Genre: Fantasy
Klappentext
Sonea ist die mächtigste Magierin von Kyralia. Dennoch ist sie nicht imstande, ihren eigenen Sohn zu beschützen.
Eigentlich wollte der junge Lorkin nicht mehr, als endlich aus dem
Schatten seiner Mutter Sonea zu treten. Doch den Weg, den er dazu
wählt, führt ihn in die Arme der Schwarzen Magier von Sachaka – Soneas
schlimmsten Feinden.
Rezension
Nachdem Canavan ihre Fans im letzten Jahr mit einem Prequel zu ihrer
„Gilde der Schwarzen Magier“ beglückt hatte, startet die australische
Fantasy-Autorin dieses Jahr richtig durch – eine neue Trilogie steht
an, die mit „Die Hüterin“ ihren Auftakt hat und zeitlich etwa 20 Jahre
nach der Erfolgstrilogie angesiedelt ist. Für Fans, die darauf brennen,
nach Kyralia zurückzukehren ohnehin ein Muss, könnte die neue Trilogie
aber auch für Neueinsteiger interessant sein, um Canavan kennenzulernen.
Und dass sich das für Fantasy-Fans lohnt, beweist sie souverän, denn
„Sonea – Die Hüterin“ hat einiges zu bieten. Geschickt komponiert sie
mehrere Handlungsstränge mit ganz unterschiedlichen Charakteren zu
einem harmonischen Gesamtwerk zusammen. Dieses breite Spektrum an
Charakteren hat einen großen Reiz; von einem mächtigen Dieb, der in der
Unterwelt ein geheimnisvolles Phantom jagt, über einen Botschafter, der
ins geheimnisvolle Sachaka entsandt wird, über dessen Assistenten - dem
rebellischen Sohn von Sonea, bis hin zu Sonea selbst, einer mächtigen
Schwarzmagierin in einem Land, in dem es nur zwei Schwarzmagier gibt,
könnten die Charaktere unterschiedlicher nicht sein.
Dabei ist jede Figur glaubwürdig gezeichnet und wirkt authentisch. Auch
die Charakterentwicklungen – sei es von Haupt- oder Nebencharakteren –
überzeugen, was besonders bei letzteren erfreulich und nicht
selbstverständlich ist. Zudem hat Canavan diesmal ein besonderes
Augenmerk auf die Entwicklung der Beziehungen zwischen den Charakteren
gelegt. Beides wird unter anderem mit Hilfe von inneren Monologen der
verschiedenen Charaktere realisiert – ein Stilmittel, das etwas
ungewohnt und zuweilen plump wirkt, an das man sich jedoch alsbald
gewöhnt.
Zwar wirft die Figur „Sonea“ einige Fragen auf und weckt Interesse –
speziell für jene, die „Gilde der Schwarzen Magier“ nicht gelesen haben
– allerdings hätte man sich gewünscht, dass sie noch etwas mysteriöser
und geheimnisvoller wäre, speziell im Hinblick darauf, dass sie
Namenspatin für die Trilogie ist. So aber glaubt man nicht recht daran,
dass sie in den nächsten Bänden noch viele neue Entwicklungen
durchmachen wird und zu überraschen vermag.
Dafür kann Canavan handlungstechnisch punkten; spannend und
größtenteils temporeich treibt sie die Handlung an mehreren Fronten
gleichzeitig voran und leistet sich dabei nur gelegentlich Durchhänger.
Deren Abwechslungsreichtum geht dabei aber zu Lasten der
Zielstrebigkeit und Struktur. So ist am Ende des ersten Bandes noch
keineswegs klar, inwiefern die unterschiedlichen Handlungsstränge
zusammenhängen und wohin Canavan eigentlich will. Hier werden die
nächsten Bände einiges an Klarheit bringen müssen.
Trotzdem – die Jagd auf „wilde Magier“, der Alltag der Magiergilde, das
Erforschen fremder Kulturen und Aufdecken von Intrigen – all dies und
mehr liest sich angenehm und schafft eine solide Grundlage für Canavans
neueste Trilogie, auf die Canavan auf jeden Fall aufbauen kann. Dann
aber bitte mit etwas mehr Zielstrebigkeit. Auffällig ist dabei aber,
dass es relativ wenig Punkte gibt, die dem Leser für die nächsten Bände
wirklich unter den Nägeln brennen. Die Überleitung dürfte also eher
fließend geschehen; ein richtiger Cliffhanger fehlt vollständig.
Fazit
Ein abwechslungsreicher Auftakt. Gute Charaktere geleiten den Leser durch eine spannende, jedoch etwas unfokussierte Handlung.
Pro & Kontra
+ ganz unterschiedliche Charaktere
+ gute Charakterentwicklung
+ gute Beziehungsentwicklung
+ abwechslungsreiche Handlung …
- … die leider das ein oder andere Mal zu ziellos wirkt
o kein richtiger Cliffhanger oder sonstiger zwingender Ansporn, die Reihe weiterzulesen
Wertung:
Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4,5/5