Jeff Jordan Gesamtausgabe Bd. 1 (Maurice Tillieux)

jeff jordan

Verlag: Ehapa Comic Collection - Egmont Manga & Anime (Oktober 2009)
Gebundene Ausgabe: 236 Seiten, 29,95 €
ISBN-13: 978-3770433087

Genre: Krimi / Funny


Klappentext

Jeff Jordan, ein Schmuckstück der belgischen Schule, feiert in dieser vier Bänden umfassenden Gesamtausgabe seine Wiederauferstehung. Im schmucken 50-er-Jahre-Ambiente erleben das Dream-Team Jeff Jordan, Assistent Teddy und Inspektor Stiesel haarsträubende Abenteuer. Abenteuer, die jedem, der Funnies mit einem Schuss Krimi liebt, das Herz aufgehen lässt.


Rezension

1956 war die Geburtsstunde, der bekanntesten Serie Maurice Tillieux´s und damit auch einer der besten und wichtigsten Krimiserien, Jeff Jordan
In ihr erzählt der Autor die Abenteuer eines jungen Detektivs und seiner Freunde und Partner. Als da wären:

Jeff Jordan, Privatdetektiv und Hauptperson
Teddy Bär, ein ehemaliger Dieb und Einbrecher 
Inspektor Stiesel, ein leicht vertrottelter, dennoch fähiger Polizist
Steffi, Sekretärin und Mädchen für alles.

Während Jeff Jordan selbst eher wenig Charisma besitzt und mehr durch seinen Intellekt besticht, sind es Stiesel und Teddy, die den Humor in die Geschichten bringen. Ihre Wortgefechte sind einfach herrlich zu lesen. Tillieux erweist sich ein ums andere Mal als nahezu perfekter Dialogschreiber. Dazu ist Teddy Bär eine sehr gelungene Eigenkreation des Zeichners, die ohne Vorbild auskam. Teddy ist sozusagen der König Kalauer - allerdings schlechter. Gerade die Reaktion seiner Umgebung bewirkt so manches Lächeln im Gesicht des Lesers. Da hätte es Stiesels Tollpatschigkeit eigentlich nicht gebraucht, wenn - ja wenn – nicht gerade das Teddy auf immer neue Sprüche bringen würde. Die beiden sind ein perfektes Paar und spielen Jeff Jordan auf dem Gebiet des Humors und der Präsenz mehr als einmal an die Wand. Dafür ist dieser dann in gefährlichen Situationen oder bei der Lösung eines Falles tonangebend. Tillieux hat von Anfang die Balance zwischen Spannung, Action und Humor gefunden, so dass nie Langweile aufkommen kann und der Comic trotz allem in erster Linie ein Krimi ist, der mit komischen Elementen versehen wurde, nie andersherum. Auch ohne die Lacher wäre Jeff Jordan immer noch äußerst lesenswert. Diese Aubalanciertheit hat sicher auch etwas damit zu tun, dass Maurice Tillieux mit „Felix“ nicht nur einen direkten Vorgänger von Jeff Jordan gezeichnet hatte, sondern praktisch ihn selbst. Denn als er zu dem Magazin Spirou wechselte änderte er im Prinzip nur den Namen und den Beruf seiner Hauptfigur. Allerdings verfeinerte er noch sein Rezept, durch die Wesenszüge von Teddy Bär und Inspektor Stiesel.
Sicher wirft Jeff Jordan einen mittlerweile nostalgischen Blick auf die 50er und 60er Jahre, die Zeit seiner Entstehung. Jedoch wirkt das Szenario nie altbacken oder verklärt, sondern eher zeitlos. Die Geschichten und die Atmosphäre bewirken , dass man spannend und gut unterhalten wird und so gar nicht das Alter des Comics bemerkt. Angestaubt ist Jeff Jordan also mit Sicherheit nicht. Gerade die Sprüche und der Humor wirken immer noch frisch und neu.

Teddy zieht Leine & Kokain und alte Meister

Gleich mit einem Doppelabenteuer startet die Serie. Jeff Jordan ist auf der Jagd nach Drogenschmugglern und befreit zu diesem Zweck Teddy Bär aus den Händen Inspektor Stiesels. Schon auf der ersten Seite ist das Trio vereint, auch wenn es im Laufe des Abenteuers noch so manchen Konflikt zwischen Stiesel und den beiden anderen gibt. Doch trotz allem gelingt es Jeff Jordan seine Nachforschungen durchzuführen und einem perfiden Gauner auf die Spur zu kommen. Humor, Action und ein gefährlicher Verbrecher, der auch über Leichen geht, enthält schon der Auftakt der Serie, garniert mit überraschenden Einfällen. Eine Kuriosität am Rande ist, dass im französischen Original das Wort „Kokain“ gegen „popaine“ getauscht wurde, da die französische Zensur, keine Drogen direkt erwähnt sehen wollte.

Tödliche Flut

Eine alte Burgruine, die auf einer Insel mitten im Meer liegt. Ein Antiquitätenhändler und eine Straße, die nur während Ebbe befahrbar ist. Dies sind die Zutaten für den zweiten Fall Jeff Jordans. Der Onkel seines neuesten Kunden ist auf eben jener Straße ums Leben gekommen und da so manches Stück von dessen Sammlung gegen Fälschungen ausgetauscht wurde, liegt der Verdacht nahe, es handele sich statt um einen Unfall um Mord. Eine ungewöhnliche Tatwaffe bietet „Tödliche Flut“ also und lässt den Leser mitfiebern, wenn Jeff, Teddy und Stiesel sich plötzlich in einer Situation wiederfinden, die mehr als nur hoffnungslos erscheint. Maurice Tillieux`s Zeichnungen transportieren dabei sehr gut das Gefühl der Angst der Protagonisten. 

Gefährliche Verfolgungsjagd

Ein Schwerverbrecher flieht aus dem Gefängnis. Vorher hatte er gedroht sich an seinem Anwalt wegen dessen schlechter Verteidigung zu rächen. Also versucht die Polizei Klaus Recht, den Anwalt, zu schützen. Aber es kommt wie es kommen muss. Klaus Recht wird entführt und wenig später wird seine Leiche gefunden. Oder doch nicht?
Eine äußerst düstere und unheimliche Geschichte erzählt Tillieux in „Gefährliche Verfolgungsjagd“, die er mit reichlich Action anreichert, unter anderem wird eine Planierraupe in die Luft gesprengt. Die Zeichnungen dazu wirken sehr realistisch und sind sicher ein Höhepunkt des Bandes, neben der Auflösung des Falles. Aufgelockert wird auch der 4. Auftritt des Privatdetektivs durch die Wortgefechte zwischen Stiesel und Teddy. Zusammen mit „Tödliche Flut“ einer der besten Comicbände um Jeff Jordan. Erwähnenswert ist noch, dass Anfang der 90er sich ein ähnlicher Fall in Frankreich zugetragen hat und so die Realität den Comic einholte.

Ehapa hat sich äußert viel Mühe bei der Gesamtausgabe von Jeff Jordan gegeben. Neben dem schicken Hardcover hat „Jeff Jordan“ noch so einiges zu bieten. Eine hoch informative Einleitung über die Entwicklung der Figur und ihres Zeichners ist ebenso enthalten, wie die Originaltitelblätter der französischen Ausgabe und Angaben zum Erscheinen jedes Abenteuers, sowohl in seinem Heimatland als auch in Deutschland. Dazu kommen noch Deckblätter, Skizzen, Figurenstudien und kürzere Werbestrips für die Zeitschrift „Spirou“ mit den Protagonisten. Bedenkt man wieviel Inhalt man bekommt, ist der Preis mehr als gerechtfertigt.


Fazit

Für alle, die Jeff Jordan von früher kennen, bietet diese Gesamtausgabe ein Wiedersehen mit alten Freunden. Für alle anderen die Gelegenheit, einen der besten Krimis in Comicform neu zu entdecken. Maurice Tillieux`s Serie um den jungen Privatdetektiv verbindet Humor, rätselhafte Ereignisse, Action und Spannung gekonnt zu einem großen Ganzen


Pro & Contra

+ Teddy und Inspektor Stiesel
+ Mit „Tödliche Flut“ und „Gefährliche Verfolgungsjagd“ sind gleich zu Beginn zwei der besten Fälle enthalten
+ Schönes Hardcover zu einem fairen Preis
+ Die Ausstattung ist wirklich umfangreich und bietet viel Hintergrundwissen

o Namen und Orte wurden eingedeutscht. Dem einen gefällt es, dem anderen nicht

- immer wieder finden sich Rechtschreibfehler

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Maurice Tillieux:

Rezension zu Jeff Jordan Gesamtausgabe Bd. 2
Rezension zu Jeff Jordan Gesamtausgabe Bd. 3
Rezension zu Jeff Jordan Gesamtausgabe Bd. 4
Rezension zu Marc Jaguar Gesamtausgabe Bd.1
Rezension zu Marc Jaguar Gesamtausgabe Bd.2