Verlag: Ehapa Comic Collection - Egmont Manga & Anime (5. Juli 2010)
Gebundene Ausgabe: 232 Seiten, 29,95 €
ISBN-13: 978-3770433698
Genre: Krimi/ Funny
Klappentext
Jeff Jordan, ein Schmuckstück der belgischen Schule, feiert in dieser vier Bänden umfassenden Gesamtausgabe seine Wiederauferstehung. Im schmucken 50-er-Jahre-Ambiente erleben das Dream-Team Jeff Jordan, Assistent Teddy und Inspektor Stiesel haarsträubende Abenteuer. Abenteuer, die jedem, der Funnies mit einem Schuss Krimi liebt, das Herz aufgehen lässt.
Rezension
Ehapa legt den dritten Band der Gesamtausgabe von Jeff Jordan vor. Wieder prall gefüllt mit Fällen des Privatdetektivs und vielen Hintergrundinformationen und Bonusmaterial, unter anderem mehreren in Deutschland bisher unveröffentlichten Geschichten.
Vier Alben wurden wieder zu einem dicken Band zusammengefasst.
Geheimauftrag für Jeff Jordan
Jeff Jordan wird damit beauftragt einen entführten Atomwissenschaftler aus den Händen des Emirs eines kleinen arabischen Staates zu befreien. Auch wenn die Handlung unerwartete Aktualität aufweist, so ist sie doch recht einfach und nichts besonderes. Die Inszenierung hingegen schon. Auf den ungefähr ersten 30 Seiten entspricht die Erzählzeit der erzählten Zeit. Jeff Jordan läuft in Echtzeit ab und entwickelt damit eine ungeheure Rasanz und Dynamik, die dieses Abenteuer bestimmen. Für eine ausgeklügelte Geschichte war da kein Platz mehr und so wirkt das Ende etwas überhastet. Schade, dass Tillieux immer nur 44 Seiten zur Verfügung hatte, mit ein paar mehr, hätte vielleicht das beste Abenteuer Jeff Jordans herauskommen können.
Anschlag im Reisfeld
Jeff Jordan soll herausfinden, wer Motorroller nach China schmuggelt und so einem dortigen Industriellen das Geschäft verdirbt. Genau wie in „Geheimauftrag für Jeff Jordan“ steht nicht die Ermittlungsarbeit oder der Fall im Vordergrund. Auch hier geht Tillieux einem Experiment nach. Er überträgt das Roadmovie auf den Comic. Teddy, Stiesel und Jeff müssen mit einem LKW durch China fahren. Dass dies nicht ganz einfach ist, dürfte klar sein. Die Schmuggler versuchen ein ums andere Mal sie aufzuhalten und schrecken nicht davor zurück Brücken anzusägen und in die Luft zu jagen. Wer den Film oder das Buch „Lohn der Angst“ kennt, dürfte sich sofort daran erinnert fühlen, auch wenn Tillieux´Geschichte nicht auf diesem basiert, sondern auf einer alten Episode seiner Serie „Felix“. Auch wenn kein Fall zu lösen ist, ist „Anschlag im Reisfeld“ eine der spannendsten Episoden im Leben des Jeff Jordan und erzählerisch eine der Besten.
Heiße Jagd nach kalten Pelzen
Nach „Anschlag im Reisfeld“ zeichnete Tillieux nur noch Kurzgeschichten mit seinem Privatdetektiv. Dementsprechend finden sich hier drei kürzere Erzählungen mit unterschiedlicher Seitenzahl
"Heiße Jagd nach kalten Pelzen"
In Monte Cavallo werden immer wieder teure Pelze gestohlen. Jeff Jordan soll den Fall klären. Ein erste Spur führt ihn zu einem Pelzhändler im Nachbarort. Fast ein Routinefall für Jeff Jordan, verbunden mit viel Ermittlungsarbeit und angereichert mit Tillieuxs Humor und gut in Szene gesetzter Action.
"Der große Wind"
Mysteriöse Dinge geschehen in Florac. Als Jeff Jordan von einem Bauern berichtet wird, dass zwei Schafe und ein Mann durch einen Windstoß aus einer Höhle fünfzig Meter verweht wurden, will er zunächst ablehnen. Als er sich aber schließlich überreden lässt, kommt er einem Geheimnis auf die Spur und schon bald wird es sehr gefährlich.
In „Der große Wind“ verbindet Tillieux seine Stärken wieder zu einer wirklich sehr guten Erzählung über seinen Privatdetektiv. Teddy und Stiesel sind nach wie vor die Quelle des Humors und Jeff stürzt sich ohne Rücksicht in die Ermittlungsarbeit. Der Hintergrund der Handlung bietet dabei genügend Raum für mysteriöse Geschehnisse und brenzlige Situationen, wodurch die Spannung immer weiter gesteigert wird.
"Der Doppelgänger"
Gerade einmal 3 Seiten umfasst die letzte Geschichte von „Heiße Jagd nach kalten Pelzen“. Erstaunlicherweise ist sie dafür recht komplex und spannend und rundet die beiden vorhergehenden schön ab.
Eine explosive Erfindung
Eine explosive Erfindung ist die zweite Kurzgeschichtensammlung in dieser Gesamtausgabe. Im Gegensatz zur Albenausgabe enthält sie aber eine Geschichte weniger, da „Teddy zieht Leine“ aus chronologischen Gründen im vorherigen Band erschienen ist. Ein Umstand, der durch das Zusatzmaterial mehr als nur ausgeglichen wird.
"Eine explosive Erfindung"
Dies ist die letzte Episode aus dem Leben Jeff Jordans, die von Tillieux selbst gezeichnet wurde. Nach dieser war zwar er für die Szenarios verantwortlich, allerdings nicht mehr für die Zeichnungen.
Durch Zufall wird Jeff auf den Wissenschaftler Dr. Furgler aufmerksam. Als er sich dessen Haus näher ansieht, gerät er in Lebensgefahr und muss feststellen, dass Genie und Wahnsinn manchmal dicht beieinander liegen. Gut aber nicht überragend. Einzig die Gewaltdarstellung ist ungewohnt für Jeff Jordan.
"Kampf im Kriegsgebiet"
Jeff Jordan, Stiesel und Teddy werden von der Regierung beauftragt im Land Massacara feindliche Spione dingfest zu machen. Atemlos hetzt Tillieux seine Protagonisten durch die Handlung, die er mit vielen Explosionen und Verfolgungsjagden anreichert. Bemerkenswert sind aber zwei Dinge. Das Land Massacara scheint unter einer neuen Regierung zu stehen, so dass es jetzt mit Frankreich befreundet ist und vor allem, tötet Jeff Jordan in dieser Geschichte zum ersten Mal. Auch hier, wie schon in der vorherigen Geschichte, ist die Gewaltdarstellung ungewohnt und drastisch.
Beim Bonusmaterial übertrifft sich Ehapa dieses mal selbst. Neben der wieder überaus gelungenen Einleitung, die dem Leser offen zeigt, woher Tillieux seine Inspiration holte, sind es vor allem die bisher unveröffentlichten Geschichten am Ende, die zu begeistern wissen.
„Inspektor Stiesel verreist“ ist purer Slapstick, der den Inspektor in der Bredouille zeigt. Nicht spannend, aber dafür umso lustiger.
„Fröhliche Weihnachten“ hingegen ist eine Art Denkmal für Albert Uderzo und René Goscinny, mit denen Tillieux befreundet war und deren Namen er für ein Gaunerduo verwendet. René sieht seinem realen Vorbild sogar überaus ähnlich. Witzig und unterhaltsam.
Ganz am Schluss finden sich dann noch drei Kurzgeschichten. Allerdings keine Comics, sondern nur Text, die von Tillieux mit Illustrationen versehen wurden.
Fazit
Waren die beiden Vorgänger schon eine Empfehlung wert, dann ist es Band 3 der Gesamtausgabe von Jeff Jordan erst recht. Auch wenn die Geschichten nicht ganz so überragend sind, wird dies durch das Bonusmaterial und die Aufmachung mehr als nur ausgeglichen. Auch hier gilt wieder: Wer Jeff Jordan noch nicht kennt, bitte zu greifen. Wer ihn kennt ebenso, denn eine bessere Ausgabe wird es nicht mehr geben.
Pro & Contra
+ Jeff Jordan in Echtzeit
+ Jeff Jordan in einem „Roadmovie“
+ schönes Hardcover zu einem fairen Preis
+ Orte wurden nicht eingedeutscht
+ die Ausstattung ist wirklich umfangreich und bietet viel Hintergrundwissen
+ gleich mehrere Kurzgeschichten, die bisher nicht in Deutschland erschienen waren
0 zwei Geschichten haben ein für Jeff Jordan ungewohnt brutales Ende
Bewertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Maurice Tillieux:
Rezension zu Jeff Jordan Gesamtausgabe Bd. 1
Rezension zu Jeff Jordan Gesamtausgabe Bd. 2
Rezension zu Jeff Jordan Gesamtausgabe Bd. 4
Rezension zu Marc Jaguar Gesamtausgabe Bd.1
Rezension zu Marc Jaguar Gesamtausgabe Bd.2