Prometheus Bd.1 - Atlantis (Christophe Bec)

Verlag: Splitter; (Oktober 2009)
46 Seiten, Hardcover 32 x 23, € 13.80
ISBN-13: 978-3868690835

Genre: Thriller / Mysterie / Science Fiction


Klappentext

13:13
Dreizehn Uhr Dreizehn.


Eine Serie von völlig unerklärlichen Ereignissen zieht sich um den gesamten Globus.
Jeden Tag aufs Neue,
und immer zur selben Zeit.

Was steckt dahinter?
Überall stürzen Flugzeuge ab; auf dem Planeten herrscht das Inferno – und ein Schatten legt sich über die Zukunft der Menschheit. Das Schlimmste steht zu befürchten …


Inhalt

13:13 Uhr, eine Uhrzeit, die besondere Bedeutung für die Menschheit bekommen soll. Zu diesem Zeitpunkt geschehen die seltsamsten Dinge auf der Erde. Das Space Shuttle Atlantis startet und ist dann nicht mehr für längere Zeit erreichbar. Als es landet, sind alle bis auf ein Besatzungsmitglied tot, welches in den Überresten seiner Crewmitglieder hockt und das Shuttle garantiert nicht gelandet hat, aber wer dann?
Doch die rätselhaften Ereignisse gehen weiter, Flugzeuge stürzen auf der ganzen Welt ab, ein altes deutsches U-Boot wird geortet und die Titanic taucht wieder unversehrt auf, ohne Crew und Passagiere. Aber nicht genug. Anscheinend sind all die Geschehnisse nicht nur auf die Gegenwart beschränkt. Wer oder was steckt dahinter?


Rezension

Christophe Bec legt mit „Prometheus“ einen Comic vor, der den Leser zwiegespalten zurücklässt. Einerseits möchte man sein Werk loben, andererseits weiß man nicht warum. Dies ist keineswegs der eigenen Unfähigkeit geschuldet, sondern der Art von Becs Präsentation seiner Geschichte.
Denn nach dem Lesen des ersten Bandes „Atlantis“ hat man noch keinen wirklichen Einblick in die Handlung bekommen, sondern nur die Ahnung, dass ein spannender Plot unter den vielen Andeutungen und Ereignissen liegen könnte. Ob es so ist, kann man aber noch nicht entscheiden.

Das Problem ist, dass Bec einen nicht zur Ruhe kommen lässt, andauernd geschieht etwas Seltsames oder man bekommt plötzlich einen kurzen Einblick in das Leben eines Menschen, ohne den großen Zusammenhang sehen zu können. Gerade eben war man noch im Jahr 1513 mit den Spaniern in Südamerika, schon ist man im Jahr 2018, nur um dann in die Comicgegenwart des Jahres 2019 zu springen und einen Golfprofi kennenzulernen, ohne überhaupt ahnen zu können, welche Funktion er vielleicht haben könnte.
Verwirrend ist wohl das beste Wort für die Art des Fortlaufes der Geschichte. Schlaglicht folgt auf Schlaglicht und Zeitsprung auf Zeitsprung, bis alles in einem vorläufigen Höhepunkt um die Raumfähre Atlantis und einen Massenabsturz von Flugzeugen kulminiert. Durchsetzt werden die einzelnen Szenen dann noch durch kurze Einschübe der Legende von „Prometheus“, dem Helden, der den Menschen einst das Feuer gebracht hat. Wozu sie allerdings dienen, ist ebenfalls noch nicht ersichtlich. Bisher scheint es keine Verbindung zwischen ihm und den Ereignissen zu geben.

So negativ sich das alles bisher anhört, strahlt „Prometheus“ aber eine gewisse Faszination aus. Trotz all der Hektik gelingt es Christophe Bec, seine Leser hineinzuziehen in die vielen Mysterien, die die Menschen in seiner Geschichte umgeben. Genau wie sie wird man in eine Welt geworfen, die plötzlich aus den Fugen zu geraten scheint. Er lässt einen an Einzelschicksalen teilhaben und baut so eine gewisse Nähe auf, die einen immer tiefer in den Strudel der Ereignisse zieht. Dazu kommt noch die Ungewissheit, was eigentlich vorgeht und das dumpfe Gefühl, dass alles einem höheren Plan unterliegt und so erwischt man sich dabei, trotz allem, bei diesem wilden Mix aus Mysterie, Science-Fiction und Legende mitzufiebern und gespannt die Geschichte zu verfolgen. Schnell blättert man die Seiten weiter und gelangt für einen Comic nach relativ kurzer Zeit ans Ende. Noch dazu zu einem, das einen ungeduldig auf die Fortsetzung warten lässt.

Die Zeichnungen unterstützen dabei den Lesefluss, ohne große Schnörkel oder Verzierungen. Nahezu fotorealistisch bieten sie dem Leser zwar genug zum Betrachten, aber gleichzeitig zeigen sie auch nur das Notwendigste, um die Geschichte voranzutreiben. Nur auf wenigen Seiten, bei besonderen Bildern, die dann auch ein oder zwei Seiten ausfüllen, arbeitet Bec genauer und schickt das Auge des Lesers auf Entdeckungsreise.
Ansonsten arbeitet er eher minimalistisch bei Details, gerade bei seinen Personen fällt dies auf, wirken sie doch teilweise arg emotionslos und mehr wie Puppen als echte Menschen. Auch wenn es dort Ausnahmen gibt. Eine davon ist die Legende von Prometheus. Hier arbeitet Chrisophe Bec genauer, zeigt den Schmerz seines Helden. Ebenso wirken seine Zeichnungen hierbei nicht mehr wie ein Foto, sondern mehr wie ein Gemälde. Somit zieht er schon künstlerisch eine Grenze zwischen Legende und „aktuellen“ Geschehnissen. 

„Prometheus“ ist sicherlich zeichnerisch und atmosphärisch als gelungen zu bezeichnen, trotzdem wird er nicht jedem zusagen. Zum einen wirken die Zeichnungen teilweise kalt und emotionslos, zum anderem lässt sich noch kein richtiger roter Handlungsfaden erkennen. 
Die Ausgabe des Splitterverlages ist auf jeden Fall schön anzusehen. In einem übergroßen Hardcover und auf hochwertigem Papier kommt „Prometheus“ hervorragend zur Geltung.


Fazit

Noch steht man etwas ratlos da und weiß nicht, was man von „Prometheus“ halten soll. Spannend ist die Geschichte auf jeden Fall, auch wenn sich die Spannung hauptsächlich aus dem Nichtwissen bezieht und der hohen Taktfrequenz der Ereignisse. Die Zeichnungen sind auf jeden Fall gelungen und nahezu fotorealistisch, wenn auch manchmal zu steril. Lesenswert ist Prometheus auf jeden Fall, aber man sollte sich nicht über offene Enden und plötzlich abbrechende Handlungen ärgern.


Pro & Contra

+ Atmosphäre
+ die aufgeworfenen Fragen versprechen viel für die nächsten Bände
+ man wird von den Ereignissen mitgerissen

o Die Zeichnungen sind manchmal zu kalt

- vieles wird angerissen, aber nichts näher erklärt
- teilweise etwas hektisch

Bewertung:

Charaktere: 3/5
Handlung: 3,5/5
Zeichnungen: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Christophe Bec:

Rezension zu Prometheus Bd.2 - Blue Beam Project
Rezension zu Finsternis Bd.1 – Ioen
Rezension zu Vergessene Welt Bd.1
Rezension zu Vergessene Welt Bd.2