Monsieur Mardi-Gras - Unter Knochen - Bd.2 (Éric Liberge)

mardi gras 2

Splitter (Dezember 2008)
Hardcover, Seiten: 63
Preis 13,80€
ISBN: 978-3940864338

Genre: Fantasy


Klappentext

„Himmlischer Plan des Fegefeuers“.
Ein kleines Kärtchen; und plötzlich beginnt Mardi-Gras Aschermittwoch zu verstehen, welch großes Mysterium ihn umgibt …
Um seine Seele zurück zu gewinnen, akzeptiert Aschermittwoch eine von der Bruderschaft des Abgrunds gestellte Aufgabe, die allerdings bald titanische Ausmaße annimmt: mit Hilfe des großen Teleskops von Charon, das normalerweise dem Sichten von Neuankömmlingen aus der Welt der Lebenden dient, soll er eine ausführliche Karte des Fegefeuers erstellen.

Willkommen in dem wohl verrücktesten Abenteuer, das einem Verstorbenen in der jenseitigen Welt jemals widerfahren ist!


Was bisher geschah

Blinde Panik hat die knochigen Massen ergriffen, denn ein Neuankömmling, mithilfe des Postkalenders neu getauft auf den Namen Mardi-Gras Aschermittwoch, hat in aller Öffentlichkeit ausgerufen, dass er sich weigert, seinen postmortalen Zustand zu akzeptieren, und zudem mitten auf dem Abfallmarkt Gott der Heuchelei bezichtigt. Nachdem er zu Disziplinarhaft verurteilt wurde, gelang es Mardi-Gras die Flucht beim Transport nach Saint Luc, einem schrecklichen Ort, an dem abtrünnige Geister wieder auf den rechten Weg gebracht werden sollen. In der Stadt und in allen Distrikten des Landes bläst die Miliz zu einer gigantischen Treibjagd auf den gefährlichen Rebellen.
(entnommen aus dem Comic)


Rezension

Mardi Gras Aschermittwoch war nur knapp einem fürchterlichen Schicksal entronnen. Zu seinem Glück braucht die geheime Bruderschaft des Abgrunds seine Dienste und rettete ihn vor der Inquisition, die der Orden des Salamanders ausgesandt hatte. Die Bruderschaft möchte die Herrschaft des Ordens, mit der sie die Wahrheit über das Fegefeuer verbergen, beenden. Als ehemaliger Landvermesser soll Aschermittwoch mit dem Teleskop von Choron eine Karte des Fegefeuers anfertigen. So froh er über seine Befreiung auch sein mag, die ungeklärten Fragen und der Umstand, dass er wie ein Gefangener im Versteck der Bruderschaft gehalten wird, missfallen ihm. Während er darauf wartet, dass man ihm die Gegenstände besorgt, die er für seine Arbeit braucht, verbringt er seine Zeit mit den Seelenbestattern, die mit ihren fliegenden Booten die Verstorbenen einsammeln. Selbstverständlich ist das Vermessen des Fegefeuers außerhalb dicker Steinmauern sinnvoller und leichter umsetzbar, also macht er einen Deal mit dem Bestatter und lässt sich mitnehmen. In der Zwischenzeit bekommt die Bruderschaft des Salamanders Wind vom Bestehen des Ordens und setzt alles in Bewegung, um ihren Aufenthalt herauszufinden – und damit auch Aschermittwochs.

Monsieur Mardi-Gras – Unter Knochen – Das Teleskop von Charon“ von Éric Liberge setzt unvermittelt dort an, wo Band 1 „Willkommen“ aufgehört hatte. Mardi Gras ist jetzt bei der Bruderschaft gelandet. Endlich wird ihm offenbart, dass sich das Fegefeuer auf dem Planeten Pluto (inzwischen zum Zwergplaneten degradiert) befindet. Somit befindet er sich immerhin noch im gleichen Sonnensystem. Aschermittwoch befindet sich zu diesem Zeitpunkt auf Choron, dem größten Mond des Plutos. So langsam werden also Informationen preisgegeben. Des Weiteren erfährt man, was nach dem Tod eines Menschen passiert und wie er im Fegefeuer landet. Weiterhin bleibt unklar, ob alle Menschen dort landen, oder nur die Sünder. Obwohl sich letzteres abzuzeichnen scheint. Vielleicht wird in den Folgebänden auch über den Menschen, der Aschermittwoch mal war, mehr preisgegeben.
Verglichen mit den Fragen, die sich im Laufe des Bandes auftun, gehen die Informationen jedoch unter. Falls es Éric Liberges Ziel war, den Leser mindestens so zu verwirren wie den Protagonisten und ihn in komplexen Verstrickungen zu ersticken, dann kann man ihn nur beglückwünschen. Am schwersten wiegt das, was eigentlich das individuellste an diesem französischen Comic ist: die Skelette.
Waren in Band 1 noch genau zwei Personen wichtig, sind es jetzt beträchtlich mehr. Zwar können die einzelnen Anhänger unterschieden werden, weil sie mit unterschiedlichen „Uniformen“ ausgestattet sind, dafür kann sich der Leser nicht einfach von dem Comic berieseln lassen. Auf jeder Zeichnung muss man die Attribute zunächst ausfindig machen. Das strengt an und erschwert es einem zusätzlich, die so schon undurchsichtige Story zu verstehen.
Dennoch ist eine komplexe und durchdachte Story einer seichten und unkreativen vorzuziehen. Und so nimmt man es trotzdem gerne in Kauf und liest den Band mehrfach. Bei knapp über 60 Seiten sollte das kein großes Problem sein.

Aschermittwochs Präsenz nimmt merkbar ab. Immer mehr Charaktere nehmen Raum im Comic ein und wollen vorgestellt werden. Viele bleiben namenlos, haben aber ihre tragende Rolle im Verlauf der Geschichte. Aschermittwochs anfängliche Wut und sein rebellisches Verhalten wurden (glücklicherweise) etwas zurückgeschraubt. Langsam aber sicher wandelt er sich zu einer Spielfigur, wie er es in den Augen der anderen Skelette ist. Seine Wandlung ist aber sicherlich noch nicht abgeschlossen und die Ketten, die ihn einschränken, wird er sprengen können.

Die zunehmende Komplexität spiegelt sich perfekt in den Zeichnungen wieder. Im Direktvergleich zu Band 1 hat sich Liberge stark gesteigert. Hatten die Figuren vorher noch einen cartoonartigen Look, sind sie jetzt sehr ernst und definiert gestaltet. Die metallischen Ersatzteile, die die Skelette benötigen, wenn ihre Knochen kaputt gehen, sind zahlreicher vorhanden. Dafür bedarf es viel Fantasie und vor allem Liebe zum Detail. Gebäude, Fahrzeuge und Geräte haben ebenfalls einen viel höheren Detailgrad als zuvor. Am meisten aber fällt die Kolorierung auf. „Willkommen“ wurde in ein schlichtes Grau getaucht, der Rest war schwarz, mit einigen gelben Flecken für die Prothesen. „Das Teleskop von Charon“ geht da viel weiter. Die so schon imposanten Bilder werden durch das verbesserte Schattenspiel zu einem wahren Augenschmaus. Insgesamt wird die Farbpalette großzügig erweitert. Trotzdem bleibt die Atmosphäre düster, ohne die Gefahr zu einem bunten Klamauk zu werden.
Manche Bilder zwingen einen, inne zu halten und sie zu bewundern, denn was Liberge in nicht wenigen Zeichnungen gelingt, verschlägt einem schlichtweg den Atem.


Fazit

Das spektakuläre Abenteuer von Mardi-Gras Aschermittwoch geht weiter. In „Das Teleskop von Charon“ erwarten den Leser unglaubliche Bilder, aber auch eine sehr undurchschaubare – wenn auch durchdachte – Geschichte, die das (erste) Lesevergnügen etwas trüben. Mehrmaliges Lesen ist empfehlenswert.


Pro und Kontra

+ bombastische Bilder
+ einige offene Fragen werden beantwortet
+ imposante Kolorierung
+ spannend
+ tolles Cover

- Geschichte beim ersten Mal kaum verständlich

Beurteilung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu Monsieur Mardi-Gras - Unter Knochen - Bd.1

Rezension zu Monsieur Mardi-Gras - Unter Knochen - Bd.3

Rezension zu Monsieur Mardi-Gras - Unter Knochen - Bd.4