Evermore - Der blaue Mond (Alyson Noël)

Page & Turner (März 2010)
Originaltitel: Blue Moon
Originalverlag: St. Martin's
Aus dem Amerikanischen von Ariane Böckler
Paperback, Klappenbroschur, 384 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
€ 17,95 [D] | € 18,50 [A] | CHF 31,90
ISBN: 978-3-442-20361-1

Genre: Dark Romance / Jugendbuch


Klappentext

Wahre Liebe fragt nicht nach dem Warum

Ever hat ihre wahre Liebe gefunden. Jetzt ist sie endlich glücklich, denn Damen bleibt für immer bei ihr. So lange hat er sie gesucht, nun kann sie nichts mehr trennen. Ihre Liebe ist unsterblich wie sie selbst. Doch plötzlich droht sich alles zu verändern. Damen wird von einer mysteriösen Krankheit erfasst, die ihn völlig verändert. Seine Kräfte schwinden zusehends, und sein Verhalten wird für Ever immer unerklärlicher. Er scheint sie gar nicht mehr wahrzunehmen und sich von ihr abzuwenden. Aber was kann sie tun, um ihn zu retten? In ihrer Not bricht sie auf in das geheimnisvolle Sommerland, um eine Antwort zu finden, und wird dort vor die schwerste Entscheidung ihres Lebens gestellt.

LESEPROBE


Rezension

Ever gewöhnt sich allmählich an ihr Leben als Unsterbliche, sabotiert aber dennoch mit Vorliebe Damens paranormalen Unterricht, indem sie ihn zu wilden Knutschereien verführt. Das Begehren brennt in ihr, dennoch wagt sie noch nicht, den letzten Schritt zu gehen. Zu sehr belasten sie die Ereignisse der Vergangenheit und die Gedanken an Damens jahrhundertelange Erfahrung mit Frauen. Und plötzlich verändert sich das Verhalten ihres Geliebten – er erleidet Schwächeanfälle (wobei er bisher niemals krank war) und schließlich wird ihr liebevoller, ruhiger Freund zu einem oberflächlichen Macho. Ihre Liebe droht zu zerbrechen und wo Ever anfangs sich selbst die Schuld daran gibt, erkennt sie bald, dass Damen in schrecklicher Gefahr schwebt. Als auch ihre Freunde sich gegen sie wenden, flüchtet sie sich zu der Wahrsagerin Ava, die ihr hilft, ins Sommerland zu reisen und Antworten zu finden …

In „Evermore – Die Unsterblichen“ war Evers Zurückhaltung in Bezug auf das erste Mal noch größtenteils nachvollziehbar, wenn auch gegen Ende ein wenig überzogen. In „Der blaue Mond“ tritt die Autorin das Thema quasi das ganze Buch lang weiter breit und erreicht so ziemlich das Gegenteil von dem, was sie wohl zeigen wollte: Das „erste Mal“ ist quasi dauerpräsent und die eigentlich dramatische Handlung tritt in den Hintergrund. Es geht anfangs fast ausschließlich um Evers Unsicherheit. Damen begegnet ihr dabei mit recht großem Verständnis, was zwar das Leserherz regelrecht aufblühen lässt – aber wenn man sich hunderte Seite lang mit dem innerem Konflikt einer wankelmütigen Protagonistin beschäftigt, der darauf hinausläuft, dass sie es unbedingt will und die Autorin es nicht schreiben möchte, ist man irgendwann ziemlich genervt. Denn nach der tragischen Liebesgeschichte sehnt man sich glückliche Momente herbei, die gerne auch zurückhaltend geschrieben sein dürfen, doch stattdessen wiederholt sich quasi die Geschichte des ersten Bandes. Lediglich manche Rollen sind leicht vertauscht, aber das reicht für einen zweiten Roman einfach nicht. Es müssen neue Ideen her, die hoffentlich noch folgen mögen. Schließlich wird es noch weitere Evermore-Bände geben.

Das Hauptproblem dieses Romans ist wohl, dass die Autorin ihren jugendlichen Lesern zu wenig zutraut. Die Geschichte ist sehr einfach geschrieben und leider auch sehr vorhersehbar. Vor allem, dass Ever durchweg spürt, wer hier der Übeltäter ist – nur glaubt sie es nicht, im Gegensatz zum Leser. Der hofft unentwegt darauf, dass Ever endlich die Augen aufmacht. Als sie es tut, ist es fast schon zu spät. Und dann können auch die Ausflüge ins traumhafte Sommerland die vielen Fehler, die Ever nun begeht, nicht mehr wettmachen. Ihre Menschenkenntnis ist regelrecht unterirdisch. Was dagegen gut rüberkommt, ist ihre Sehnsucht nach ihrer verstorbenen Familie. Im Sommerland kann sie dieser wieder näher kommen, allerdings nur in Illusionen. Dennoch gelingt es gerade hier der Autorin, Evers Gefühlsleben behutsam und sehr verständnisvoll zu schildern. Auch erscheinen neue Charaktere (im Sommerland), die teilweise zwar zu undurchsichtig wirken, aber durchaus interessant sind. Lediglich Roman, ein neuer Mitschüler, ist leicht durchschaubar. Er scheint hinter Ever her zu sein, doch diese liebt Damen und verspürt (wie auch der Leser) eine abgrundtiefe Abneigung gegenüber Roman.

Die Magie des Sommerlands versucht die Autorin mit Quantenphysik zu begründen. Ein durchaus kreativer Ansatz, der gründlich schief geht. Denn es scheint, als hätte die Autorin selbst wenig Ahnung von Physik und wo Science-Fiction Romane ein Feuerwerk an Ideen bieten, driften Alyson Noëls Erklärungen ins Lächerliche ab. Sie sind unzureichend und nicht gut genug durchdacht. Ein guter Ansatz allein reicht nicht für eine gute Umsetzung. Hier hätte die Autorin vielleicht doch stärker auf Fantasyelemente oder auch ihre esoterischen Ansätze setzen sollen, statt sich an pseudowissenschaftlichen Erklärungen zu versuchen. Denn das Sommerland übt mit seiner magischen, beinahe surrealen Atmosphäre durchaus eine große Faszination auf den Leser aus. Gerne würde man mehr über diese Welt erfahren, muss sich jedoch mit kleinen Happen begnügen. Es bleibt der Wunsch, dass sich Alyson Noël zukünftig mehr auf ihre schillernden, fremden Welten konzentriert.

„Evermore – Der blaue Mond“ wird von Page & Turner optisch wunderbar zum ersten Band passend und vor allem in besserer Qualität präsentiert. Auf den ersten Blick wirkt die Aufmachung genau gleich, doch dieses Mal erscheinen keine hässlichen Knicke im Buchrücken und insgesamt macht das Paperback ein stabilerer Eindruck. Das Cover wird diesmal von weißen Tulpen geziert, über denen ein blauer Mond scheint – ein absoluter Eyecatcher im Buchladen. Nur der Preis hätte ein wenig niedriger ausfallen können. Das EBook kostet dabei gerade einmal zwei Euro weniger und lohnt sich damit nicht. Das Hörbuch bewegt sich preislich knapp über dem Paperback, allerdings handelt es sich um eine gekürzte Lesung! Insofern ist der Evermore-Fan wohl mit dem traumhaft gestalteten Paperback am besten beraten.


Fazit

„Evermore – Der blaue Mond“ ist Herzschmerz pur – leider nicht nur im romantischen Sinne. Ever treibt die Geschichte mehr oder weniger allein durch ihre Fehler an und kann diesmal überhaupt nicht überzeugen. Nichtsdestotrotz gibt es auch lesenswerte Momente und hoffentlich wieder einen besseren dritten Band.


Pro & Contra

+ Evers Sehnsucht nach ihrer Familie
+ die Magie des Sommerlands
+ Details über Damens Herkunft
+ interessante neue Charaktere

- zu vorhersehbar und in die Länge gezogen
- Evers ständige Fehler und mangelndes Selbstvertrauen
- wissenschaftliche Begründungen überzeugen nicht

Wertung:

Handlung: 2/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 2,5/5

Rezension zu "Evermore - Die Unsterblichen" (Band 1)

Rezension zu "Evermore - Das Schattenland" (Band 3)

Rezension zu "Evermore - Das dunkle Feuer" (Band 4)

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