Totgeschwiegen (Brenda Novak)

Verlag: Mira, Januar 2009
Originaltitel: Dead Silence
Übersetzt von Stella Oblong
TB, 432 Seiten, € 7,95
ISBN: 978-3899415643

Genre: Ladythriller


Klappentext

Ein Grab liegt hinter dem Farmhaus am Mississippi. Nur drei Menschen wissen, wer der Tote darin ist …
Grace Montgomery ist eine von ihnen. Weit weg von der Kleinstadt Stillwater mit ihren grausamen Erinnerungen hat sie als Staatsanwältin Karriere gemacht. Aber jene Mordnacht lässt sie nicht los, die Schreie, das Blut, der Kampf, die Todesstille. Um endlich aus dem düsteren Schatten der Vergangenheit zu treten, kehrt Grace jetzt zurück. Noch einmal will sie den Tatort sehen – und dann für immer vergessen. Zu spät erkennt sie, dass das nicht möglich ist. Denn die Einwohner von Stillwater misstrauen ihr zutiefst. Und ausgerechnet der einzige Mann, der an sie glaubt, bringt ihr dunkelstes Geheimnis in Gefahr.


Die Autorin

Mit ihren atemberaubenden Thrillern und den historischen Liebesromanen eroberte Brenda Novak auf Anhieb die Herzen ihrer Leserinnen. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern lebt die Autorin in Sacramento, Kalifornien.


Rezension

Die Aufklärung eines Mordfalles verteilt auf drei Bände, mit drei verschiedenen Protagonisten – kann das wirklich gut gehen? Schon der erste Band wirkt künstlich aufgeblasen, direkt am Anfang wird man mit der Tat konfrontiert und wie ein roter Faden zieht sie sich durch das ganze Buch. Grace Montgomery war dreizehn, als ihr Stiefvater, der Reverend Lee Barker, verschwand. Sein Verschwinden ist geheimnisumwittert, warum sollte wohl eine Respektperson wie der Reverend nicht mehr wiederkommen, wenn nicht ein Verbrechen dahinter steckt. Wie Terrier verbeißen sich sein Neffe Joe Vincelli und seine leibliche Tochter Madeline in das Vorhaben, um jeden Preis die Geheimnisse aufzudecken und das Mysterium seines Verschwindens zu lösen. Dass aber vielleicht manche Geheimnisse besser niemals an die Oberfläche kommen sollten, daran denken sie nicht.

Und so geht es durch das ganze Buch, alle paar Seiten werden die Vorgänge, die Grace sehr genau kennt, gedanklich wieder aufgerollt, ständig muss sie daran denken. Dieses Wissen bestimmt ihr ganzes Leben und Handeln, als Jugendliche war sie die Schulschlampe und überhaupt nicht beliebt und so wundert es die Einwohner von Stillwater, wie sie bei ihrer Vergangenheit eine so erfolgreiche Staatsanwältin werden konnte. Den Leser wundert es allerdings, wie sie als Staatsanwältin solange mit dem Verbrechen leben kann, denn schnell wird klar, dass es sich hier nur um Notwehr handeln kann. Die arme gequälte Grace – sie kommt nach Stillwater zurück, um mit der Vergangenheit abzurechnen, aber wie und warum, das bleibt ihr Geheimnis. Kaum dort angekommen trifft sie auf alte Mitschüler, die natürlich sofort ihre Häme über sie ausschütten. Sie wird von allen gemieden, weil die Leute nicht vergessen können. Ausgerechnet Kennedy Archer, der Bürgermeisterkandidat und Vorzeigebürger von Stillwater, verliebt sich in sie. Auch seine beiden Söhne, Teddy und Heath, sind von ihr begeistert und akzeptieren sie sofort als ihre neue Mutter – ihre eigene ist leider verstorben. Alles geht viel zu schnell und wird dadurch äußerst unglaubwürdig, als ob Kennedy nur auf Grace gewartet hätte. Gibt es denn keine anderen Frauen in Stillwater?

Diese ständigen Wiederholungen der Geschehnisse um den Reverend und die Seelenqualen, die Grace immer noch ausstehen muss, nehmen der Geschichte völlig den Wind aus den Segeln. Unwillkürlich fragt man sich, warum ausgerechnet jetzt und warum man unbedingt die Wahrheit herausfinden muss. Wer wird wohl noch alles in den Komplott mit hineingezogen, denn es werden immer mehr Leute, die die Wahrheit erkennen oder erfahren. Die integrierte Liebesgeschichte gerät völlig zur Nebensächlichkeit, denn kaum ist das eine Hindernis aus dem Weg geräumt, erscheint schon das nächste. Joe und Madeline geben einfach keine Ruhe, sie jagen kleinsten Hinweisen hinterher und begehen sogar Straftaten, nur um die Wahrheit endlich ans Licht zu bringen. Aber werden sie die Wahrheit dann auch glauben, wenn es soweit ist? Das werden wir dann wohl erst im letzten Band erfahren, nachdem man sich durch einen weiteren Band mit den gleichen wichtigen Ereignissen quält.

Leider kann man sich auch nicht mit den Bewohnern von Stillwater wirklich anfreunden, die Charaktere sind oft unglaubwürdig und ihre Handlungen nicht zu verstehen. Angefangen bei Grace, die ständig vor ihren Seelenqualen wegläuft und dadurch auch keine richtige Beziehung aufbauen kann, mit den Kindern aber sofort Freundschaft schließt. Ihre Schwester Madeline ist Herausgeberin der ansässigen Zeitung und begeht mal eben einen Einbruch, weil sich vielleicht und möglicherweise dort Hinweise auf ihren Vater befinden – nach 18 Jahren. Kennedy, der Traum aller Schwiegermütter, hat noch Gewissensbisse, weil er Grace in ihrer Schulzeit nicht unterstützt hat. Sein Freund Joe, der ihm mal das Leben gerettet hat und deshalb bei ihm Narrenfreiheit genießt, kann sich nicht damit abfinden, dass sein Onkel verschwunden und Grace Kennedy ihm vorzieht – obwohl er doch mit ihr unter der Schultribüne war. Wieder und wieder sucht er nach Hinweisen und als Grace einen folgenschweren Fehler begeht, gibt sie ihm damit neue Munition in die Hände. Schwer zu verstehen, dass sie als Staatsanwältin so handeln kann. Als Leser möchte man ihnen einfach nur empfehlen, doch endlich zu reden, denn bei der Verbissenheit kommt die Wahrheit ja doch irgendwann ans Tageslicht, besser früher als später.


Fazit

Unglaubwürdig und unausgegoren, von ständigen Wiederholungen ein und desselben Ereignisses geprägt bietet uns Brenda Novak auf vielen Seiten zähe Unterhaltung. Die eigentliche Geschichte wird unnötig in die Länge gezogen, man kann nur hoffen, dass es in den beiden nächsten Bänden nicht genauso ablaufen wird. Eine Tat, die direkt schon am Anfang bekannt ist, kann man nicht so sehr ausbreiten. Das Ergebnis spricht für sich.


Pro und Contra

+ nette Nebencharaktere

- zu wiederholend
- unglaubwürdig
- unnötig in die Länge gezogen
- Handlungen nicht nachvollziehbar
- Charaktere zu einseitig

Wertung:

Handlung: 2/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 3/5