Plötzlich Shakespeare (David Safier)

Verlag: Kindler, März 2010
HC, 320 Seiten, € 17,95
ISBN: 978- 3463405537

Genre: Belletristik


Klappentext

Wenn Mann und Frau sich das Leben teilen, ist das ja schon schwierig. Aber wenn Mann und Frau sich auch noch ein und denselben Körper teilen müssen, dann ist das Chaos perfekt!
Die liebeskranke Rosa wird per Hypnose in ein früheres Leben versetzt, in den Körper eines Mannes, der sich gerade duelliert. Wir schreiben das Jahr 1594, und der Mann heißt William Shakespeare. Rosa darf erst weder zurück in die Gegenwart, wenn sie herausgefunden hat, was die wahre Liebe ist. Keine einfache Aufgabe. Sie muss sich als Mann im London des 16. Jahrhunderts nicht nur mit liebestollen Verehrerinnen rumschlagen, sondern auch mit Shakespeare selber, der nicht begeistert ist, dass eine Frau seinen Körper kontrolliert. Und während sich die beiden in ihrem gemeinsamen Körper kabbeln, entwickelt sich zwischen ihnen die merkwürdigste Lovestory der Weltgeschichte.


Der Autor

David Safier 1966 geboren, zählt zu den erfolgreichsten Autoren der letzten Jahre. Seine ersten beiden Romane „Mieses Karma“ und „Jesus liebt mich“ erreichten Millionenauflagen. Auch im Ausland sind seine Bücher Bestseller. Außerdem arbeitet David Safier als Drehbuchautor. Für seine TV Serie „Berlin, Berlin“ gewann er den Grimme Preis sowie den International Emmy (den amerikanischen Fernseh Oscar). David Safier lebt in Bremen, ist verheiratet, hat zwei Kinder und einen Hund.


Rezension

Eines vorneweg – das Buch ist wirklich witzig. Nach „Mieses Karma“, das uns die Welt aus einer neuen Perspektive schildert, aber nicht wirklich überzeugen konnte, und „Jesus liebt mich“, was schon wesentlich interessanter war, aber zum Schluss leider in einen ziemlichen Klamauk ausartete, beweist uns David Safier mit seinem neuesten Werk, dass er es wirklich kann – witzig sein. Subtil beschreibt er die Empfindungen der beiden Protagonisten, als sie feststellen müssen, wie sie auf einmal zusammen in einem Körper hausen. Dabei schießt er nicht unter die Gürtellinie, nie wird er obszön oder vulgär dabei. Eher im Gegenteil, die Besonderheiten des fremden Körpers sind tabu – und das ist auch gut so, dadurch gewinnt das Buch an Charme.

Nachdem Rosa von ihrer großen Liebe Jan verlassen wurde, lernt sie zufällig einen Hypnotiseur kennen, der sie in ein früheres Leben zurück versetzt. Shakespeare glaubt zuerst, sein Körper sei von einem bösen Geist besessen, ausgerechnet, als er sich gerade duelliert. Es dauert ein bisschen, bis sich beide arrangiert haben, aber dann machen sie sich zusammen auf, um nach einer Lösung ihres Problems zu suchen. Natürlich gibt es dabei auch einige haarsträubende Abenteuer und Rosa trifft durch ihre etwas schnodderige Art so manches Fettnäpfchen, aber das Buch lebt eindeutig von den Dialogen der beiden. Beide erzählen in Ich-Form, wobei Shakespeares Aussagen kursiv gedruckt sind – an diesen Stil hat man sich recht schnell gewöhnt und er bringt ihre Kabbeleien bestens zum Ausdruck.

Als William Rosa überlistet und sie in ihren Körper zurückschickt, ohne dass sie die wahre Liebe gefunden hat, vermissen sich beide wider Erwarten doch sehr. Sie haben angefangen, ihre Dispute zu genießen, allein die Tatsache, dass ständig jemand zum Reden anwesend ist. Diesmal landet William in Rosas Körper in der Gegenwart, natürlich als sie gerade auf High Heels zu der Hochzeit ihrer eigentlichen großen Liebe gehen will. Hatte Rosa ja noch rudimentäre Kenntnisse des elisabethanischen Englands, so ist für William alles neu und unbekannt, wie ein Kind kann er über Sachen staunen, die für uns mittlerweile selbstverständlich sind.

Wie ein Feuerwerk, so feuert Safier ein Klischee nach dem anderen ab. Sei es die Jungfrau, die von William defloriert werden möchte, als Rosa in seinem Körper steckt, oder die verlassene Freundin, die auf der Hochzeit ihres Exfreundes die berühmten letzten Worte sagen will, anstatt für immer zu schweigen. Er macht es aber so gut, dass man ihm die Klischees vergibt und sich sogar schon auf das Nächste freut. Selbst als Rosa die Romanidee von der Karrierefrau, die zur Ameise wird, entwickelt, freut man sich, wie sich der Autor sogar selber auf die Schippe nehmen kann. Auch das Ende ist hervorragend gelöst, wer weiß, ob es nicht wirklich so passiert sein kann. Historisch korrekt will die Geschichte gar nicht sein, die dichterische Freiheit passt wunderbar, man kann sich wirklich vorstellen, dass Queen Elizabeth „not amused“ ist, wenn sie auf dem Donnerbalken überrascht wird. Überhaupt sind die historischen Personen überaus gut gezeichnet, einen gewissen Humor besitzen sie allemal.


Fazit

Ob Rosa wohl die wahre Liebe finden wird? Die Suche danach ist auf jeden Fall lesenswert und zaubert ein Dauerschmunzeln auf die Lesergesichter. Wenn schon nicht die wahre Liebe, so findet sie allerdings bekannte Seelen wieder, ihre Bekannten aus der Gegenwart stecken in anderen Körpern in der Vergangenheit. Ein Beweis, dass Seelen wirklich unsterblich sind? Situationskomik und Slapstick beherrschen die Geschichte, historische Personen und Fakten werden einbezogen, aber auch die künstlerische Freiheit voll ausgekostet. Ein Buch, welches zum Lachen animiert, aber auch zum Nachdenken anregt, eine wirklich gelungene Mischung aus Ernsthaftigkeit und guter Laune. Bei der Lektüre kann man die Welt um sich herum vergessen – was will ein Buch wohl mehr erreichen?


Pro und Contra

+ Situationskomik
+ nicht vulgär oder obszön
+ Auseinandersetzung mit dem fremden Körper
+ historische Personen und Ereignisse
+ ungewöhnliche Erzählweise
+ regt zum Nachdenken an

- manchmal etwas zu übertrieben und wiederholend

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3/5


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