Angelus (Danielle Trussoni)

Droemer (Februar 2010)
Hardcover, mit Schutzumschlag
Seiten: 656, 19,95 EUR [D]
ISBN: 978-3-4261-9878-0

Genre: Fantasy


Klappentext

Der letzte Kampf der Engel hat begonnen.
Seit Jahrtausenden wollen sie die Macht über die Welt, und dafür benutzen und töten sie jeden - die Nephilim, die Nachkommen jener Engel, die einst gegen Gott rebellierten. Ihr Sieg hängt von dem Besitz eines Musikinstrumentes ab, einer Leier.
An einem 24. Dezember sind sie ihrem Ziel ganz nahe. Doch ihre Widersacher, die Angelologen, die Anhänger der Boten Gottes, versuchen das Instrument vor ihnen in Sicherheit zu bringen. An ihrer Seite kämpft die junge Nonne Evangeline. Seit jeher trägt sie eine Kette mit einem goldenen Anhänger: einer Leier...


Rezension

Evangeline ist eine junge Nonne im Kloster der heiligen Rosa nahe New York. Seit ihrem 12. Lebensjahr ist sie schon dort und arbeitet in der Bibliothek, die eine umfangreiche Sammlung über Engelbildnisse und Berichten zu deren Erscheinungen beherbergt. Eines Tages stößt sie auf eine geheimnisvolle Korrespondenz zwischen der früheren Äbtissin Innocenta und Abigail Rockefeller. Gefesselt von dem Briefwechsel beginnt sie mit Nachforschungen und stößt dabei auf die gebrechliche Schwester Celestine. Diese erzählt ihr eine unglaubliche Geschichte: Seit jeher herrscht ein Krieg zwischen Angelologen und Nephilim, den Nachkommen gefallener Engel mit menschlichen Frauen. Die Nephilim sind, anders als ihre Väter, böse und gefühllos. Ihr einziges Bestreben liegt darin, Macht über die Menschheit zu erlangen. Außerdem erfährt Evangeline, dass ihre ganze Familie Angelologen waren und sich dem Kampf zwischen Gut und Böse hingaben, was unter anderem ihrer Mutter das Leben kostete. Nun sieht sie sich in der Verantwortung ebenfalls für das einzutreten, was bereits ihre Großmutter begann, nämlich dem Widerstand gegenüber den grausamen Wesen. Hierzu muss sie, vor den Nephilim, in den Besitz einer Leier kommen, die keinem anderen gehörte, als dem Erzengel Gabriel selbst. Die Macht dieser Leier ist unvorstellbar und könnte in den falschen Händen zur Vernichtung der Erde führen. Eine Spannende Jagd beginnt...

Danielle Trussoni hat mit Angelus eine Mischung aus Fantasy-, Abenteuer- und Verschwörungsroman à la Dan Brown geschaffen. Sie bietet einen hervorragenden Einblick in die Mythologie der Engel und deren Ordnungen. Hierzu hat sie in vielen tatsächlich existierenden Werken recherchiert. So findet man beispielsweise die Nephilim schon im alten Testament. Ihre riesenhafte Gestalt und die Anziehung, die sie auf Menschen haben, steht im krassen Gegensatz zu ihrer gefühllosen und grausamen Seele. Selbst Gott wollte sie vernichten, indem er die Sinnflut über die Welt brachte, doch auch diese drastische Maßnahme konnte die Art nicht auslöschen. Ihre Gegner sind eine geheime Gruppe aus Angelologen, die es als ihre Aufgabe betrachten, die Welt vor den Engelswesen zu schützen. Die Angelologie an sich ist ein weitgefächerter Bereich der Theologie, die sich unter anderem mit Engelserscheinungen, deren Biologie und sphärischer Musik beschäftigt. Durch eine Rückblende im Mittelteil werden die Grundzüge der Angelologie genauer beschrieben und der geschichtliche Hintergrund wird klarer.

Die Protagonisten bleiben im sonst so detailreich beschriebenen Buch eher flach. Evangeline und Verlaine sind zwar Mittelpunkt der Verschwörung, doch lässt sich nur schwer eine Verbindung mit ihrer Gefühlswelt herstellen. Empathie für die beiden kommt leider nicht auf. Im Gegensatz dazu werden die Nebendarsteller Gabriella, Celestine und Percival in der zeitlichen Rückblende sehr authentisch dargestellt und ihre jeweiligen Beweggründe sind greifbar.

Im Laufe der Geschichte fügen sich nach und nach alle unterschiedlichen Handlungsstränge lückenlos zu einem Großen und Ganzen zusammen. Der Spannungsbogen steigert sich kontinuierlich und wird nur gelegentlich durch einige Längen unterbrochen. Diese entstehen vor allem dadurch, dass sich die Autorin oft in Details verliert und so eigentliche Nichtigkeiten zu sehr ausgebaut werden. Trotzdem ist der Sprachstil durchgängig anspruchsvoll und bietet durch greifbare und bildgewaltige Beschreibungen ein absolutes Lesevergnügen. Eine kleine Kritik verdient jedoch das Ende, das zu schnell und knapp abgehandelt wurde, was im Vergleich zum sonstigen Schreibstil des Buches gar nicht passen will. Zu guter letzt bleiben noch einige Fragen ungeklärt, was stark auf einen Fortsetzungsband hindeutet.


Fazit

Angelus von Danielle Trussoni ist kein abgeflachter Roman des momentanen Engelhypes, sonder ein wirklich interessanter und spannender Mysterythriller, der zudem viele Details über die Mythologie der Engel absolut authentisch erzählt. Gelegentliche Längen müssen aber in Kauf genommen werden.


Pro und Kontra

+ Gute Recherche mit interessanten, geschichtlichen Hintergründen
+ detailreich beschriebe Umgebung
+ gut durchdachte und spannende Geschichte
+ Gehobener und bildgewaltiger Sprachstil

- Protagonisten bleiben flach
- zu knappes und hektisches Ende
- gelegentliche Längen

Beurteilung:

Handlung 4,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5