Richelle Mead (deutsche Übersetzung - 06.03.2010)

Interview mit Richelle Mead

Richelle Mead, 158cm, rothaarig, Skorpion. Geboren in Michigan, lebt in Seattle und schrieb schon als kleines Kind. Alles begann mit kleinen Geschichten über Einhörner, Zauberer und mit She-Ra Geschichten noch bevor Fan-Fiction überhaupt cool war.

Schließlich studierte Richelle Mead und widmete sich nach längerer Pause wieder ihrer Leidenschaft, dem Schreiben. Ihr erster Roman war Succubus Blues, der in Amerika gleich ein Bestseller wurde. Seitdem hat sie mit dem Schreiben nicht mehr aufgehört.


(Quelle: UBooks)


Georgina Kincaid

Literatopia: Hallo Richelle! Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, für uns und unsre Leser ein paar Fragen zu beantworten, obwohl dein Terminplan sehr voll ist: Wir haben gelesen, dass du im Moment Bücher für drei verschiedene Reihen gleichzeitig schreibst. „Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah” (März 2009) ist das erste Buch in der Georgina Kincaid Reihe. Worum geht es in diesen Romanen? Wie viele Bücher werden noch in der Reihe erscheinen?

Richelle Mead: Die Bücher sind über einen Succubus, eine Art Dämon, der Männer verführt und ihre Seelen stiehlt. Nachdem sie das seit Jahrhunderten macht, hasst Georgina es mittlerweile, ein Succubus zu sein – vor allem, weil sie nie einem Mann näher kommen kann. Zu Beginn der Reihe wird Georginas Leben komplizierter, weil sie sich verliebt und das Ziel übernatürlicher Bedrohungen wird. Insgesamt wird es sechs Bücher in dieser Reihe geben.

Literatopia: Ein Succubus als Hauptdarstellerin hebt deine Bücher ab von all der von Vampiren und Werwölfen dominierten Urban Fantasy, die momentan im Umlauf ist. Warum hast du dich gerade für dieses dunkle Wesen entschieden?

Richelle Mead: Aus dem einfachen Grund, weil es mal etwas anders ist. Es ist schwierig und ausgefallen, ein Wesen wie einen Succubus als mitfühlend und sympathisch darzustellen. Ich habe übernatürliche und paranormale Geschichten schon immer geliebt und das hier war eine faszinierende Herausforderung – vor allem, da es eine Liebesgeschichte ist.

Literatopia: Als Succubus ist Georgina eine ziemlich armselige Figur – und gerade dadurch sehr sympathisch. Es sind die Eigenschaften deiner übernatürlichen Wesen, die versuchen, wie Menschen zu leben, die den schwarzen Humor deiner Reihe ausmachen. Wie wichtig ist Humor für deine Art des Erzählens?

Richelle Mead: Humor ist sehr wichtig für mich und ich glaube nicht, dass ich ohne ihn schreiben könnte. Humor durchdringt jeden Teil unseres Lebens, sogar in den düstersten Zeiten. Diese Reihe ist auch deshalb so toll zu schreiben, weil sie eine Mischung verschiedener Elemente ist – so kann sie gleichzeitig lustig und herzzerreißend sein. Das ist ein ständiges gefühlsmäßiges Auf und Ab für mich und die Leser.

Literatopia: Seth Mortensen, eine der Figuren dieser Reihe, ist selbst Autor und wird von Georgina verehrt. Bei ihrem ersten Treffen wirkt er ein wenig seltsam und scheu. Warum hast du Georgina gerade einen Autoren an die Seite gestellt? Kommt Seth dabei eher einem Klischee nach, oder hast du versucht, eine Realität darzustellen?

Richelle Mead: Seth war nie Teil eines Klischees. Zu dem Zeitpunkt, als ich das Buch schrieb, hatte ich ja auch keine Ahnung, wie das Leben eines Autors überhaupt so ist! Ich habe mich für einen Autor entschieden, weil Georgina Bücher liebt und ich wollte da diese Verbindung. Seth ist scheu und still, weil das einen netten Kontrast zu ihrem offenen, charismatischen Charakter ist.

Literatopia: Auf der Homepage von UBooks war zu lesen, dass „Succubus Blues“ vielleicht verfilmt wird. Ist das noch aktuell? Wie wahrscheinlich ist eine Verfilmung? Welche Schauspieler würdest du gerne im Film sehen? Was denkst und fühlst du, wenn du dir Georgina auf einer großen Leinwand vorstellst?

Richelle Mead: Die Filmrechte von Succubus Blues sind an Fox Television verkauft worden, aber das ist nicht automatisch eine Garantie, dass aus dem Buch auch jemals ein Film oder eine Fernsehserie wird. Viele Autoren verkaufen die Filmrechte wieder und wieder, ohne, dass jemals etwas aus dem Buch gemacht wird. Bisher hat sich für das Buch in Richtung Film noch nichts getan. Das wäre sicherlich etwas, das ich sehr gerne umgesetzt sehen würde. Wenn daraus jemals eine Fernsehserie würde, wüsste ich keine bestimmten Schauspieler dafür. Alle Figuren sind so einmalig für mich, dass ich mir keinen der derzeitigen Schauspieler für diese Rollen vorstellen kann.


Vampire Academy

Literatopia: „Vampire Academy“ – eine Schule für Vampire. Der Titel klingt, als ob die Reihe auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet ist? Woher kam die Idee für eine Vampirschule? Worum und über wen geht es in der Serie?

Richelle Mead: Die Reihe zielt eigentlich auf ältere Teenager ab, obwohl alle Altersgruppen sie lesen. Den Titel hat der Verlag in den USA festgelegt, weil er leicht zu merken ist und gleichzeitig auf zwei Elemente der Serie, das Übernatürliche und auf Teenager, anspielt. In der Reihe geht es um ein Mädchen, das Halbvampirin ist und eine Ausbildung zum Bodyguard für gute Vampire macht, die gegen böse Vampire kämpfen. Da sie noch in der Highschool ist, schien es nötig, sie auf eine Schule gehen zu lassen, die speziell für Vampire ist. Daher kam der Titel.

Literatopia: Woher kam die Idee, zwei Vampirarten einzuführen? Welche sind das und wie unterscheiden sie sich? Welche anderen übernatürlichen Wesen trifft man in Vampire Academy und wie reagieren sie auf Vampire?

Richelle Mead: Die zwei unterschiedlichen Vampirarten kommen aus der rumänischen Mythologie. Die Moroi sind gutartige, lebende Vampire, während die Strigoi untot und böse sind. In der Reihe gibt es auch Dhampire, Halbvampire. Auch sie kommen aus der rumänischen Mythologie. In der Welt von Vampire Academy arbeiten die Dhampire mit den Moroi gegen die Strigoi.

Literatopia: Wurde Vampire Academy jemals mit Twilight verglichen? Wenn ja, ärgert dich das? Ist Twilight momentan in den USA so beliebt wie in Deutschland? Oder sind andere Autoren gerade angesagt?

Richelle Mead: Vampire Academy wird nur deshalb mit Twilight verglichen, weil beides Jugendbücher über Vampire sind. Sie sind sehr, sehr unterschiedlich. Mir macht das gar nichts, wenn sie miteinander verglichen werden. Unsere Bücher konkurrieren nicht miteinander. Twilight ist hier unglaublich beliebt und hat auch andere Reihen über Vampire beliebt gemacht – so wie meine und auch viele andere. Wir schulden Twilight was.



Dark Swan

Literatopia: Was kannst du uns über die Dark Swan Reihe verraten? Wie viele Teile gibt es bisher? Und weißt du, ob diese Bücher auch in Deutschland herausgebracht werden?

Richelle Mead: In der Dark Swan Reihe geht es um einen Schamanen, der Geister und Monster in unserer Welt bekämpft und schließlich in die Welt der Elfen gelangt und mit ihnen zu tun hat. Die Reihe wird mindestens vier Teile haben, vielleicht mehr. Diese Bücher werden in Deutschland verlegt, das erste wird im Mai 2010 herauskommen.

Literatopia: Kommen die herkömmlichen dunklen Wesen, wie zum Beispiel Vampire, auch in der Dark Swan Reihe vor? Oder widmest du dich hier anderen mythischen Kreaturen? Auf welche Wesen werden deine Leser treffen?

Richelle Mead: In der Dark Swan Reihe gibt es keine Vampire. Am meisten wird man auf Elfen und Geister treffen. Eugenie, die Heldin, ist Teil einer Prophezeiung der Elfen und scharrt dadurch Verbündete und Feinde unter ihnen um sich.


Allgemeine Fragen

Literatopia: Wie hat es sich angefühlt, als du zum ersten Mal eines deiner Bücher auf der Bestsellerliste gesehen hast? Kam das für dich überraschend? Hat es jemand – zum Beispiel dein Verleger – vorausgesagt?

Richelle Mead: Es war fantastisch! Aufgrund der vorausgegangenen Verkaufszahlen und der wachsenden Erwartungen haben wir gehofft, dass das Buch vielleicht auf der Liste ist. Das kann niemand wirklich sicher vorhersagen, also war es wunderbar, als sich unsere Hoffnungen erfüllten.

Literatopia: Hast du lange nach einem Verleger gesucht oder hattest du gleich beim ersten Versuch Glück? Wie schätzt du die Chancen für Dark/ Urban Fantasy in den USA ein? Ist die Situation vergleichbar mit dem wahren Boom, die das Genre in Deutschland momentan erlebt?

Richelle Mead: In den USA suchen wir uns Agenten, bevor wir Verleger suchen, und das ist meistens der schwierigste Teil. Agenten lehnen 98% der Autoren ab, die auf sie zugehen. Ich hab meinen Agenten etwa nach dem zehnten Versuch gefunden – was eigentlich eine sehr gute Bilanz für einen Autor ist. Danach hat der Agent das Buch an Verleger weitergeleitet, da hatten wir eine Mischung aus Angeboten und Absagen. Alles in allem schätze ich mich ziemlich glücklich. Urban/ Dark Fantasy ist momentan RIESIG in den USA. Es war die letzten vier Jahre lang ein ziemlich angesagtes Genre und es sieht nicht so aus, als würde das bald nachlassen.

Literatopia: Wie sieht dein Terminplan für die nächsten paar Monate aus? Gibt es große Veranstaltungen, Conventions für Urban Fantasy in den USA? Welche sind das und wirst du dort sein? Wie gut stehen die Chancen, dass du einmal in Deutschland eine Lesung hältst?

Richelle Mead: Meine nächsten paar Monate werden alle recht ähnlich aussehen: Bücher schreiben und auf Tour gehen, wenn ich Zeit habe. Es gibt keine großen Veranstaltungen, bei denen ich sein werde, aber das fünfte Vampire Academy Buch (englischer Titel Spirit Bound) kommt im Mai heraus und meine US Verleger werden mich dafür auf eine riesige Tour durchs ganze Land schicken. Zu Deutschland: Es wäre wirklich toll, einmal zu kommen! Aber darüber entscheiden meine deutschen Verleger. :)

Literatopia: Magst du Lesungen oder bist du zu nervös, um diese Momente wirklich zu genießen? Wie war deine erste Lesung? Ist alles glatt gegangen oder gab’s ein paar Missgeschicke?

Richelle Mead: Ich liebe Lesungen und Signierstunden. Ich liebe die so, dass ich immer zusage, wenn sich eine Möglichkeit ergibt – obwohl ich so einen vollen Terminkalender habe! Vor Menschenmengen bin ich nicht nervös, je mehr Leute da sind, umso mehr Energie ist dabei. Auf den Veranstaltungen geht es eigentlich ziemlich lebendig zu und mir macht es nichts aus, stundenlang mit Fans zu plaudern und Bücher zu signieren. Meine erste Lesung ist gut gegangen. Es waren nur viel weniger Leute dort, als ich jetzt immer sehe: 20, statt 200.

Literatopia: Wie gefallen dir die deutschen UBooks Cover der Georgina Kincaid Reihe von der Künstlerin Agnieszka Szuba? Findest du, dass sie zur Reihe passen? Wie gefällt dir die Aufmachung der Vampire Academy Bücher bei Egmont Lyx?

Richelle Mead: Ich mag die alle sehr. UBooks und Egmont Lyx haben beide unglaublich gute Arbeit mit der Covergestaltung geleistet. Ich finde, sie passen perfekt zu den Reihen, und meinen amerikanischen Lesern gefallen sie auch!

Literatopia: Wann und warum hast du mit dem Schreiben begonnen? Wie bist du zu Urban Fantasy gekommen? Gibt es Autoren in diesem Genre, die dich inspirieren?

Richelle Mead: Ich hab schon mein ganzes Leben lang geschrieben. Als Kind habe ich viel gelesen und wollte immer meine eigenen Geschichten erfinden, aber die Disziplin, mich auch wirklich hinzusetzen und ein Buch zu Ende zu schreiben, hatte ich erst, als ich schon älter war. Ich habe Urban Fantasy geschrieben, weil ich Fantasy und das Übernatürliche schon immer geliebt habe. Mich haben keine Autoren dieses Genres inspiriert, weil ich nicht einmal gewusst habe, dass es das Genre gibt, bis ich mein erstes Buch geschrieben hatte! Ich hatte keine Ahnung, was für ein angesagtes Genre das sein würde.

Literatopia: Waren realen Menschen Vorbild für deine Figuren, zum Beispiel Freunde oder Familie? Welche Figur ähnelt dir am meisten?

Richelle Mead: Nein, keine meiner Figuren basiert auf Freunden oder Familienmitgliedern. Ich glaube, man handelt sich Probleme ein, wenn man das macht! Es gibt auch keine Figur, die genau so wie ich ist. Sie haben alle Aspekte meiner Persönlichkeit, aber keine ist eins zu eins wie ich!

Literatopia: Auf deiner Homepage schreibst du, dass du schon als Kind gern gelesen hast. Welche Genres magst du? Ist Urban Fantasy deine einzige Leidenschaft oder magst du auch, zum Beispiel, Science Fiction? Hast du ein Lieblingsbuch, das hier genannt werden sollte? Warum geht es darin?

Richelle Mead: Ich lese alle Genres gerne. Ich habe mein Leben lang alles gelesen: Fantasy, Science Fiction, Historische Romane, Gegenwartsliteratur, etc. Fantasy und Science Fiction schreibe ich am liebsten, obwohl ich kaum jemals Urban Fantasy zur Unterhaltung lese. Mein Lieblingsbuch als Kind und Jugendliche war Die Nebel von Avalon von Marion Zimmer Bradley. Es geht dabei um König Arthur und hat nichts mit Urban Fantasy zu tun.

Literatopia: Worauf können sich deine Leser in Zukunft von dir freuen? Wirst du bei Urban Fantasy bleiben oder wirst du dich auch in anderen Genres versuchen?

Richelle Mead: In allen meinen Reihen kommen weitere Teile heraus, also wird es immer etwas Neues geben. Sobald eine Reihe beendet ist, werde ich wohl eine neue beginnen. Es wäre toll, irgendwann einmal in einem anderen Genre zu schreiben, aber im Moment habe ich Verträge im Bereich Urban Fantasy, die mich noch Jahre lang beschäftigen werden! Das werde ich also die nächste Zeit so machen.

Literatopia: Danke, Richelle!


Autorenhomepage von Richelle Mead

Interview mit Richelle Mead (englische Version)

Rezension zu "Dark Swan - Sturmtochter" (Band 1)

Rezension zu "Dark Swan - Dornenthron" (Band 2)

Rezension zu "Dark Swan - Feenkrieg" (Band 3)

Rezension zu "Succubus Blues" (Band 1)

Rezension zu "Succubus on Top" (Band 2)

Rezension zu "Succubus Dreams" (Band 3)

Rezension zu "Succubus Heat" (Band 4)

Rezension zu "Succubus Shadows" (Band 5)

Rezension zu "Vampire Academy - Blutsschwestern" 


Dieses Interview wurde von Lucia Schwartz für Literatopia übersetzt. Alle Rechte vorbehalten!