"Alishas Lit-Talk"
Düsteres Fantasy-Kleinod aus Deutschland
Das GEISTERDRACHE-Epos von Marc-Alastor E.-E. widmet sich in einzelnen Zyklen den Einzelschicksalen der Unscheinbarsten und Gemeinen, in der zum Untergang geweihten Welt Praegaia.
Ich stieß auf recht ungewöhnliche Weise auf dieses Dark Fantasy-Epos, als ich von dem ersten Trilogie-Zyklus, zuerst den zweiten Band („Adulator“) las – und völlig gefangen war. Vor allem von der Fähigkeit des Autors mich vergessen zu lassen, dass es diese faszinierende Welt, in die er mich einlud, nur in seiner – und somit meiner – Fantasie gab. Diese Eindringlichkeit, diese altertümliche, eigenwillige Sprache, aber auch der erkennbare Anspruch, die Spannung und melancholische Gefühlstiefe, die mir entgegenströmte, mich mitriss und mir so seltsam vertraut war, obwohl sie es eigentlich nicht sein konnte, wühlten mich auf und weckten einen längst verkümmerten (Fantasy)-Nerv in mir zu neuem Leben.
Dieser düster-verbale Duktus, aber auch die manchmal „scharfen Kanten“ der Sprache des Autors, bei dem jedes einzelne Wort Bestand hat, wo keine einzige Seite mit sinnfreiem Geschwafel gefüllt wird, ließen mich noch Wochen, nachdem ich den Titel gelesen hatte, nicht los. Ebenso die Ahnung, dass dort ein Autor seinen dunklen literarischen Hort schafft, in dem jeder Zuflucht findet, der die Einzigartigkeit zu erkennen vermag.
Doch das war erst mein Anfang mit dieser schier unerschöpflichen Welt des Marc-Alastor E.-E. – es folgte das, was ich als meine GEISTERDRACHE-Geburtstunde bezeichne, als „die Nacht der Nächte“: Ich saß über dem Text des Bandes 1 („Kriecher“), den ich lektorieren sollte, und war derart „entrückt“ und „gefesselt“, dass ich nicht merkte, wie sich der (Arbeits-)Tag verabschiedete, die Nacht über mich senkte, sie wieder entwich und der nächste Morgen über mich und meine reale Welt hereinbrach – sprich über zwölf Stunden ins Land gingen.
Und ich saß immer noch da – und las und las und las ... litt, bangte, focht manchen Kampf - mit einem Gefühl in mir, das einem Fieber glich, das „Wärme“ in mich schickte, wie es kein Buch vorher vermocht hatte.
Spätestens da wurde mich klar: Dieser Autor weckt Suchtcharakter.
Seither bin ich der Fährte seines besonderen Pfades gefolgt, in dem Bestreben immer wieder von seiner bittersüßen „Frucht“ zu naschen, die sich so deutlich aus dem sonstigen Literaturgarten hervorhebt.
Letztes Jahr feierte das ungewöhnliche Epos sein 25-jähriges Bestehen und zu dem Anlass sind zwei CHRONIK-Bände mit ausgesuchten Kurzgeschichten, die teilweise von Timo Kümmel illustriert wurden, erschienen, auf die hier auf LITERATOPIA schon hingewiesen wurde:
DIE CHRONIKEN - WIDERPARTE UND GEFOLGE I (1984 – 1996)
ARS LITTERAE, Band 2, Dark Fantasy, Marc-Alastor E.-E., Sieben Verlag, Broschiert, 228 Seiten - 16.90 EUR,ISBN: 9783940235381, Oktober 2009, Covergrafik und Umschlaggestaltung: Atelier Bonzai, Innengrafiken: Timo Kümmel, Kartenmaterial: Armageddon
»Weite Ebenen, grünes, fruchtbares Land, Wälder, Auen, Flüsse und Seen umfassen das Leben der Frühzeit auf Praegaia, der Welt vor allen Welten, einer Welt, die Wanderlust weckt und das Gefühl von Heimat gibt.
Doch irgendwo wird ein Drache geboren, der nicht heimisch ist, und es geschieht der Natur seiner aussterbenden Rasse zuwider. Man sagt, dass er die Völker besiegt, bevor er sie versklavt, dass er alle Völker schändet, ehe er selbst geschunden und gebrochen wird. Und wenn er darauf wiederkehrt, wird er ein anderer sein. Ein Nebel, ein Strom und eine Kraft, welche die Erde erfüllt.
Dann wird er sie beschützen, vor der ersten Bedrohung und auch vor der letzten, vor den stummen, alten Götzen und ihrer Dämmerung. Von seinen Widerparten und seinem Gefolge sollen sie handeln, die Chroniken.«
Vigil, Landhutsknecht aus Arayton aus dem Dialog der Ersten Mannen.
Leseprobe (aus “Defemination (1987)“ – Chroniken I
II
Der Morgen graute nicht in den Tiefen dieses Waldes.
Es hatte lange gedauert, bis Syklad der Meinung gewesen war, dass ihnen niemand mehr folgte, und erst dann ging er auf Umwegen zum Nest. Er wies dabei darauf hin, dass die tote Mutter viele Meilen östlicher lag und dass es viel Mühe gekostet hatte, den Drachenspross hierherzubringen.
Als Bralaja das kleine Wesen erblickte, standen ihr die Tränen in den Augen, und es machte sie zudem auf absonderliche Weise lüstern. Sie musste zugeben, dass sie noch nie zuvor so sehr gerührt gewesen war.
Die Brustschuppen der kleinen Kreatur waren weich und schimmernd hell wie Perlmutt. In voller Länge maß das Junge vielleicht sieben Gii'bad. Seine Körperschuppen waren bereits ergraut und bekamen einen perlfunkelnden, schwarzen Glast, was darauf hinwies, dass sie bereits aushärteten. Das Junge lag hilflos und zusammengerollt wie eine Schlange auf Federn, Heu und Reisig, starrte Bralaja ängstlich und mitleiderheischend aus bernsteinfarbenen Augen an. Sein Atem ging schwer und ruckartig.
Bralaja sah zu Syklad, der sich auf einem umgekippten Baum niedergelassen hatte und aus seinem Rucksack große Flaschen mit weißem Inhalt suchte.
»Lass nur, fürs Erste habe ich genug davon«, sagte sie.
»Bist du etwa ... «, fragte Syklad erstaunt.
»Nein, aber von nymphischer Abstammung. Wir haben es immer, und es hat sogar beruhigende Wirkung auf viele Wesen.«
»Ich habe davon gehört. Es soll ein Elixier der Zuneigung sein.«
Bralaja knöpfte ihren Rock auf und ließ ihn fallen. Nachdem sie auch die obersten Schließen ihres Schnürleibchens gelöst hatte, fiel auch dieses zu Boden, so dass ihre wunderbaren Brüste in ihrer außerordentlichen Fülle hervorsprangen. Danach, um ihre Nacktheit zu vervollkommnen, trennte sie sich auch von den Stiefeln.
Syklad konnte diese Schönheit nicht beschreiben noch begreifen – Bralaja war wahrhaftig nymphischer Abstammung. Er befand, es sei ein Sakrileg, sie mit Hurerei ihren Lebensunterhalt verdienen zu sehen.
Bedächtig kam sie auf Syklad zu, dessen Lenden zu brennen begannen, als wären sie mit Lava überströmt. Sie kniete vor ihm nieder, befreite ihn sanft vom Zwang seiner Beinkleider und begann mit anheimelnder Fellatio, wobei sie den Streitkolben des Zwerges bis zum Heft schluckte. Noch vom Gedanken beseelt, es nicht zuzulassen, machte ihn ihr Reiz lahm und kraftlos. Tief und langsam, tief und heiß, tief und sanft, derart trieb sie mit Zunge und Lippen eine liebevolles Spiel; tief und nass, so rieb sie seine Waffe an und zwischen ihren Brüsten und ließ ihn schließlich in ihrem Munde sein Feuer versprühen. Sie trank, bis ihm die Ohren sangen, als seien sie jene feiner klingenden, elfischen Stimmgabeln. Danach ging sie zum Drachenjungen, der alles mit scheuen Augen betrachtet hatte. Sie legte sich zu ihm, der sich aus Angst steif werden ließ. Er war weich, fast so weich wie ein Balsam, und doch trocken und heiß. Bralaja ekelte sich nicht, drückte ihren Körper fest an seinen, und schnell begann ihm das zu gefallen. Er ringelte seinen borstigen Schwanz um ihre Beine, legte seinen Kopf zwischen ihre Brüste, und als Syklad sich irgendwann anschickte, in die Stadt zurückzukehren, strahlten die Augen des Drachenjungen etwas zufriedener und auch Bralaja war frohen Mutes. Syklad hatte nicht erwartet, dass der Drache das Mädchen so schnell als Ersatz für die leibliche Mutter anerkennen würde, jedoch lag dies bestimmt an der langen Entbehrung mütterlicher Wärme und Zuneigung. Syklad sah dies als Bestätigung für vermutete Dringlichkeit. Alles schickte sich an, gut zu verlaufen.
DIE CHRONIKEN - WIDERPARTE UND GEFOLGE II (1997- 2009)
ARS LITTERAE, Band 3, Dark Fantasy, Marc-Alastor E.-E., Sieben Verlag, Broschiert, 232 Seiten,16.90 EUR, ISBN: 9783940235398, Oktober 2009, Covergrafik und Umschlaggestaltung: Atelier Bonzai, Innengrafiken: Timo Kümmel, Kartenmaterial: Armageddon
»Bizarre Früchte trägt der Baum, der seinen Schatten über diese unsere so geliebte Welt gestreckt. Wenn selbst Könige vom einfachen Landsmann verraten werden können, Priester gar bangen um die Erhörung ihres nächsten Gebets und nicht zu unterscheiden ist, wer wem noch wahrlich wohlgesonnen, dann ist es schlimm missraten. Immer wieder ist zu hören, dass hinter diesem Zeitalter dunkle, längst vergessen gewähnte Götzen sich anschicken, alles zu einem letzten, großen Kataklysmus hinzuführen, ob zu ihrem erneuten Aufschwunge oder einfach nur dem Willen des Zerfalls zudienend, sei dahingestellt. Dabei ist der verdorbene Götze, der sich großen Wortes Allmutter benamte, kaum mehr als ein furchtbarer Wegbereiter. Denn um wie viel weniger arg und tückisch wäre dies Los, würden nicht statt Trümmern und Wüsteneien nur grüne Wiesen und blauer Himmel zurückbleiben, und zeigen, wie einfach und schön die Welt erneuert gehöre, bliebe da nicht der fade Beigeschmack von Gleichförmigkeit, die alle Vielfalt vermissen lässt? Sodenn, was sonst sollten sie uns lehren, diese Chroniken?«
Shurupak vom Kusch in Tell'LarrSa, aus dem Dialog der Ersten Mannen
Auszüge aus dem Nachwort von Elmar Huber aus Band II:
Der gütige Drache M'Zaarox, der Geisterdrache, liegt in einem schier immerwährenden Zweikampf mit der blutgierigen Göttin Medoreigtulb, die ein Sinnbild der allgegenwärtigen Urmutter darstellt. Beide Parteien verfügen über eine große Anhängerschaft, die auf alle denkbaren Weisen agieren. Militärisch organisiert, hinterlistig, triebhaft, durch die Macht des Glaubens, durch Unterdrückung, usw.
Das alles wird dem Leser in einer kraft- und kunstvollen, teils sogar theatralischen Sprache präsentiert, die Marc-Alastor E.-E.s Schöpfungen massiv und fassbar machen und diesen unbändiges Leben geben. Der Mann versteht sein Handwerk. Doch es geht noch weit über Handwerk hinaus ...
... in den „Widerparten & Gefolgen“ sind die Figuren, die als Helden dienen, äußerst ungewöhnlich. Es sind die Geringsten eines Volkes und die Niedersten einer Klasse, deren Erlebnisse hier erzählt werden...
... Marc-Alastor E.-E. zeichnet seine Helden so gewissenhaft, als hätte er noch wesentlich mehr mit ihnen vor. Doch am Ende ihrer Geschichten erwartet diese Spielfiguren nicht die Hand der Prinzessin und ein Königreich, sondern Verlust, Trauer, Wahnsinn oder der Tod, ohne je zu erfahren, was ihre Aufgabe war...
... Wie wilde, düstere Blumen blühen diese filigranen Gebilde an verschiedenen, scheinbar wahllosen, Stellen auf, verstreuen ihren Samen und erregen ihre Nachbarn, sich ebenfalls zu öffnen und formen so am Ende ein gewaltiges Bild von Praegaia und dessen Geschichte.
... Das Geisterdrache-Epos bleibt für mich eine Ausnahmeerscheinung innerhalb der Fantasy. Die Bilder die Marc-Alastor E.-E. in den Kopf der Leser pflanzt – gewaltig und zerbrechlich zugleich, düster und voller Hoffnung – sind schlicht einzigartig. Jede Figur auf diesen Seiten lebt förmlich, wird getrieben von ihren Gefühlen und Überzeugungen und jede Geschichte würde ob ihres Ideenreichtums andernorts Bücher füllen.
Erste Stimmen zu den beiden Bänden:
Düstere und melancholische Dark Fantasy der Superlative!
Viele Jahre lang publizierte der Autor seine Geschichten im Netz, 2003 bis 2005 erschienen drei Bände – „Kriecher“, „Adulator“ und „Tetelestai“ – des Zyklus, jetzt wurden anlässlich des Jubiläums die besten Erzählungen des Epos in Alisha Biondas Aufsehen erregender Edition ARS LITTERAE in zwei Bänden präsentiert, wobei von den nicht aufgenommenen auch kurz die Inhalte angegeben werden.
Hermann Urbanek, SPACE VIEW. 02/2010
Für Fans der Saga ein Geschenk und ein Muss
Fünfundzwanzig Jahre schon gibt es die Geschichten um den Geisterdrachen, um die vom Untergang bedrohte Fantasy-Welt Praegaia, schon. Was mit einigen verstreut im Netz publizierten Stories begann, das entwickelte in den Folgejahren eine Eigendynamik, die bemerkenswert war und ist. Da erhob ein junger, bis dahin unbekannter Autor seine Stimme. Und diese kam so ganz anders daher, als wir Leser es von den uniformen Titeln in den Publikumsverlagen gewohnt waren.
Carsten Kuhr - phantastik-news.de
Schön gestalte Jubiläums-Sammlung von ungewöhnlichen Kurzgeschichten und Novellen
Abwechslungsreiche Geschichten aus der Welt des allmächtigen Geisterdrachen – Wer sich auf das ungewöhnliche Dark Fantasy Epos einlässt, bekommt interessante Geschichten abseits der ausgetretenen Fantasy-Pfade geboten.
Carina Schöning - http://www.fantasyguide.de
Längst werden sich einige fragen, ja was ist GEISTERDRACHE überhaupt, was habe ich mir unter der Welt Praegaia vorzustellen und wie kam es zu ihrem Entstehen, was hat ihren geistigen Schöpfer Marc-Alastor E.-E. dazu bewogen?
Gerne möchte ich versuchen diese Fragen zu beantworten.
Selten wird in unseren Tagen etwas aus der verlorenen Vergangenheit unserer Erde geborgen und wenn, dann ist es zerbrochen, zerrissen und zerfallen. Daher, und weil es ein naturgegebener Instinkt ist, schaut der Mensch lieber nach vorn als zurück. Wer durchwühlt schon gern die Überreste und Fragmente, die Spuren physischer Zeugnisse und die mysteriösen Teile mündlicher Überlieferungen, wenn es so entmutigend erscheint, was sie uns verraten könnten, und es letztendlich noch viel mehr Fragen aufwerfen wird? Wie können wir die Einzelteile unseres geheimen, verschollenen Erbes zusammensetzen, damit es ein sinniges Bild ergibt? Und – vor allem – warum sollten wir das tun?
Antworten braucht und sucht ein Wissenschaftler – ein Jünger der Fantasy aber gibt sie sich. Er spielt mit ihnen, setzt sie auf mannigfaltigste Weise neu zusammen und bildet sich wunderschöne und auch grauenhafte Ideen mystischer Möglichkeiten. Er verschafft sich mittels seines Verstands eine integrierte Sicht, unter Einbeziehung vielfältiger Quellen und Hinweise tatsächlicher Spuren und Überlieferungen nimmt er sich die Hoffnung, nur eine Etappe jener frühzeitlichen, chaotischen Reise des Lebens erhaschen und sie sogar höchstpersönlich begehen zu können. Und nur eine Kombination aus Mythen und Wissenschaft vermag uns die Linse phantastischer Wahrnehmung weit genug zu öffnen, damit wir etwas von den fortdauernden Mysterien erhaschen können.
Seit nunmehr einem Vierteljahrhundert erweitert Marc-Alastor E.-E. seinen Horizont dahingehend, und mit der Leserschaft seiner Erzählungen und Romane teilt er seine Erfahrungen und geistigen Erlebnisse.
Was im zarten Lebensalter von 12 begann, führte ihn von da ab durch viele Welten. Noch heute lebt in uns allen doch die Faszination von Mittelerde, Hyberborea, Cimmeria, Atlantis, Shapeli oder Lartroxia, um nur einige zu nennen. Und wie sehr begeisterte sich der Autor dafür, die Geheimnisse ihrer dunklen Vergangenheit zu ergründen?
Mit der unbändigen Neugier eines Forschers ergründete er was es zu wissen gab, und diesem ungebrochenen Enthusiasmus verdankt er auch die Lust, nicht abzulassen von den eigenen Ideen, die sich über Jahrzehnte und viele unterschiedliche Abschnitte seines Lebens entwickelten. Er studierte Okkultes, Paranormales und Mystisches, fand immer wieder Zusammenhänge mit modernen Forschungsergebnissen der Archäologie, Paläanthropologie Paläogeographie und Frühhistorik. Er führte sich die teils hanebüchenen Erklärungsversuche von Alternativwissenschaftlern zu Gemüte und mühte sich wahre Kernaussagen von fantastischen Hirngespinsten zu trennen. Und zunächst unmerklich formierten sich in ihm die tragenden Elemente für eine Urwelt, wie sie gewesen sein könnte. Lange bevor er sich daranmachte, ihre Gestade in Liedern zu besingen oder das Leben auf ihr in geschriebene Worte zu kleiden, bildeten sich unumstößliche Eigenschaften, die aus seinen Wissensständen heraus wie Kontinente erwuchsen. Marc-Alastor E.-E. begann seine Geschichten auf ihnen anzusiedeln und spürte instinktiv, was sich aufzubauen begann. In der Zeit von 1984 bis heute entwickelte sich eine Welt voller Leben: PRAEGAIA – und mit ihr eine Epoche voller Abenteuer, deren Charakteren in so manchen Rollenspielrunden geschliffen wurden, deren Kosmos mit seinen Forschungen abgeglichen wurde, bis alles zwischen Buchdeckeln Platz findet. Drei Romane und viele Kurzgeschichten liegen bereits veröffentlicht vor und nun ehrt die Reihe ARS LITTERAE das zweite Jubiläum des Epos’ mit zwei Anthologien, die eine Auswahl von Erzählungen aus eben jenem ersten Vierteljahrhundert bietet und darüber hinaus eine Fülle von Informationen zu Praegaia. So sehr es den Autor freut, dass ein weiterer Schritt getan ist, um das GEISTERDRACHE Epos der frühen Jahre den Lesern näherzubringen, umso mehr beflügelt es ihn bei der Arbeit an seinem neuen epischeren Werk und jenen, die noch folgen werden.
Ich habe das zum Anlass genommen ihm einige Fragen zu stellen, die noch mehr verdeutlichen sollen, worauf es ihm ankommt:
A.B.: Gibt es eine Begebenheit oder einen bestimmten Moment, den Du sozusagen als die "Geburtsstunde" Deiner Serie ansiehst? Wenn ja, welche?
MAEE: Als ich in frühen Jahren auf diesen kleinen Versband eines anonymen Verfassers stieß, welches den üppigen Namen "Liber Incendium Veritas" trug. Er war in unzureichendem Latein und einer Versform, die sehr den biblischen Psalmen entlehnt schien, verfasst und beschrieb den Kampf zwischen einer bösen Urgöttin (der sogenannten Allmutter) und einem Drachen, der einem Schutzpatron gleichkam. Das inspirierte mich sehr, nicht zuletzt weil die klassische Verteilung von Gut und Böse hier geschickt gebrochen wurde, und daher fand es Eingang in die frühe Entwicklung der Hauptcharaktere des Geisterdrachen-Epos. Gab es zuvor schon Geschichten, die heute dem Epos zuzuordnen sind, so kam der eigentliche Rahmen für alles erst durch den „Fund“ dieser Antagonisten.
A.B.: Steht Dir ein Charakter von "Geisterdrache" besonders nah?
MAEE: Eigentlich nicht und ich habe auch das Empfinden, dass ich mir das als Chronist nicht erlauben darf, denn ich wäre sozusagen parteiisch. Bei der Charakterentwicklung gebe ich mir besondere Mühe, oft funktioniert sie über Jahre und wird in Rollenspielrunden immer wieder erprobt. Dabei kommt man zwangsläufig jedem maincharacter sehr, sehr nahe.Von daher liebe ich alle, die zur Veröffentlichung kommen. Allerdings habe ich eine besondere Schwäche für die Drachendame Nodranthatax, das räume ich ein.
A.B.: Worauf richtest Du bei der Serie Dein besonderes Augenmerk?
MAEE: Qualität, Qualität, Qualität. Es ist und bleibt mein besonderes Bestreben, stets die Qualität der Texte, der Storyplots, der Spannung, der Weltentwicklung und der Originalität zu steigern. Da kann ich nicht streng genug mit mir sein und arbeite stets besonders hart daran.
A.B.: Wo unterscheidet sich "Geisterdrache" von anderen Fantasy-Serien?
MAEE: Oberflächlich betrachtet ist die Welt Praegaia erstmal ein recht typischer Fantasykosmos und das ist auch gut so, denn erstens liebe ich gut gemachte Welten der High-Fantasy und zweitens hasse ich gekünstelte Versuche Innovationen zu erzeugen, indem man beispielsweise neue Rassen installiert, die streng genommen nur eine Mischung aus bereits bekannten darstellen. Man muss das Rad nicht neu erfinden und es bringt den Vorteil, dass sich der Leser schnell „heimisch“ fühlt. Ich denke, die wesentlichen Unterschiede liegen in der Art, wie ich Charakteren zeichne und in Zusammenhang setze, denn sie machen letztendlich alles aus. Darüber hinaus sind mir abwegige Plotverläufe und unerwartete Wendungen wichtig – wohl dosiert versteht sich.
A.B.: Sind die beiden neuen "Chronik"-Kurzgeschichtenbände als ein Einstieg und Wegbegleiter weiterer komplexer Romane zu sehen?
MAEE: Bis zu einem gewissen Grad. Ich hätte aber noch weitere fundamentale Geschichten den weniger elementaren der Chronik-Anthos vorziehen können, aber das entsprach nicht meinem Anspruch an diese beiden Bände. Sie sollen einen Querschnitt meines Schaffens der ersten 25 Jahre zeigen. Aber die Chroniken enthalten auch ein ausführliches Glossar und weitere Informationen zur Welt – inklusive der ersten gedruckten Karte von Praegaia, denn bislang waren die nur im Internet einzusehen. Allein darum sind die Bände ein guter Einstieg für neue Mitreisende. Ich habe mir aber auch zum Ziel gesetzt, dass alle Romane in sich die nötigen Informationen enthalten, auch wenn das im ersten Zyklus zumindest im Hinblick auf Karten und ähnliches noch nicht geglückt ist.
A.B.: Worauf können sich die Leser dieser beiden Bände, die Dich weiterhin mit in die Welt Praegaia begleiten wollen, als nächstes freuen?
MAEE: Der nächste Zyklus hat begonnen – namentlich „De Morbis Sanguinis“ – und handelt über den Söldner und Schildbürger Caracalla, Prinz der Pestilenz. Ich arbeite seit zwei Jahren an dem Exposé, das schon jetzt 66 Kapitel und an die 80 Normseiten umfasst. Der Band wird den Namen „Vom Stein der Ansteckung“ tragen und neben einigen altbekannten Charakteren werden auch einige Neue auftauchen. Es wird ein actionreiches und zugleich atmosphärisch sehr, sehr dichtes Werk.
Damit endet meine Betrachtungsweise zum GEISTERDRACHE-Epos.
Marc-Alastor E.-E. ist kein Autor, der mal eben husch husch hunderte Seiten füllt, um einen neuen Roman auf den Markt zu schmeißen. Ich bin sicher, genau aus dem Grund wird auch sein nächstes Werk des Epos’ wieder ein literarisches Sahnestückchen.
Alisha Bionda, April 2009