Literatur-Nobelpreisträger Saramago ist tot

Er galt als die literarische Stimme seines Landes, wurde berühmt mit Romanen wie "Die Stadt der Blinden". Jetzt ist der portugiesische Schriftsteller José Saramago im Alter von 87 Jahren gestorben.

Hamburg/Lissabon - Als José Saramago einmal nach dem Grund für sein ewig düsteres Weltbild gefragt wurde, antwortete er mit derselben Ironie, die sich in vielen seiner Bücher findet: "Ich bin kein Pessimist, sondern bloß ein gut informierter Optimist." Doch sofort wurde der portugiesische Literaturnobelpreisträger ernst. "Wir stecken alle in der Scheiße. Optimist kann eigentlich nur sein, wer gefühllos, dumm oder Millionär ist." Die Welt sei eine Hölle: "Millionen Menschen werden geboren, um zu leiden. Kümmern tut dies kaum jemanden."
Am Freitag ist Saramago im Alter von 87 Jahren in seinem Haus auf der spanischen Kanareninsel Lanzarote gestorben. Das berichtet die spanische Tageszeitung "La Vanguardia" unter Berufung auf Saramagos Familie. Der 1922 geborene Saramago hatte 1998 den Literaturnobelpreis erhalten. Er lebte seit Jahren auf Lanzarote.
Der überzeugte Kommunist Saramago wurde 1922 in der Ortschaft Azinhaga nahe Lissabon als Sohn eines Landarbeiters und späteren Polizisten geboren. Nach dem vorzeitigen Schulabgang wurde er Maschinenschlosser, arbeitete später als technischer Zeichner, Angestellter in der Sozialbehörde, in einem Verlag und als Journalist.
Erst mit etwa 40 Jahren fand er zur Schriftstellerei. 1966 erschien unter dem Titel "Os poemas possíveis" (Die möglichen Gedichte) sein erstes Buch.
Seit 1969 Mitglied der Kommunistischen Partei Portugals, versuchte er eigenen Angaben zufolge mit seinen "bescheidenen Mitteln" gegen die Zensur des Salazar-Regimes anzukämpfen und setzte sich u. a. für Meinungsfreiheit ein. "Ich bin nicht inhaftiert und auch nie verhaftet worden", so Saramago, "aber ich musste geheim arbeiten, im Untergrund" sagte er 1987 in einem Interview. Nach der portugiesischen Nelkenrevolution im Jahre 1974 arbeitete er im Ministerium für Kommunikation und wurde 1975 stellvertretender Chefredakteur der Zeitung "Diário de Notícias". Nachdem sich die sozialistische Perspektive der Revolution zerschlagen hatte, finanzierte er eine Zeit lang seinen Lebensunterhalt mit Übersetzungen.

Heute zählt Saramago zu den meistgelesenen und meistübersetzten portugiesischen Schriftstellern. In seinen parabelhaften Büchern zeigte er sich als kritischer Kommentator des Weltgeschehens.


Quelle: spiegel.de