Israelischer Autor David Grossman ist Friedenspreisträger

Die Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern ist sein Anliegen: David Grossman gehört zu den wichtigsten Stimmen zur Schlichtung des Nahost-Konflikts. Jetzt erhält der israelische Autor den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2010 geht an den israelischen Schriftsteller und Journalisten David Grossman. Das hat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zum Auftakt der Buchtage Berlin am Donnerstag bekanntgegeben.

Grossman, geboren 1954 in Jerusalem, setze sich aktiv für die Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern ein, heißt es in der Begründung des Stiftungsrats des Friedenspreises. "In seinen Romanen, Essays und Erzählungen versucht er, nicht nur die eigene, sondern immer auch die Haltung der jeweils Andersdenkenden zu verstehen und zu beschreiben." Er "gibt dem schwierigen Zusammenleben eine literarische Stimme, die in der Welt gehört wird".

"Seine Bücher zeigen, dass die Spirale von Gewalt, Hass und Vertreibung im Nahen Osten nur durch Zuhören, Zurückhaltung und die Kraft des Wortes beendet werden kann", so die Begründung.

Befriedung der Sprache

In seinem Hauptwerk "Eine Frau flieht vor einer Nachricht" zeige Grossman die Bedeutung der Sprache für die Suche nach Identität und warne vor ihrer zunehmenden Militarisierung. "So bietet er inmitten einer Realität von Willkür, Zwang und Entfremdung Auswege aus dem jetzigen Zustand der Gesellschaft, die sich zwischen Krieg und Frieden befindet."

Grossman setzt sich in seinem in mehr als 30 Sprachen übersetzten Werk vor allem mit der Identität Israels und dem israelisch-palästinensischen Konflikt auseinander. Er beteiligt sich aber auch aktiv an der politischen Debatte um eine friedliche Lösung im Nahen Osten.

Der studierte Philosoph und Theaterwissenschaftler ist in direktester Weise vom Nahost-Konflikt betroffen, er verlor einen Sohn im Libanon-Krieg. Um so deutlicher engagierte er sich für eine friedliche Lösung in der Region. Selbst als die Hamas im Dezember 2008 israelische Städte mit Raketen attackierte, forderte Grossman von seinem Land Zurückhaltung: "Wir müssen uns unbedingt vor dem Strudel der Gewalt hüten, der uns in der Vergangenheit allzu oft verschlungen hat."

Grossman ist zweifacher Familienvater, und Familie ist neben der Politik der zweite Schwerpunkt seines literarischen Schaffens. Mit seinen Geschichten für und über Kinder hat er Hunderttausende Leser begeistert, seine Kinderoper "Itamar Meets a Rabbit" wurde 2009 vom Philharmonischen Orchester Israels uraufgeführt.

Künstlerisches Werk und pazifistisches Engagement sind bei Grossman nicht zu trennen, für beide wurde er vielfach ausgezeichnet, so mit dem Harry-Herschon-Preis, dem Manès-Sperber-Preis, dem Emet-Prize und dem Geschister-Scholl-Preis.

Vergangenes Jahr hatte der italienische Literaturwissenschaftler, Essayist und Romancier Claudio Magris den Preis erhalten. 2008 war der deutsche Maler Anselm Kiefer geehrt worden, im Jahr zuvor der Historiker und Publizist Saul Friedländer.

Seit 1950 verleiht der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, die Berufsorganisation der Verlage und Buchhandlungen in der Bundesrepublik Deutschland, den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Die Preissumme beläuft sich auf 25.000 Euro, die von Verlegern und Buchhändlern aufgebracht werden.

Traditionsgemäß findet die Verleihung während der Frankfurter Buchmesse im Oktober statt. Überreicht wird die Auszeichnung im Rahmen einer Feierstunde in der Frankfurter Paulskirche, dem Tagungsort der Frankfurter Nationalversammlung von 1848, die für die demokratische Entwicklung Deutschlands von historischer Bedeutung war.

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(Quelle: Spiegel)