Tanz des Verlangens (Kresley Cole)

Egmont Lyx (April 2010) 
kartoniert, Klappbroschur
Seiten: 406, 9,95 EUR [D]
ISBN: 978-3-8025-8318-6
Leseprobe

Genre: Dark Fantasy


Klappentext

Néomi Laress war einst eine berühmte Balletttänzerin. Doch dann wurde sie ermordet und muss seither als Geist zwischen den Welten verharren. Nach vielen einsamen Jahren begegnet ihr der Vampirkrieger Conrad, der sie als Einziger sehen kann. Conrad entbrennt in wilder Leidenschaft zu ihr. Doch die schöne Tänzerin wird von dunklen Mächten bedroht, und Conrad muss alles aufs Spiel setzen, um sie zu retten.


Rezension

Lange galt es, auf Tanz des Verlangens zu warten. Ein Buch, das – so die Hoffnung – die kleine Enttäuschung im letzten Band Versuchung des Blutes vergessen lassen und der Reihe neuen Aufwind bringen würde. Ob dies Kresley Cole gelingen würde, war fraglich, bedenkt man den Klappentext des vierten Bandes mit einem kritischen Blick. Denn die Autorin schrieb sich mit (zumeist erotischer) Zügellosigkeit in die Herzen ihrer Leser. Eine Zügellosigkeit, die Néomi Laress als Geist nicht würde bieten können ...

„Ich jage. Ich trinke direkt aus der Ader. Im Gegensatz zu entmannten Verrätern. ... Keiner kommt je zurück. Das Rot in meinen Augen wird niemals vergehen!“

Conrad Wroth ist am Ende seiner Sucht nach Blut angekommen. Er wollte vergessen und hat sich dabei völlig in seinem Durst nach Tod verloren. Der Vampir in ihm hungert beinahe jeden Moment nach dem unbeschreiblichen Gefühl, ein Leben während des Trinkens beenden zu können. Dennoch denken seine Brüder nicht daran, ihn aufzugeben, und bringen Conrad in ihre Gewalt und bald darauf in ein einsames Haus, um ihn zu zähmen. Trotz ihrer anfänglchen Hoffnungen müssen sich die Brüder bald eingestehen, dass keine Drogen der Welt und auch keine Gespräche Conrad noch retten können ...

Néomi Laress sieht das ebenso. Seitdem der vor Wut und Kraft strotzende Vampir in ihr Haus gekommen ist, verwüstet er alles, was vor seine Nase kommt. Doch die Erzählungen der Brüder aus Conrads früheren Leben und ihre brüderlicher Liebe zu dem verloren geglaubten Vampir erweichen ihr Herz. Neugierig beobachtet die als Geist wandelnde Tänzerin den von Durst besessenen Mann und muss bald feststellen, dass sein Leid auch sie nicht unberührt lässt.

Tanz des Verlanges
macht es, trotz aller Vorbehalte, dem geneigten Leser leicht, für die Protagonisten Conrad und Néomi Symphatien zu entwickeln. Denn beide sind gelungen, überaus interessant und spielen ihre Rollen fast schon perfekt. Ihre anfängliche Abneigung und die bald darauf folgende Abhängigkeit voneinander berühren und lassen den Leser für ihre keimende Liebe hoffen. Wie und vor allem unter welcher Bedingung Néomi ihren Weg zurück in diese Welt finden soll, bleibt neben Conrads Wandlung in einen liebenswerten Wüstling die zentrale Frage, die vor allem zum Ende hin sehr mit Spannung begeistern kann. Anders als in den Vorgängern hat die Autorin in diesem Band weder Wert auf Action noch auf übermäßige Erotik gelegt. Im Gegenteil, die Emotionen und charakterlichen Entwicklungen sind in Tanz des Verlangens geradezu aufdringlich in den Vordergrund gestellt. Zum ersten Mal in Kresely Coles Reihe verlieben sich beide Protagonisten unsterblich von Beginn an ineinander. Es gibt keine Zweifel, keine Besitzansprüche, kein Misstrauen – nur den Wunsch, gemeinsam ein neues Leben zu beginnen und das alte zu vergessen.

Und genau diese Tatsache schafft einen zwiespältigen Stolperstein, denn sie verunsichert und verzerrt das Bild der Autorin nach dem schiffbrüchigen dritten Band erneut. Man bekommt einmal mehr das Gefühl, bedenkt man die verschiedenen Schwerpunkte der Vorgänger, Kresely Cole nicht eindeutig einordnen zu können. Legt sie nun doch keinen so großen Wert mehr auf ihre schonungslose Art, die Beziehungen ihrer Protagonisten in die Enge zu treiben? Ist die so bekannte Brutalität der Reihe nun endgültig in den Hintergrund gerückt? Oder wird man in diesem Band einfach nur der Zeuge purer Vielseitigkeit und dem (vielleicht auch begrüßenswerten) Wunsch, sich nicht weiter festlegen zu wollen?

Wie auch immer man als Leser diese sehr geschmacksabhängige, innere Wandlung der Reihe auslegen möchte, sicher ist, dass Tanz des Verlangens im Vergleich zu den Vorgängern wohl verlieren muss, da die Handlung selbst einer absoluten Liebesroman-Norm entspricht. Innerhalb dieser jedoch kann man den Roman um Néomi und Conrad als einen der besten anerkennen, denn die Geschichte der beiden ist rührend, nachvollziehbar, besinnlich und einfach nur mit und aus vollem Herzen geschrieben. Als Leser spürt man die Magie und auch die Begeisterung der Autorin für dieses Werk.

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Fazit

Tanz des Verlangens ist ein sehr herzliches, sich mit vielen Dinge Zeit lassendes Buch, das sich nur schwer mit den Vorgängern vergleichen lässt. Kresely Cole hat diesmal einen für sie sehr untypischen Roman geschrieben, der den eingefleischten Fan womöglich zwiespältig zurücklassen könnte, aber schlussendlich doch mit Feingefühl, Liebe und Hoffnung zu überzeugen versteht. Leser ohne Vorwissen und mit dem Wunsch, endlich einmal wieder eine besinnliche, traumhaft schöne Liebesgeschichte lesen zu dürfen, können hier gerne zugreifen, denn Tanz des Verlangens ist ein Muss für jeden romantisch veranlagten, erwachsenen Dark Fantasy Fan!


Pro und Kontra

+ auch ohne Vorwissen zu lesen
+ farbig ausgemalte und eigenständige Welt
+ authentische & liebenswerte Protagonisten
+ der Kampf der Wroth-Brüder um Conrad
+ angenehm lesbarer Stil
+ Wiedersehen mit liebgewonnen Charakteren aus Band 2 & 3
+ interessante Andeutungen für den nächsten Band
 

o typisch harmonische Liebesgeschichte
o Herzschmerz und Schmalz
o auf einen Schauplatz fokussiert

- kaum innovativ
- leicht eintönig

Bewertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


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Tags: Vampire, Romantic Fantasy, Kresley Cole