Nachttankstelle (Andreas Kurz)

Ubooks-Verlag, 1. Auflage Februar 2010
Taschenbuch, 164 Seiten
€ 9,95 [D] | € 10,30 [A]
ISBN 978-3-86608-132-1

Genre: I-Pop


Klappentext:

«In den kurzen Prosatexten des Erzählbandes
entfaltet sich Kurz’ Sprachgewalt am besten.»
Münchener Merkur über «Das verdammte Glück»

Neue Geschichten vom Autor von «Das verdammte Glück», dem Meister der skurrilen Überraschung und des absurden Wortwitzes. Zwei harte Kerle jagen ein kompliziertes Fremdwort im Wald und binden es als Trophäe auf die Motorhaube ihres Lasters. Gott läutet an der Tür, aber keiner hat Lust aufzumachen. Eine junge Frau tötet ihren reichen alten Gatten, nur weil sie glaubt, vor ihm sterben zu müssen.

Die Figuren in diesem weitgespannten Kosmos sind allesamt Getriebene, Suchende, Irrende, und sie nehmen den Leser in absurdeste Welten mit, die plötzlich ganz plausibel scheinen. Da kann es geschehen, dass einem das schallende Lachen im Halse stecken bleibt.



Rezension:

Mit seiner neuen Kurzgeschichtensammlung gewährt Andreas Kurz sehr skurrile, aber gar nicht so abwegige Einblicke in eine Welt, die vielleicht nur eine Handbreite von unserer heutigen Gesellschaft entfernt ist. Mit Humor, Wortwitz und der bereits bekannten Sprachgewalt schafft er es allerdings auch, den Leser in ruhigen Momenten nachdenklich zu stimmen und sich die bereits vorhandenen, jedoch nicht immer sichtbaren Fehler unserer Welt vor Augen zu halten.

Bürokratiewirrwarr, Finanzsorgen, Rechtschreibreformreformreformen, moralischer Verfall – das sind nur ein paar Beispiele für die Themen, die der Autor sehr geschickt mit Ironie und Sarkasmus in amüsante, beinahe lächerliche Geschichten packt. Seine Charaktere bewegen sich immer haarscharf an der Grenze zur Realität und sind dabei immer in Gefahr, ihren Verstand zu verlieren, wenn sie ihn nicht längst verloren haben.
Als Leser fühlt man sich trotz oder gerade wegen ihrer Verrücktheit wohl mit ihnen, wobei es kein Gefühl der Verbundenheit gibt. Man bleibt ein außenstehender Betrachter und hofft unbewusst, dass die beschriebenen Szenarien nur Fiktion bleiben – obwohl manche möglicherweise recht unterhaltsam sein könnten. Darauf ankommen lassen möchte man es aber eher nicht.

Wie schon in Bis gestern war ich harmlos zeigt Andreas Kurz auch in Nachttankstelle, wie das Leben sein kann, und dass es trotzdem immer irgendwie ein HappyEnd geben kann. Man muss eben nur darauf achten, aus welcher Perspektive man die jeweiligen Dinge betrachtet und wie man an sie herangeht. Dass man als Leser nach der Lektüre nachdenklich zurückbleibt, ist für Kenner des Autors keine Neuigkeit und ein willkommenes Geschenk neben der leichten Unterhaltung.



Fazit:

Ein etwas anderer Blick in die nicht unbedingt unrealistische Zukunft der Gesellschaft, mit angenehmem Humor gewürzt und einer gut verdaulichen Portion Nachdenklichkeit als Nachspeise.



Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5




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