Blackout (Andreas Eschbach)

Arena (Mai 2010)
gebundene Ausgabe
464 Seiten, 17,95 EUR
ISBN: 978-3401060620

Genre: Thriller


 Klappentext

Christopher ist auf der Flucht. Gemeinsam mit der gleichaltrigen Serenity ist er unterwegs in der Wüste Nevadas. Irgendwo dort draußen muss Serenitys Vater leben, der Visionär und Vordenker Jeremiah Jones, der sämtlicher Technik abgeschworen hat, nachdem er erkennen musste, welche Gefahren die weltweite Vernetzung mit sich bringen kann. Doch eine Flucht vor der Technik - ist das heute überhaupt möglich? Serenity ahnt bald, auf was und vor allem auf wen sie sich eingelassen hat. Denn der schwer durchschaubare Christopher ist nicht irgendjemand. Christopher hat einst den berühmtesten Hack der Geschichte getätigt. Und nun ist er im Besitz eines Geheimnisses, das dramatischer nicht sein könnte: Die Tage der Menschheit, wie wir sie kennen, sind gezählt.


 Rezension

Eschbach beginnt seinen Thriller in Form eines Roadmovies. Während Christopher, Serenity und ihr Bruder Kyle vor einer noch unbekannten Macht durch die Wüste Nevadas flüchten, wird dem Leser nach und nach die unglaubliche Lebensgeschichte von Christopher enthüllt. Wie Eschbach das macht, ist raffiniert und unglaublich spannend. Christoph war in einem Team, das eine bioneurale Schnittstelle entwickelte, die es Menschen ermöglichte, sich ausschließlich durch Gedanken mit dem Internet zu vernetzen. Doch bereits in einem frühen Stadium der Forschung erkannte der Projektleiter, Dr. Connery, die Gefahren einer solchen Technologie, schloss das Labor und vernichtete alle Forschungsergebnisse. Doch da hatte Linus, ein ehemaliges Teammitglied, sich den Chip schon heimlich implantieren lassen und fortan verbreitet sich die Technik wie ein Virus um die Welt und wird schließlich zur Gefahr für Christopher, seine Familie und den Rest der Welt.

Gemeinsam mit Serenitys Vater und seiner Aussteigertruppe nimmt Christopher den Kampf gegen die „Upgraders“, mit den Chip ausgestatteten, vernetzten Menschen auf, die längst nicht mehr fragen, ob man in ihre Kohärenz aufgenommen werden will, sondern einfach assimilieren.

Die ersten 2/3 des Buches mit der Flucht sind unglaublich spannend. Danach im Camp fragte ich mich, wie Christopher auch: Wie soll es nun weitergehen? Was im Folgenden zunächst wie eine Kommandoaktion à la A-Team aussieht, entpuppt sich jedoch bald als raffinierte Finte von Christoph, so dass ich auch das letzte Drittel als hinreichend überraschend und spannend bezeichnen kann. Nach 460 Seiten ist die Handlung des ersten Bandes abgeschlossen und dennoch lechze ich nach mehr, um zu erfahren, wie es mit dem Kampf der Verbündeten gegen die Kohärenz weitergeht. Band 2 kommt jedenfalls ganz weit nach oben auf meine Vormerkliste.

Sicher ist die Idee nicht völlig neu und ein klein wenig erinnert die Kohärenz an eine Frühform der Borg aus Star Trek. Was dieses Buch so spannend und erschütternd zugleich macht, ist die zwingende Logik, der sich Eschbach bedient. Bei mir blieb das ungute Gefühl, dass es bereits morgen so weit sein könnte und so eine Technologie schon bald zur Verfügung stehen könnte – oder vielleicht schon zur Verfügung steht? Eine beängstigende Vision. Mit dazu bei trägt die, so weit ich das beurteilen kann, hervorragende Recherche von Eschbach. Als studierter Luft- und Raumfahrttechniker verlässt er sich nicht einfach auf künstlerische Freiheit, wie das leider viele andere Autoren von Hacker- oder Netzwerkthrillern tun, sondern orientiert sich knallhart an der Realität und fügt nur den so winzig erscheinenden Schritt der bioneuralen Schnittstelle hinzu.

Zum Schreibstil Eschbachs ist wohl nicht mehr viel zu sagen: Durch und durch professionell, seine Schreibtipps sind schließlich seit Jahren von mir hochgeschätzt. Da findet sich kein Fehler, kein Adjektiv zuviel, Eschbach ist für mich die Referenzklasse, wenn es um einen klaren, schnörkellosen Schreibstil geht, wie er für SciFi und Thriller angemessen ist.

Mein Fazit: Rundum spannender Thriller ohne Schwächen, eine Top-Empfehlung für Jungs, aber auch für Erwachsene gut zu lesen. Fünf Sterne.


Diese Rezension stammt von Warin aus dem Fantasy Forum. Mehr von ihm findet ihr dort!


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