Yiu - Die Armee des Neo-Mülls - Bd.1 (Téhy, Vax, J.M. Vee)

yiu1

Splitter (September 2007)
Hardcover, Seiten: 48
Preis 12,80€
ISBN: 978-3939823650

Genre: Science-Fiction


Klappentext

Die Armee des Neo-Mülls

Sie wird ihre Angst überwinden.
Sie wird den Befehlen gehorchen und sich
der geheimen Armee entgegenstellen.
Sie wird nur zwei Stunden haben.
Hundertzwanzig Minuten, um zu der Geisel vorzustoßen.

Sie wird in den Konvoi eindringen.
Sie wird die politische Splittergruppe angegriffen.
Die Genbrüder. Die Zerstückelten und Amputierten.

Ohne Rücksicht auf menschliche Verluste.
Ohne Rücksicht auf Verletzungen.
Verbissen kämpfen.
Bis zum Letzten, um nicht zu versagen.
Niemals.

Und vielleicht überleben.
Die Wahrheit überleben.


Rezension

Yiu ist 16 Jahre alt und eine Profikillerin. Im 22. Jahrhundert ist die Geburtenrate im Keller und Totgeburten stehen auf der Tagesordnung. Auch Yius Mutter leidet am sogenannten Djorkin-Syndrom, das Kind, das sie unter ihrem Herzen trägt, wird ohne medizinische Hilfe nicht überleben. Also entschließt sich Yiu, ihr Leben in die Hände des Multireligiösen Staats zu legen und für sie „No Return Missionen“ anzunehmen, denn nur diese sind in der Lage, das ungeborene Kind zu retten. Ihr erster Auftrag lautet, ein 12 jähriges Mädchen, das als Geisel genommen wurde, zu finden – und ihr einen schnellen Tod zu bescheren.

Yiu – Die Armee des Neo-Mülls beschleunigt von 0 auf 100 in drei Sekunden. Gleich zu Beginn hängt die Killerin kopfüber an einem Helikopter, unter ihr rast ein Zug, darin ist eine Geisel und in ihrem Körper stecken drei nicht entschärfbare Mikro-Sprengladungen. Yiu dringt in den Zug ein und versprüht auf ihrem Weg zum richtigen Wagon so viel Blut, wie wohl in nur wenigen Comics zuvor. Egal ob mit Samurai-Schwert, Wurfmesser, Schusswaffen oder ihren bloßen Händen, ihre tödliche Effizienz ist nicht steigerbar. Und dennoch gelingt es dem Autorentrio auf beeindruckende Art und Weise, die actiongeladene Geschichte mit sehr viel Tiefgang und geschickt eingeflochtenen Hintergrundinformationen zu spicken. Ohne die Spannung zu bremsen, erfährt man von den Gründen für Yius Handeln, den Motiven der Geiselnehmer und lernt ebenso gekonnt das Gesellschaftsbild kennen, das im 22. Jahrhundert vorherrscht. Nicht nur, dass das Meisterstück gelungen ist, die Informationen und das Geschehen in einen stimmiges Ganzes zu verwandeln, die Story ist zudem clever und vor allem aktuell. Es geht um künstlich geschaffenes Leben. Gezüchtete Klone, die in Schweinen ihre ersten neun Monate verbringen, um dann ohne funktionierendes Gehirn vor sich hin zu vegetieren, solange, bis sich ein Reicher ihrer Organe bedient. Jedoch ist es nicht überraschend, dass sich die Klone irgendwann erheben und sich gegen ihren moralisch verwerflich handelnden Erschaffer stellen.

In Band 1 geht es nur um eine Person: Yiu. Sie ist die einzige Figur, die als Identifikationsperson funktioniert. Auch wenn viele Charaktere eingeführt werden, alle sind sie auf ihre Art und Weise böse. Yiu hingegen tötet, weil sie damit etwas Positives bewirkt – so paradox das auch sein mag. Zusätzlich ist sie bemüht, das kleine Mädchen auch wirklich zu retten und nicht nur ihr einen schnellen und schmerzlosen Tod zu bescheren. Das macht sie zu einem Lichtblick in einer finsteren Welt.

Das Autorenteam hat seine Aufgaben gut untereinander aufteilt und gemeinsam gelingt es ihnen einen stylischen und technisch einwandfreien Comic abzuliefern. Die Zeichnungen strotzen nur so vor Energie und einer preapokalyptischen Atmosphäre. Auch wenn sich nach Band 1 lediglich Vermutungen ergeben, spürt man als Leser, dass der Welt, in der Yiu lebt, noch einiges bevorsteht und dass das nur der Anfang war. Die Zeichnungen sind detailreich, was die brutalen Abschnitte besonders realistisch macht. Schwächere Gemüter sollten also lieber Abstand nehmen. Selbst die Tatsache, dass es sich bei den Gegnern teilweise und Maschinenmüll handelt, kann die Brutalität nicht kaschieren. Durch die modernen Waffen und Ausrüstungen gewinnt der Comic zusätzlich an Authentizität. Das Ganze ist futuristisch, aber keineswegs unrealistisch, und für unsere Zukunft beängstigend.


Fazit

Band 1 von inzwischen sechs weiteren überzeugt auf ganzer Linie. Von der ersten bis zur letzten fulminanten Seite verfolgt man Yius aussichtslos scheinenden Kampf gegen die Armee des Neo-Mülls. Eine in sich geschlossene Geschichte ohne nervenden Cliffhanger, aber mit einem unangenehmen Ende, das jeden Leser zum Kauf der Folgebände animieren wird.


Pro und Kontra

+ sehr gelungene Zeichnungen
+ spannend
+ tiefgründig
+ aktuelles, kontroverses Thema
+ schönes Cover
+ Yiu

o blutig
Beurteilung:

Handlung: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Téhy:

Rezension zu Fee
Rezension zu Der Engel und der Drache
Rezension zu Yiu Bd.2