Neubeginn in Virgin River (Robyn Carr)

Verlag Mira, Februar 2010
Original: Virgin River, übersetzt von Barbara Alberter
Taschenbuch, 448 Seiten
7,95 EUR [D] | 8,20 EUR [A] | 14,50 sFr
ISBN 978-3-89941-690-9

Genre: Belletristik


Klappentext

Raus aus der Hektik der Großstadt – rein in die Natur. Das Angebot, als Arzthelferin und Hebamme in dem kleinen Örtchen Virgin River zu arbeiten, kommt der Krankenschwester Mel gerade recht. Vielleicht kann sie hier die Schicksalsschläge der letzten Monate überwinden. Allerdings stellt sie gleich bei ihrer Ankunft fest, dass die Realität des einfachen Landlebens nicht dem idyllischen Bild entspricht, das sie sich gemacht hatte. Doch ein auf den Stufen der Arztpraxis ausgesetzter Säugling macht ihr einen Strich durch die Abreisepläne. Und als der attraktive Barbesitzer Jack sich dann noch alle Mühe gibt, ihr die Schönheit der Landschaft und die Menschen des Ortes nahe zu bringen, ist Mel beinahe versucht, Virgin River noch eine Chance zu geben.


Die Autorin

Als Robyn Carr mit Ende zwanzig ihrem Ehemann zu seinen Einsätzen als Air Force- Helikopterpilot folgte, konnte sie ihrem eigentlichen Beruf als Krankenschwester nicht mehr ausüben. So begann sie erst zu lesen und dann selber zu schreiben. Inzwischen sind von der erfolgreichen Bestsellerautorin und Mutter von zwei Kindern über 25 Romane erschienen.


Rezension

Mel flieht aus ihrer bekannten Umgebung in eine völlig neue Welt, um zu vergessen und neu anzufangen, wo niemand ihren Hintergrund kennt. Ihr Mann Marc ist bei einem Raubüberfall getötet worden und sie kann die mitleidigen Blicke nicht mehr ertragen. Da kommt ihr das Angebot gerade recht, wobei noch ein entzückendes Ferienhäuschen inbegriffen ist. Doch das Häuschen entpuppt sich als verdreckte Bruchbude, der idyllische kleine Ort als weit abgelegen mit tückischen Straßen und der Arzt, den sie unterstützen soll, als granteliger, alter Kauz. "Nichts wie wieder weg", denkt sich Mel und würde am liebsten auf dem Absatz umdrehen und zu ihrer Schwester ziehen, wenn es da nicht ein neugeborenes ausgesetztes Baby geben würde. Und natürlich Jack, den sexy Barkeeper, der einfach alles für sie tun würde. So vergeht ein Tag nach dem anderen und schließlich schafft Virgin River es doch, Mel zu überzeugen.

Es passiert schon eine ganze Menge in der Geschichte. Mel ist Hebamme und Krankenschwester, in Los Angeles hat sie in der Notfallaufnahme gearbeitet, so bewahrt sie selbst in brenzligen Situationen die Ruhe. Sie kann ihre eigenen Kräfte gut einschätzen und scheut sich auch nicht, um Hilfe zu bitten, wenn sie der Situation nicht gewachsen ist. Als Hebamme hilft sie einigen Babys auf die Welt, völlig auf sich gestellt, denn das nächste Krankenhaus ist Stunden entfernt. Allerdings entschädigen die großartige Landschaft und die wohlmeinenden Mitbürger sie für die Unwegsamkeiten des kleinen Dorfes, das zwar idyllisch in den Bergen liegt, aber Annehmlichkeiten wie Handyempfang oder Kino nicht bieten kann.

Stadtleben gegen Landleben – beides hat seine Vor- und Nachteile und werden an Mels Fall anschaulich verdeutlicht. Für sie ist es bestimmt das Richtige, dort, wo sie keiner kennt, kann sie ganz sie selbst sein und sich mit ihrem Verlust abfinden. Jack hilft ihr zwar dabei, steckt aber seine eigenen Bedürfnisse zurück und lässt Mel die Richtung bestimmen. Dadurch wirkt er oft ein bisschen zu nachgiebig, denn Mel traut ihren Gefühlen nicht und meint, nie wieder etwas empfinden zu können. Diese Zweifel beherrschen sie sehr lange und werden oft erwähnt, so dass man sich schon ein etwas härteres Durchgreifen von Jack wünscht. Aber es gibt ja noch jede Menge interessanter Nebencharaktere, die gut gezeichnet zum Gelingen der Geschichte beitragen. Typische Kleinstadtbewohner oder die Ex-Marines, die mal eben ihren ehemaligen Chef Jack für ein Wochenende überfallen und das ganze Dorf mit ihnen feiert. In den Bergen blüht der versteckte Marihuana-Anbau, über dessen Sinn es einige Diskussionen gibt. Die Anbauer, Grower genannt, sorgen für Aufregung, es sind Obdachlose, Drogenhändler oder Kleinkriminelle, die sich vor der Polizei verstecken. Sie sind wie Ungeziefer, man kann versuchen, sie zu vernichten, aber sie sind hartnäckig und verschlagen.

Ein gelungener Auftakt einer neuen Serie mit interessanten Charakteren, in einer wohligen Atmosphäre. Nachbarschaftshilfe und Freundschaften bestimmen das Leben, Mel bekommt eindringlich vor Augen geführt, was das Leben wirklich lebenswert macht. Auch in einem kleinen Dorf kann man Spaß haben, die Interessen verlagern sich halt. Manchmal muss man halt sein Herz in die Hände nehmen und etwas Neues wagen, helfende Hände gibt es überall. Das Cover ist auch sehr geschmackvoll, es spiegelt fast perfekt den Geist des Ortes wieder.


Fazit

Robyn Carr hat ein kleines Dorf erschaffen mit interessanten Charakteren und jeder Menge Potential für spannende und mitreißende Geschichten. Eingebettet in eine wundervolle Landschaft genießt man die Freundlichkeit der Leute, die unterschiedlichsten Miteinander und ein wirklicher Neubeginn in einer völlig gegensätzlichen Umgebung.


Pro und Contra:

+ beschauliche Atmosphäre
+ Trauerbewältigung
+ skurrile Charaktere
+ interessante Probleme und deren Lösung
+ viele Ereignisse

- Jack manchmal etwas zu nachgiebig
- Mel traut ihren Gefühlen nicht und ist zu abweisend

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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