und Austausch pflegen -, bereitet er sich mit seinen Mitschwestern und –brüdern darauf vor, den Konzent zu verlassen und sich in die säkulare Welt vorzuwagen. Aber dort muss er entdecken, dass außerarbrische Kräfte den Planeten bedrohen. Und mit einem Mal lastet eine hohe Verantwortung auf Raz‘ Schultern, denn er wird für die schwierige Aufgabe auserwählt, die Zerstörung des Planeten zu verhindern…


Rezension

Von der ersten Seite an fordert Stephenson die Vorstellungskraft seiner Leser heraus - Arbre ist eine faszinierend-komplexe Welt, die man mehr oder weniger allein erkunden muss, denn diese mit banalen Erklärungen zu verwässern liegt Stephenson fern. Vielmehr ergibt sich das vielschichtige Bild dieser Welt erst im nahezu gesamten Verlauf dieser langen Geschichte. Und so findet man sich zu deren Beginn im „Konzent Saunt Edhar“ wieder - einer Gemeinschaft von Intelektuellen, die so fremd anmutet, dass man am liebsten seinen Begleiter durch diese fremde Welt - „Fraa“ Erasmas - an seiner „Kulle“ zupfen und ihn um Erklärungen bitten möchte.

Doch dieser erzählt unbeeindruckt weiter, und ehe man sich versieht, steckt man mittendrin in einer fesselnden Geschichte. Und in dieser harmonieren alle Faktoren, die man als wichtig erachten mag. Eine Welt, die auf jeder Seite wieder neues bieten kann, zu überraschen vermag und Teil eines Weltkonzeptes ist, das innerhalb des Genres seinesgleichen sucht. Charaktere, die so ausgefeilt sind, dass sie nicht mit ihren Aktionen entsprechend den Ideen des Autors handeln, sondern vielmehr seine Gedanken und Ideen aus ihren Taten und Dialogen sprechen lassen.
Und natürlich diese Ideen, die das ganze mit Leben füllen.

Dabei macht es Stephenson seinen Lesern niemals einfach. Schonungslos geht er Themen an, die konzentriertes Mitdenken erfordern – die Diskussionen der Handelnden drehen sich um Philosophie, Mathematik, Physik und zeigen zum einen, dass der Autor sich sehr viele Gedanken zu diesen Themen gemacht hat. Zum anderen machen sie die Tatsache glaubhaft, dass es sich bei seinen Protagonisten um die geistige Elite eines Planeten handelt.  Viele dieser nicht einfachen Passagen sind für die Grundidee des Buches wichtig, weshalb man gut beraten ist, bei ihnen nicht abzuschalten. Was zugegebenermaßen nicht immer einfach ist. Denn besonders im letzten Drittel werden einige Gedankengänge regelrecht haarsträubend, sodass man, wenn man nicht gerade Hobbyphilosoph ist, ein wenig an den hierdurch entstehenden Längen zu kämpfen hat. Wie man es dreht und wendet, „Sich-berieseln-lassen“ ist bei Stephenson nicht drin.

Doch Anathem wartet nicht nur mit komplexen Problemen und Ideen auf, sondern ist auch Abenteuerroman, Thriller und Science-Fiction in einem. Und auch hier kann Stephenson mit ganz eigenen Ideen zum Staunen bringen, faszinieren und fesseln. Denn wohin es Erasmas in der faszinierenden Welt auch verschlägt, trifft er interessante Persönlichkeiten und enthüllt Informationen über Arbre, die zum Nachdenken anregen – nicht zuletzt über unser eigenes Schicksal auf unserem eigenen Planeten.


Fazit

Ein in vielerlei Hinsicht faszinierender Science-Fiction Roman. Getragen von Ideen, die im wahrsten Sinne des Wortes phantastisch anmuten, vermag er den Leser ein ums andere Mal zu erstaunen, ohne dabei auf eine spannende, nicht selten actionreiche Handlung zu verzichten.


Pro & Kontra

+ großartige Ideen
+ faszinierendes Weltkonzept
+ eingängige Charaktere
+ fesselnd

- kleinere Längen
- philosophische Gedanken, die nicht unbedingt leicht nachzuvollziehen sind

Wertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


Rezension zu "Error"