Das Rad der Zeit - Der aufziehende Sturm (Brandon Sanderson / Robert Jordan)

Verlag: Piper (Februar 2010)
Taschenbuch: 555 Seiten, 9,95€
ISBN-13: 978-3492286312

Genre: Fantasy


Klappentext

Das Rad der Zeit dreht sich weiter – der lang erwartete neue Band des faszinierendsten Fantasy-Zyklus unserer Zeit: Die letzte Schlacht beginnt. Und die Menschheit ist noch nicht bereit. Rand al´Thor, der Wiedergeborene Drache, setzt alles daran, die Feindseligkeiten zwischen den Königreichen beizulegen und Allianzen zu schmieden. Denn die Bedrohung durch die Anhänger des Dunklen Königs wächst. Und die Seanchaner setzen ihren unerbittlichen Feldzug fort. Auf dem Wiedergeborenen Drachen ruht die letzte Hoffnung. Doch in ihm regt sich ein dunkler Schatten, der nicht nur Rands Gefährten in höchste Gefahr bringt, sondern die ganze Welt in den Abgrund zu reißen droht …


Rezension

Vor über zwanzig Jahren begann mittlerweile die Erfolgsgeschichte eines der ganz großen Epen der Fantasy. Und was damals scheinbar wie Standardkost mit einem kleinen Jungen, der zu Größerem ausersehen ist, in einem kleinen, unbedeutenden Dorf begann, hat sich zu einem Werk entwickelt, das nicht weiter von der ersten Vermutung entfernt sein könnte. „Das Rad der Zeit“ entwickelte, verzweigte sich, wurde immer komplexer, bis die ersten Befürchtungen bei den treuen Fans auftauchten, es würde kein Ende finden. Und beinahe wäre dies auch geschehen. Denn der Autor, Robert Jordan verstarb leider viel zu früh 2007. Allerdings erzählte er alle relevanten Geschichteneckpunkte noch vorher seiner Familie und schrieb auch noch den Schluss des Zyklus. Die Aufgabe, ihn zu einem Ende zu führen, ist nun Brandon Sanderson zugefallen.
Er ist nun derjenige, der die Vielzahl der offenen Handlungssträngen vereinen und abschließen muss. Ursprünglich sollte dies in einem Buch geschehen, aber wie nicht anders zu erwarten, wird der Abschluss der Geschichte um Rand al`Thor doch mehr Seiten umfassen, und so wurden aus einem Buch drei Bücher.

Das Rad der Zeit dreht sich, Zeitalter kommen und vergehen und lassen Erinnerungen zurück, die zu Legenden werden. Legenden verblassen zu Mythen, und sogar der Mythos ist lange vergessen, wenn das Zeitalter wiederkehrt, aus dem er geboren wurde. In einem Zeitalter, das von einigen das Dritte Zeitalter genannt wurde, einem Zeitalter, das noch kommen sollte, einem lange vergangenen Zeitalter, strich ein Wind um die alabasterne Turmspitze dessen, was als die Weiße Burg bekannt war.

Die erste Hälfte des ersten Buches „Der aufziehende Sturm“ (wie üblich splittet der deutsche Verlag ein englisches in zwei deutsche Bücher) ist endlich auch auf Deutsch erschienen. Noch im Prolog bringt Brandon Sanderson eine Nebenhandlung zum Abschluss. Das Problem um den Propheten des Drachen, Masema, wird von Faile ohne Wissen ihres Mannes Perrin Aybara, einem Jugendfreund des Wiedergeborenen Drachen Rand al`Thors, gelöst. Fast fragt man sich, wieso diesem im letzten Buch noch unbedingt die Flucht gelingen musste, aber der Abschluss passt und wirkt rund. Ansonsten konzentriert sich das Buch hauptsächlich auf Rand und Egwene. Beide müssen Entscheidungen treffen, die nicht immer angenehm sind, oder Dinge tun, die ihnen widerstreben. Rand muss auf einem Hof abwarten, was als nächstes passiert, anstatt selbst richtig handeln zu können, dazu kommt noch die Frage, was er mit der Verlorenen Semirhage anstellen soll. Eine Frau zu verletzen, kommt für ihn nicht in Frage und damit stellt er Cadsuane, eine Aes Sedai, vor eine schier unlösbare Aufgabe. Wie bringt man jemanden zum Reden, wenn man kein anderes Mittel hat, als ihn zu fragen? Die Lösung, die sie findet, ist kreativ, logisch und vor allem entlockt sie dem Leser ein Lächeln. Mit Semirhage ist auch die dramatischste Szene verbunden, eine Szene, nach der nichts mehr ist wie vorher. Wichtige Weichen werden gestellt und Verhältnisse umgekrempelt.
Egwene hingegen kämpft weiterhin um den Vorsitz in der Weißen Burg, dem Sitz der Aes Sedai. Ihre Gegnerin um den Posten der Amyrlin, Elaida, lässt nichts unversucht, um sie zu brechen und treibt gleichzeitig unbewusst die Spaltung der Burg voran. Auf dem Höhepunkt des Konflikts bricht „Der aufziehende Sturm“ dann ab.

Obwohl das Buch nur der erste Teil der englischen Ausgabe ist, und somit noch nicht den vermutlichen wirklichen Höhepunkt enthält, bringt es „Das Rad der Zeit“ ein gutes Stück voran. Man merkt schon hier, dass man langsam auf die Zielgerade einschwenkt. Wichtige, durch Prophezeiungen angekündigte Dinge geschehen. Handlungsfäden werden wieder langsam zusammengeführt und Nebenschauplätze beendet. So gesehen legt „Der aufziehende Sturm“ ein beeindruckendes Tempo vor, was man fast nicht mehr gewohnt war, wenn man von den vorherigen zwei Büchern absieht. Brandon Sanderson scheint sich darüber bewusst zu sein, dass die Leser fast schon zu lange auf den Abschluss warten und ihn förmlich nach zwanzig Jahren und 32 deutschen Büchern herbeisehnen. Laut eigener Aussage war und ist er ein Fan von Robert Jordans Welt, so dass man sich gut vorstellen kann, dass er allein schon aus Eigennutz die Erzählung abschließen will. Ihm gelingt das Kunststück, sich in seinem Schreibstil dem von Jordan anzunähern, aber gleichzeitig die Geschichte schnell voranzutreiben. Hatte sich Robert Jordan teilweise zu sehr in Beschreibungen seiner Welt verzettelt, reduziert Sanderson diese auf ein Minimum und nimmt die früher teilweise existente Langatmigkeit heraus. Trotzdem ist die Welt nach wie vor so schillernd wie zuvor. Die größte Frage war natürlich, ob er die Charaktere treffen würde. Dies ist ihm wirklich hervorragend gelungen. Ein Unterschied in ihrer Darstellung ist kaum zu bemerken. Alle verhalten sich wie „gewohnt“ und ihre Entwicklung wird konsequent vorangetrieben. Wie üblich beim „Rad der Zeit“ gibt es auch ein paar neue Rätsel, aber auch diese fügen sich nahtlos ein und werden vermutlich bald aufgeklärt. Wüsste man nicht um den Autorenwechsel, würde man meinen, Robert Jordan hätte immer noch jedes Wort geschrieben. Brandon Sanderson ist es also wahrhaft gelungen, „Das Rad der Zeit“ weiterzuführen.
Allerdings seien Neueinsteiger gewarnt. Wer nicht mit dem ersten Band beginnt, dürfte bei der Vielzahl der Personen und Hinweise auf zurückliegende Ereignisse der Handlung nicht folgen können.


Fazit

Endlich geht es weiter in der Welt des „Rad der Zeit“. Brandon Sanderson hat gestützt auf die Notizen Robert Jordans eine großartige Fortsetzung geschrieben, die alle Fans begeistern dürfte. Handlungsstränge werden wieder zusammengeführt und man merkt zu jeder Zeit die heraufziehende Dunkelheit. Die letzte Schlacht steht bevor und die Charaktere beziehen ihre Positionen. Hoffen wir, dass wir nicht zulange auf die Fortsetzung warten müssen.


Pro & Contra

+ Brandon Sanderson passt sich sehr gut Robert Jordans Stil an, legt aber ein höheres Tempo vor
+ Egwene wächst in ihre Rolle als Amyrlin hinein
+ Cadsuanes Lösung des Problems bei Semirhages Verhör
+ Auftauchen von Mat und Perrin

o bricht leider in der Handlung ab, noch dazu an einer spannenden Stelle

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 5/5


Interview mit Brandon Sanderson (deutsch / englisch)

Rezension zu "Skyward - Der Ruf der Sterne"

Rezension zu "Der Weg der Könige" (Stormlight Archive Teil 1 von Band 1)

Rezension zu "Der Pfad der Winde" (Stormlight Archive Teil 2 von Band 1)

Rezension zu "Elantris" & "Sturmklänge"

Rezension zu "Die Kinder des Nebels" (Mistborn Trilogie 1)

Rezension zu "Krieger des Feuers" (Mistborn Trilogie 2)

Rezension zu "Herrscher des Lichts" (Mistborn Trilogie 3)

Rezension zu "Das Rad der Zeit 32 - Der aufziehende Sturm"

Rezension zu "Das Rad der Zeit 33 - Die Macht des Lichts"

Tags: Brandon Sanderson