Jill Kismet: Dämonenmal (Lilith Saintcrow)

Egmont Lyx, 1. Auflage April 2010
Originaltitel: Jill Kismet: Night Shift
Aus dem Amerikanischen von Nadine Mannchen
Klappbroschur, 368 Seiten
9,95 € [D] | 10,30 € [A]
ISBN: 978-3-8025-8306-3
Leseprobe

Genre: Urban Fantasy


Klappentext:

Eine Mordserie erschüttert die Stadt ...

Die Dämonenjägerin Jill Kismet wird an den Schauplatz eines grausamen Verbrechens gerufen: Ein Unbekannter hat vier Polizisten ermordet und verstümmelt, und die Polizei vermutet, dass ein Gestaltwandler die Tat begangen haben könnte. Jill erhält Unterstützung vom FBI in Gestalt des charmanten Werpumas Saul, für den sie schon bald tiefere Gefühle hegt …

Innerer Klappentext:

Nach dem Tod ihres Meisters Mikhail ist Jill Kismet die oberste Jägerin in ihrer Stadt. Sie wacht darüber, dass die Gesetze eingehalten werden und der Frieden zwischen den verschiedenen magischen Wesen gewahrt bleibt. Dabei arbeitet sie eng mit der Polizei zusammen und wird immer dann gerufen, wenn ein Verbrechen übernatürliche Züge trägt.
Um gegen die übermenschlich starken Höllenwesen bestehen zu können, hat Jill in der Vergangenheit einen teuflischen Pakt geschlossen: Durch seinen Kuss hat ihr der Dämon Perikles außergewöhnliche Körperkräfte und geschärfte Sinne verliehen. Doch dieser Pakt hat seinen Preis: Einmal im Monat muss Jill den Dämon besuchen, dem es gefällt, seine perfiden psychologischen Spiele mit ihr zu treiben und sie dadurch aus dem Konzept zu bringen.
Eines Tages wird Jill von der Polizei an den Ort eines grausamen Verbrechens gerufen: Ein Unbekannter hat vier Polizisten auf brutalste Weise ermordet und verstümmelt und einen weiteren schwer verletzt. Die Spuren deuten auf einen Gestaltwandler hin, der außer Kontrolle geraten ist. Dieser Umstand ruft die Werkatzen Harper, Dominic und Saul auf den Plan, die für das FBI arbeiten. Gemeinsam mit Jill nehmen sie die gefährlichen Ermittlungen auf. Insbesondere der gut aussehende Saul weicht schon bald nicht mehr von ihrer Seite …


Rezension:

Jill Kismet hatte es in ihrem bisherigen Leben alles andere als leicht und auch das, was aktuell bei ihr läuft, kann man getrost unter „schwierig und kompliziert“ ablegen. Trotzdem hat sie sich nie unterkriegen lassen, mit Hilfe ihres Lehrmeisters wurde sie im Gegenteil zu einer ausgebildeten Kämpferin, die aus sämtlichen Schicksalsschlägen ihre Kraft ziehen kann. Und diese Kraft ist auch wahrlich nötig, um gegen die ganzen Kreaturen zu bestehen, die Lilith Saintcrow ihrer Protagonistin als Gegner in den Weg stellt.
Dabei gibt es nicht einmal eine wirkliche Definition der Gruppierung, gegen die Jill sich mehrmals behaupten muss – der große Überbegriff „Höllenbrut“ kann alles und nichts bedeuten. Ganz zu schweigen von Perry, mit dem Jill eine Art Abkommen getroffen hat, von dem beide Seiten auf ihre ganz persönliche Weise profitieren.

Eigentlich geht es in diesem ersten Band der neuen Fantasy-Reihe von Lilith Saintcrow in erster Linie ums Kämpfen – eine Kampfszene baut nahezu auf die nächste auf, weder Protagonistin noch Leser kommen wirklich zum Durchatmen. Was schade ist, da die zarten Bande zwischen Jill und Saul mehr Spielraum verdient hätten. So allerdings weiß man zwar, dass da etwas ist, dieses Etwas kommt aber nicht dazu, sich wirklich zu entwickeln, was es daher schwierig macht, das Ende nachvollziehen zu können.
Obwohl die Kampfszenen sehr detailliert und ausführlich beschrieben sind und oft über mehrere Seiten gehen, hat man als Leser eher wenig Freude daran. Die Beschreibungen wiederholen sich, teilweise in genauem Wortlaut, sodass sie eher langweilig als spannend sind. Selbiges gilt leider auch für die Charakterbeschreibungen. Die Höllenbrut zum Beispiel ist durchgehend verdammt gutaussehend, was immer wieder betont werden muss. Ebenfalls wird immer wieder darauf hingewiesen, dass Jill eine hautenge Lederhose (in der sie einen tollen Arsch hat) und einen langen Ledermantel trägt, der beim Laufen gegen ihre Beine schlägt und knistert, wenn er nass ist und schließlich trocknet. Man verliert schnell den Überblick, so viele Mäntel scheint sie zu besitzen, und irgendwie muss sie nach jedem Kampf oder nach jeder Verfolgungsjagd einen neuen anziehen, weil der alte völlig ruiniert ist. Außerdem trägt sie jede Menge Schmuck, bei dem nicht so ganz klar ist, welche Rolle er spielt – Hauptsache, er klingt und blitzt und funkelt immerzu.

Sparsam geht Saintcrow auch mit Hintergrundwissen zu ihrer Protagonistin um. Zwar werden öfter Erinnerungssequenzen eingebaut, in denen Jill mehr oder weniger gefangen zu sein scheint, doch wirklich viel erfährt man dadurch leider nicht von ihr. Hier darf man hoffen, dass die Vergangenheit ausführlicher in den Folgebänden Platz findet, denn sie nimmt einen wichtigen Platz im jetzigen Leben der Protagonistin ein. Zusammenhänge erschließen sich leider kaum oder nur bruchstückhaft, was das Verfolgen der an sich spannenden Geschichte schwierig gestaltet.
Auch die hohe Anzahl verschiedener Charaktere, deren Wichtigkeit nicht klar wird, ist eher verwirrend. Hier bleibt ebenfalls zu hoffen, dass sich in den Folgebänden die Spreu vom Weizen trennt und sich ein festes Team herauskristallisiert, auf das sich sowohl Jill als auch der Leser verlassen kann.

Insgesamt kann man Dämonenmal als rasanten und kurzweiligen Einstieg ansehen, auf dessen Schultern die Last des Anfütterns liegt. Inwieweit das gelingt, ist allerdings sehr von den kommenden Folgebänden abhängig, denn sowohl aus den Protagonisten als auch aus der Welt selbst kann man noch jede Menge herausholen. Dass die Autorin sich auf das Schreiben versteht, hat sie bereits bewiesen – nun muss sie noch zeigen, dass sie ihre guten Ideen auch lesenswert ausarbeiten kann.

Der zweite Band „Schattenjagd“ wird voraussichtlich im August 2010 erscheinen und ebenfalls bei Literatopia besprochen.


Fazit:

Mit Dämonenmal legt Lilith Saintcrow den Start für eine neue interessante Reihe im Fantasy-Genre vor, der zwar mit einigen nicht sehr angenehmen Schwächen auffährt, jedoch trotzdem jede Menge Potential vorweisen kann. Gespannt darf man auf eine Weiterentwicklung in den Folgebänden hoffen.


Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3/5