DAEMON (Daniel Suarez)

alt

Rowohlt Verlag (März 2010)
Taschenbuch
640 Seiten, EUR 15,00
ISBN: 978-3499252457
erster Teil eines Zweiteilers,
zweiter Teil: DARKNET
 

Genre: Thriller


Klappentext

Es beobachtet. Es lernt. Und es tötet.

Auf dem Bildschirm erschien das körnige Videobild eines Mannes. Er nickte müde in die Kamera. „Detective Sebeck. Darf ich mich vorstellen? Ich war Mathew Sobol, zu Lebzeiten Chef von CyberStrom Entertainment.“ Sebeck beugte sich vor. „Wie ich sehe, sind sie mit den Mordfällen Pavlos und Singh befasst. Um Ihnen unnötigen Aufwand zu ersparen, sage ich Ihnen: Ich habe beide getötet. Warum, werden Sie bald erfahren. Allerdings haben Sie ein Problem. Sie können mich nicht verhaften. Sie können mich nicht aufhalten. Denn ich bin tot.“

Seit langem wusste Mathew Sobol, Computergenie und einer der reichsten Männer des Silicon Valley, dass er sterbenskrank ist. Exakt in der Sekunde seines Todes nehmen rund um den Erdball Computerprogramme ihre Arbeit auf – zunächst unbemerkt, aber sehr bald schon wird deutlich, dass ein DAEMON unseren gesamten digitalisierten Planeten infiziert hat. Ein DAEMON, der herrscht, ein DAEMON, der tötet. Und in einer Welt, in der alle vernetzt sind, kann ihm keiner entkommen.


Rezension

Oftmals ist uns gar nicht bewusst, wie stark unsere Welt bereits vernetzt ist. Wie stark unsere Gesellschaft und damit auch jeder einzelne „mit drin hängt“ – im wahrsten Sinne des Wortes.
Und genau hier setzt Suarez an. Ein Programm, geschrieben von einem der genialsten Programmierer der Welt, darauf Ausgelegt, die Gesellschaft zu infiltrieren und ihre Grundfesten zu erschüttern.

Diese vielversprechende Idee wird in vielerlei Hinsicht gut umgesetzt. Suarez lässt es ordentlich krachen und sorgt für jede Menge Tempo und Action. Er treibt die Handlung von einem Höhepunkt zum nächsten und lässt den Leser kaum zu Atem kommen. Den Kampf zwischen einem schier übermächtigen Algorithmus auf der einen Seite und nahezu hilflosen Menschen auf der anderen schildert Suarez genüsslich und in aller Ausführlichkeit, wobei der Leser gehörig mit den „Guten“ mitfiebert angesichts der berechnenden Kälte und Überlegenheit eines Feindes, der in dieser Form noch nie aufgetaucht ist – was einen großen Teil des Reizes an dem Roman ausmacht. Empfindliche Gemüter werden hierbei allerdings das eine oder andere Mal an Suarez‘ Schilderungen Anstoß nehmen – scheint es ihm doch eine sadistische Freude zu bereiten, den „Guten“ immer wieder ordentlich auf die Mütze zu geben und sich bei den Darstellungen von Gewalt und Schrecken nicht gerade zurückzuhalten. Auch einige „Waffen“ und Werkzeuge des DAEMONS und seinen „Agenten“ werden dem einen oder anderen vielleicht übertrieben vorkommen – teilweise fühlt man sich eher in eine Science-Fiction-Story versetzt.

Doch DAEMON ist mehr als nur die Aneinanderreihung von spannenden Actionszenen. Es gelingt ihm, gesellschaftliche Entwicklungen aufzuzeigen und zu analysieren. Hauptsächlich natürlich im Bereich Computertechnologie und Internet, aber durchaus auch in anderen Bereichen hält Suarez unserer westlichen Gesellschaft den Spiegel vor und gibt mit seiner kleinen - nicht selten amüsanten, aber auch nachdenklich machenden - Gesellschaftsstudie seinem Roman das gewisse Etwas, das diesen, zusammen mit der fesselnden Grundidee, angenehm von anderen Thrillern abhebt.

Der Leser verfolgt dabei verschiedene Charaktere auf beiden Seiten – jene, die den DAEMON bekämpfen und jene, die vom DAEMON rekrutiert werden. Speziell die Charaktere, die sich auf die Seite des „Bösen“ schlagen, werden überzeugend präsentiert. Ihre Hintergründe sind authentisch und ihre Beweggründe nachvollziehbar. Nicht selten ist man im Verlaufe der Geschichte hin- und hergerissen zwischen beiden Seiten und hofft für die tapferen Polizisten ebenso auf ein gutes Ende wie für jene, die dem DAEMON „auf den Leim“ gegangen sind.

Die Beweggründe für das Handeln des DAEMONS indes bleiben eher schwammig. Zwar werden erste Erklärungsansätze geliefert, doch wirklich zufriedenstellend ist das angesichts des von ihm verursachten Chaos‘ und Leides nicht. Hier wird der Nachfolger, der im Frühjahr 2011 unter dem Titel „Darknet“ erscheinen wird, einiges näher erläutern müssen.

Natürlich ist DAEMON ein Buch, für das Begriffe wie Computer, Internet oder auch Computerspiele von essenzieller Bedeutung sind. Leser, die an diesen Bereichen interessiert sind, dürften ihre helle Freude an „DAEMON“ haben. Jene, die damit nichts anfangen können, sollten sich lieber anderweitig umschauen.


Fazit

Ein ungemein fesselnder Cyber-Thriller, der Spannung und Action im Übermaß bietet und darüber hinaus interessante Fragen aufwirft. Die originelle Grundidee trägt die Handlung problemlos über den gesamten Roman. Das Warten auf den Nachfolger wird wahrscheinlich lang werden.


Pro & Kontra

+ Grundidee
+ keine Schwarzweißmalerei bei den Charakteren
+ temporeich und spannungsgeladen
+ wirft Fragen auf und regt zum Nachdenken an

o Hintergründe zu den Motiven des DAEMON bleiben schwammig (vermutlich wird der Nachfolger hier Klarheit bringen)
o für Leser, die sich nicht für das Thema „Computer und Internet“ begeistern können ungeeignet

- teils überzogen, was Schilderungen von Gewalt sowie des DAEMONS und seiner Mittel angeht

Wertung: alt

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


Rezension zu "Kill Decision"