3. Dezember

Die dritte Schachtel ist in rauchgrau und wolkenweiß schattiertes Papier gehüllt. Du lässt dir ein wenig Zeit, betrachtest sie genau, fährst mit dem Finger darüber. Fast ist dir, als könntest du die Farbe spüren. Für einen Moment zögerst du es noch hinaus, trotz deiner Neugier, einfach um das Warten auszukosten, dann öffnest du auch sie. 

 

3. Schachtel: Gefrorener Moment 

 

Innen ist die Schachtel diesmal mit Watte ausgepolstert, an die Seiten hat jemand eine Landschaft mit kahlen Baumsilhouetten gemalt. Zwei, nein, drei schwarze Kiesel entdeckst du, ganz glatt geschliffen. Als du sie in die Hand nimmst, spürst du, wie kalt sie sind - ein bisschen, als wären sie auf dem Gipfel eines hohen Berges gelegen.Unter der Watte ertastest du wieder einen Umschlag, und als du den Papierbogen auffaltest, der darin war, fühlst du eine blasse Prägung am Rand, ein Eiszapfenmuster. Und in der Mitte ein Gedicht, mit geschwungenen Linien geschrieben ...  

 

Verlebt

Häuser in die Landschaft gestreut
lieblos
fällt das weiße Tuch herab
legt sich nieder
auf kalten Stein

Der Tod
atmet
die leere Stille
labt sich
an blasser Haut

Zu seinen Füßen
krümmt sich
der Herbst
gefangen

im Traum vom Blättertanz
  

 

 


   Das heutige Gedicht hat Adsartha aus unserem Forum für den Kalender eingesandt.

Bei dem Bild handelt es sich um „Winter“ von Eddi Meier, Mitglied bei www.fotocommunity.de , der dem Verwendungszweck freundlicherweise zugestimmt hat. Das Copyright verbleibt selbstverständlich bei ihm.

Herzlichen Dank an die beiden!