Adams Väter (Daniel Kohlhaas)

Verlag AAVAA, Januar 2010
TB, 260 Seiten, € 9,95
ISBN 3941839365

Genre: Thriller


Klappentext

Auf dem Beifahrersitz eines verunglückten Sportwagens befindet sich eine kopflose Leiche. Vom Fahrer fehlt jede Spur. Phil Payne und Zack Vebreska ermitteln, ohne zu wissen, dass ihre Spur zu Damian Andrews führt. Der entführte Wissenschaftler erwacht neben einer ebenfalls kopflosen Leiche und wird vor eine Wahl gestellt, die alles gefährdet, für was er sein Leben lang geforscht hat.


Der Autor

Daniel Kohlhaas wurde am 15. September 1979 in Hachenburg im Westerwald geboren und lebt mit seiner Familie in Nürnbrecht-Benroth im Oberbergischen Kreis. Nach Abitur und Ausbildung zum Industriekaufmann entschied er sich im Jahre 2004, in einem zweiten Ausbildungsweg zum Gymnasiallehrer für Deutsch und Sozialwissenschaften, ein Studium an der Allgemeinen Hochschule in Siegen anzufangen, welches er 2009 abschloss. Seit September 2009 arbeitet er als Referendar an einem Gymnasium.

Veröffentlicht wurden bisher Kurzgeschichten und Gedichte in Anthologien und Literaturzeitschriften. 2009 wurde die Kurzgeschichte „Wormser Gift“ im Rahmen des „Killerclubs“ des Droemer Knaur Verlages vertont und als Podcast im Internet zum Download bereitgestellt. Weitere Romane sind in Arbeit.


Rezension

Der Wissenschaftler Damian Andrews wacht in einem Hotelzimmer neben einer kopflosen Leiche auf, eine zweite kopflose Leiche wird in einem Auto auf dem Beifahrersitz nach einem Unfall gefunden, der Fahrer ist verschwunden. David braucht ein geordnetes Leben, Unordnung macht ihn wahnsinnig. Ein elfjähriges Wunderkind am Klavier gibt ein Konzert in Prag. Auf den ersten Blick gibt es keine Gemeinsamkeiten, haben diese Ereignisse überhaupt etwas miteinander zu tun? Daniel Kohlhaas setzt seine Puzzleteile dermaßen geschickt ein, dass dem Leser nichts anderes übrig bleibt, als Seite für Seite zu hoffen, endlich den Zusammenhang zu durchschauen. Das ist nicht so einfach, der Autor hat hier ein wohldurchdachtes Kuddelmuddel abgeliefert, welches erst nach und nach ein vollständiges Bild ergibt. Erst ganz zum Schluss werden die letzten Teile eingefügt, vorher muss man sich nägelkauend damit zufrieden geben, das vorgegebene Tempo einzuhalten.

Warum wurden die beiden jungen Frauen nur umgebracht? Wer ist der Drahtzieher, der eine Mission erfüllen möchte und dazu zu sehr drastischen Mitteln greift? Ein geheimer Club, der seine Mitglieder aus dem Internet rekrutiert und ein großes Geheimnis hütet, ist ebenfalls beteiligt. Viele Fragezeichen stehen dem Leser erst einmal auf der Stirn, bis sich nach und nach die Schleier lüften. Dem Autor gelingt es von Anfang an, ein hohes Tempo zu halten und den Spannungsbogen nicht zu durchbrechen. Das Motiv des Täters ist außergewöhnlich, ein brisantes Thema, was erst im Laufe unserer heutigen, hoch technisierten und wissenschaftlichen Zeit, ermöglicht wird. Im Nachhinein fragt man sich auch nach dem Wahrheitsgehalt: Gibt es wirklich diese Möglichkeiten? Das ist auch einer der Gründe, warum dieser Thriller eines deutschen Autors in Amerika spielt, denn hinter amerikanischen Laboratoriumstüren ist alles möglich.

Mit Phil Payne und Zach Vebreska hat Daniel Kohlhaas zwei sehr sympathische Ermittler geschaffen, die nebenher mit persönlichen Dämonen zu kämpfen haben. Phil hat erst vor kurzem seine Frau Deborah an den Krebs verloren, jetzt steht er mit Anne, seiner Tochter, wieder allein vor dem alltäglichen Wahnsinn. Mit der Hilfe von Annes Kindermädchen Melissa gelingt es ihm, wieder am Leben teilzunehmen. Dieses ist sein erster Fall nach dem tragischen Ereignis, immer wieder holt ihn die Vergangenheit ein. Gedanken an Deborah stürmen unvermittelt auf ihn ein, aber mit Willenskraft gelingt es ihm, sich auf den Fall zu konzentrieren. Sein Partner dagegen hat sich in das Kindermädchen verliebt und auf einmal wird der harte Ermittler butterweich. All dies fügt sich perfekt in das große Ganze hinein, es gibt dem Leser kurz die Möglichkeit, Luft zu holen, bevor wieder neue Erkenntnisse die Story vorantreiben.

Ist die Sprache anfangs noch etwas holpernd durch die kurzen, knappen Sätze, so gibt sich das im Laufe des Buches – wahrscheinlich merkt man es vor lauter Spannung einfach nicht mehr. Der Autor höchstpersönlich erklärte, dass man ihm vorgeworfen habe, in früheren Werken zu viele lange und verschachtelte Sätze zu schreiben, hier hat er nun das genaue Gegenteil erreicht. Ein Mittelmaß wird er bestimmt in seinem nächsten Buch erreichen, immerhin liegt hier ja der Debütroman vor. Dass es ein weiteres Buch geben wird, hat er auch bestätigt, mit viel Glück wird es im Spätherbst erscheinen. Vom Verlag wird das Buch in zwei verschiedenen Ausgaben herausgebracht, einmal als normales Taschenbuch und auch als Miniformat, welches optimal für unterwegs Lesende ist. Es ist klein und handlich, die Schrift ist gut lesbar und es hat definitiv mehr Seiten als das Taschenbuch, womit eine Kürzung auch ausgeschlossen ist. Allerdings kosten beide Ausgaben das Gleiche, hier wäre eine Differenzierung angebracht. Das Titelbild ist stimmig und hervorragend gewählt, nach der Lektüre weiß man auch, was es mit dem Titel auf sich hat.


Fazit

Ein gelungenes Debüt von einem jungen, viel versprechenden deutschen Autor, spannend und flüssig geschrieben. Der Plot ist hochinteressant, die Charaktere sympathisch und tiefgründig. Durch wechselnde Perspektiven bei jedem Kapitel erhält man einen umfassenden Einblick in die Psyche vieler handelnder Personen, wodurch man einiges besser verstehen lernt. Der Autor hat eindeutig Talent!


Pro und Contra

+ hochaktuelles und brisantes Thema
+ vielschichtige und sympathische Charaktere
+ stimmige Atmosphäre
+ fesselnder Erzählstil
+ verschiedene Perspektiven
+ am Anfang eines Kapitels gibt es kurze Einstimmungen auf das Folgende

o Fiktion oder Wahrheit?

- Stil anfangs etwas holpernd
- einige offene Fragen am Ende
- Ermittler handeln manchmal unüberlegt

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5