Die Knochenleserin (Iris Johansen)

Verlag: List, August 2009
Originaltitel: Quicksand
übersetzt von Charlotte Breuer
und Norbert Möllemann
HC, 332 Seiten, € 19,90
ISBN: 978-3471350041

Anmerkung: Im Mai 2010 ist bei Ullstein die günstige Taschenbuchausgabe erschienen!

Genre: Thriller


Klappentext

„Vermissen Sie ihre kleine Bonnie noch immer?“ fragt die zynische Stimme am Telefon. Eve Duncan steht unter Schock – ist der Anrufer tatsächlich der Mörder ihrer vor Jahren verschwundenen Tochter? Als Eve die Polizei alarmiert, führt die Spur zu einem toten Sheriff: offenbar wurde der Beamte von dem geheimnisvollen Mann erstochen. Das Medium Dr. Megan Blair, von Eve um Mithilfe gebeten, entdeckt dank seiner ungewöhnlichen Fähigkeiten eine weitere Leiche, einen kleinen Jungen, den der Anrufer umgebracht hat. Bald finden Eve und Megan auch heraus, dass der Mann noch ein Kind in seiner Gewalt hat, die kleine Laura Ann, die seine Verfolger zu ihm führen soll. Wird Eve in die raffiniert gestellte Falle gehen?


Die Autorin

Iris Johansen begann zu schreiben, als ihre Kinder aus dem Haus waren. Von ihren zahlreichen Büchern, darunter mehrere Serien mit Frauenthrillern und historischen Liebesromanen, wurden weltweit mehr als 25 Millionen Exemplare verkauft. Sie lebt bei Atlanta, Georgia.


Rezension

Wird Eve Duncan es diesmal endlich schaffen, ihre Tochter Bonnie nach Hause zu holen? Was ist überhaupt von Bonnie noch übrig, die schon so lange verschwunden ist? Es können ja nur noch Knochen sein. Aber Eve, die eine bekannte und anerkannte Gesichtrekonstrukteurin ist, wird bestimmt mit dem Schädel ihrer Tochter ein Meisterstück vollbringen. Aber dafür muss sie ihn erst einmal finden. Und das versucht sie schon seit so vielen Jahren – und Büchern. Mittlerweile hat man den Eindruck, dass Iris Johansen hier versucht, eine endlose Serie zu konstruieren. In dieser ganzen Zeit hat Eve Duncan den Polizisten Joe Quinn geheiratet, der ihr in allen Ermittlungen treu zur Seite steht. Außerdem haben sie das Straßenkind Jane adoptiert, die Eve sehr stark an ihr früheres Ich erinnert. Jane ist mittlerweile erwachsen, möchte Eve aber immer beistehen, wenn sie psychisch mal wieder stark belastet wird.

Im vorliegenden Fall geht es um einen Serienmörder, der Eve gezielt auf Bonnie anspricht und sich damit brüstet, sie ermordet zu haben. Auf seiner Flucht vor der Polizei versteckt er sich in Wäldern und Sümpfen und setzt Eve mit gezielten „Geschenken“ gehörig unter Druck. Joe und Luis Montalvo, der Protagonist aus dem letzten Band, spüren seine Fährte auf und verfolgen ihn bis zum Showdown. Natürlich ist Eve mit von der Partie, sie ist es, die der Mörder haben möchte, also stellt sie sich ihm. Wird er sie endlich zu ihrer Tochter führen?

Wieder ein altbekanntes Motiv, ein perfider Verbrecher lockt Eve mit dem Versprechen, sie zu Bonnie zu bringen. Natürlich gibt es ein paar Morde, die unter die Haut gehen, da der Täter ziemlich abgebrüht ist. Die Besessenheit von Eve, ihre Tochter nach Hause zu holen, ist langsam nicht mehr verständlich und man kann auch nicht mehr wirklich nachvollziehen, warum sie ihre Mitmenschen immer wieder wissentlich in Gefahr bringt, nur um ein paar Knochen begraben zu können. Die Hoffnung, Bonnie lebend wieder zu sehen, hat sie schon lange aufgegeben. Aber Joe will langsam nicht mehr mitspielen, ihn reibt Eves Besessenheit auf. Ist es das Ende ihrer Beziehung? Es gibt schon neue Anwärter auf den Platz an ihrer Seite, Luis Montalvo würde ihn sehr gerne einnehmen.

Die Story um Eve sollte wirklich bald zu einem Ende kommen, es wird langweilig und unverständlich. In den Büchern tauchen immer mal wieder bekannte Personen auf, die dann auch durchaus mal die Protagonisten sind, aber die Suche nach Bonnie zieht sich wie ein roter Faden durch alle Geschichten, in denen Eve mitspielt. Ihre Besessenheit macht sie unsympathisch und man mag eigentlich gar nicht mehr lesen, welche schrägen Vögel und Psychopathen sie jetzt schon wieder angezogen hat.

Dieses Buch hier ist noch eines der besseren aus der Serie, es ist spannend, birgt aber wenig Überraschungen und reicht lange nicht an die ersten sehr spannenden Bände heran. Gestrickt nach dem altbekannten Muster interessiert es am Ende doch mehr, ob Eve und Joe ihre Differenzen überstehen. Mit Dr. Megan Blair führt Iris Johansen auch noch einen Touch Übersinnliches ein, Megan kann die Toten rufen hören und ihre Empfindungen nacherleben. Eigentlich möchte sie das alles gar nicht, da sie immer körperlich sehr darunter leidet, aber Eve wird bestimmt skrupellos ihre Gaben einfordern, wenn sie auch nur eine geringe Chance wittert, ihre Bonnie zu finden. Denn das ist für sie das wichtigste in ihrem Leben geworden, dahinter muss alles andere zurückstehen.


Fazit

Ein weiterer Thriller mit einem skrupellosen Kindermörder um Eve Duncan, die immer noch verzweifelt nach ihrer verschwundenen Tochter Bonnie sucht. Eindringlich wird mit der Angst der Kinder gespielt, für sensible Seelen ist die Geschichte nur bedingt geeignet. Die Suche nach dem Täter ist recht spannend, Iris Johansen kann flüssig und mitreißend schreiben. Die Einführung des Übersinnlichen in der Person von Dr. Blair ist allerdings höchst überflüssig und nimmt der Geschichte etwas von ihrer Authentizität.


Pro und Contra

+ Spannende Suche nach den vermissten Kindern
+ Auftauchen von bereits bekannten Personen
+ beliebte Hauptcharaktere

o brutale Morde

- leichte Einführung einer übersinnlichen Gabe
- Endlosserie

Wertung:

Handlung: 2,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 2,5/5