Dark Swan - Sturmtochter (Richelle Mead)

Egmont Lyx (Mai 2010)
Originaltitel: Dark Swan: Storm Born
Originalverlag: Kensington
Paperback, Klappbroschur
368 Seiten, 12,95 EUR
ISBN: 978-3-8025-8211-0

Genre: Urban Fantasy


Klappentext

Sie ist sexy, sie ist gefährlich, in ihren Händen liegt das Schicksal der Menschheit!

Eugenie Markham ist eine mächtige Schamanin. Sie erhält den Auftrag, ein junges Mädchen zu suchen, das von Feen entführt wurde. Dazu muss sie in die magische Anderswelt reisen. Ein gefährliches Unterfangen, vor allem da zahlreiche Bewohner der Anderswelt ihr plötzlich unsittliche Angebote machen, während andere ihren Tod wollen. Da begegnet ihr der geheimnisvolle Kiyo, dessen Charme sie sofort verfällt ...


Rezension

Eugenie Markham verbringt ihre Zeit damit, Geister in die Anders- oder auch in die Totenwelt zu verbannen. Dabei schockt sie eigentlich nichts mehr, außer vielleicht ein Geist, der sich in einem Schuh eingenistet hat. Wenn sie nicht arbeitet, setzt sie Puzzles zusammen und sorgt mehr oder weniger bewusst dafür, dass ihr niemand zu nahe kommt. Doch eines Abends trifft sie den charmanten Kiyo in einer Bar – sofort brennt die Luft zwischen ihnen und Eugenie verbringt eine wilde Nacht mit ihm. Noch nie war sie so ehrlich und ungehemmt, doch die Anderswelt gönnt ihr nicht einmal eine kleine Pause. Noch in der gleichen Nacht werden sie und Kiyo von einem Eiselementar angegriffen. Mit Kiyos Hilfe kann Eugenie ihn in die Flucht schlagen, doch ihre Welt ist erschüttert: Kiyo ist offensichtlich kein normaler Mensch und verschwindet einfach – noch dazu wusste der Angreifer ihren Namen. Eugenie ruft ihre Hilfsgeister zu sich und schnell ist klar, dass bereits die ganze Anderswelt ihren Namen kennt – den Namen der gefürchteten Schamanin Odile Dark Swan. Und zu allem Übel wollen die einen sie vergewaltigen und die anderen ihren Tod …

Das Schöne an Richelle Meads Romanreihen ist, dass sie sich nicht ein Thema verbeißt, sondern mit jeder neuen Reihe auch neue Wege geht. Nach Vampiren und Sukkuben macht der Leser nun Bekanntschaft mit einer Schamanin und einer Welt voller Geister und Elfen, die von Eugenie nur „die Feinen“ genannt werden, während sie sich selbst lieber als „die Glanzvollen“ bezeichnen. Für Eugenie sind die Feinen Feinde, die nur in ihre Welt kommen, um Ärger zu machen oder mit Menschenfrauen – auch gegen ihren Willen – zu schlafen. Als sie jedoch von der Entführung der jungen Jasmine erfährt, beschließt sie, körperlich in die Anderswelt zu reisen und sie aus den Fängen des widerlichen Feinenkönigs Aeson zu befreien. Dort begegnet sie auch dem Eichenkönig Dorian, der ihr Gastrecht gewährt und schließlich ihr Verbündeter wird. Denn Eugenie muss bald erkennen, dass nicht alle Feinen so sind, wie sie dachte. Dorian ist zwar durch und durch exzentrisch, doch er würde niemals eine Frau gegen ihren Willen nehmen. Zudem ist sie von seiner Ehrlichkeit beeindruckt. Eugenies Bild der Feinen wandelt sich während des Romans und der Autorin gelingt es dabei gut, ihre innere Zerrissenheit zu schildern. Der anerzogene Hass gegenüber den Feinen sitzt sehr tief, dennoch schafft es Eugenie, ihn schrittweise zu überwinden und in der Anderswelt genauso zu differenzieren wie in der Menschenwelt. Durch ihre Familiengeschichte und natürlich durch ihren „Beruf“ wird Eugenies Abneigung gegenüber der Anderswelt verständlich und glaubhaft vermittelt. Hin und wieder ärgert man sich aber auch über Eugenies Reaktionen.

Der Feinenkönig Dorian stellt in „Dark Swan – Sturmtochter“ mit Abstand den interessantesten Charakter dar. Bis zum Ende bleibt er trotz seiner offensichtlichen Ehrlichkeit recht undurchsichtig. Sein Leben als König langweilt ihn, was sich in seiner lakonischen Art äußert. Doch Eugenie amüsiert und fasziniert ihn – wie auch die Menschenwelt. Dort ist er sogar wegen eines kleinen Plastikspielzeugs vollauf begeistert. Nichts scheint er wirklich ernst zu nehmen und doch gibt es Momente, in denen er beinahe erschreckend ernsthaft ist. Der Kontrast zwischen seiner lockerleichten und manchmal trägen Art und der unglaublichen, königlichen Macht machen ihn wahnsinnig interessant. Kiyo, in den sich Eugenie Hals über Kopf verliebt, kann da kaum mithalten. Er ist viel zu sehr der klischeehafte gutaussehende und dominante Kerl, den man aus Dark Fantasy Romanen zur Genüge kennt. Zwar vermag auch er das Interesse des Lesers zu wecken, wird aber immer wieder vom recht ungewöhnlichen Charakter Dorian ausgestochen. Auch die Nebencharaktere der Anderswelt haben mehr zu bieten als ihre menschlichen Entsprechungen. Insbesondere der Hilfsgeist Volusian, den Eugenie an sich gebunden hat, weil sie ihn nicht verbannen konnte, und der sie umbringen will, sobald er frei kommt, sorgt für einige Lacher und schauerhafte Momente.

Die Anderswelt, in die sich die Feinen nach dem technischen Aufstieg der menschlichen Zivilisation geflüchtet haben, überzeugt mit ihrem märchenhaften Flair. Von herbstlich rotgoldenen Landschaften über alte Burgen und schneebedeckte Hügel findet sich hier alles. Die verschiedenen Länder gestalten sich nämlich nach den Charaktereigenschaften und Wünschen ihrer Könige und oftmals ist der scheinbar direkte Weg nicht der kürzeste. Der Schein trügt hier oftmals und die Feinen mit ihrer freizügigen Art sind nicht nur für Eugenie befremdend. Diese ermöglicht jedoch der Autorin, in viele Situationen Erotik hinein zu bringen. Manchmal ist diese allerdings mehr abstoßend als anregend. Dass einige Wesen der Anderswelt versuchen, Eugenie zu vergewaltigen, sorgt für ein übles Gefühl in der Magengegend und man ist froh, dass die Protagonistin zwei furchtlose Verehrer hat. Doch gänzlich hilflos ist die Schamanin auch nicht – schon ab der Mitte des Romans ist klar, wieso der erste Band „Sturmtochter“ heißt. Eugenies Magie überragt die einer gewöhnlichen Schamanin nämlich bei weitem, allerdings muss sie erst lernen, mit dieser umzugehen. Allgemein schafft es Richelle Mead, die Magie gleichermaßen natürlich wie auch faszinierend in ihren Roman einzuflechten. Gepaart mit der schillernd bunten Anderswelt ergibt sich eine ansprechende Mischung aus Urban und High Fantasy.

Wie bei den meisten Büchern von Egmont Lyx ist auch das Cover von „Dark Swan – Sturmtochter“ stilvoll und ein Hingucker im Buchladen. Die rothaarige Dame passt dabei hervorragend zu dem Bild, das man als Leser von Eugenie entwickelt. Das Buch gehört zu den etwas größeren Paperback aus dem Programm und siedelt sich dabei mit seinen knapp dreizehn Euro im etwas höheren Preissegment an. Bei dem spannenden Inhalt und der hochwertigen Verarbeitung lohnt es sich jedoch, zumal es wieder einmal sehr schön gestaltet ist.


Fazit

„Dark Swan – Sturmtochter“ stellt einen wunderbaren Reihenauftakt dar und bietet bis zum Schluss interessante Wendungen. Die Schamanin Eugenie überzeugt sowohl mit ihren harten als auch mit ihren zarten Seiten, wobei die Anderswelt viel Farbe und ungewöhnliche Charaktere mit ins Spiel bringt. Spannend, innovativ und zum Träumen – was will man als Fan romantischer Urban Fantasy mehr?


Pro & Contra

+ Eugenies Entwicklung
+ Elfenkönig Dorian und sein Land
+ Umsetzung der Anderswelt
+ Geister und Schamanentum
+ interessante Wendungen
+ knisternde Erotik

- Kiyo überzeugt nicht gänzlich

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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Tags: Feen, Richelle Mead