Ich suchte Glück und fand nicht mal Liebe (Markus Förster)

1. Auflage 2010, limitierte Ausgabe
Buchdruck Jürgens, Hamburg
107 Seiten, 9,00 EUR

Genre: Lyrik


Informationen zum Buch

In Worten, Klängen, Bildern neue Wege sehen, gehen, schmecken, erleben, Übereinstimmung entdecken und dann: anders denken! So könnte man Markus Försters Streifzug durch die deutsche Sprache und seinen eigenen Texten beschreiben. Nachdem Förster gemeinsam mit Oswald Henke (Goethes Erben, fetisch: Mensch) im Jahre 2008 erfolgreich ihr Theaterstück „ZeitenWände“ im Leipziger Schauspielhaus uraufführten, veröffentlicht der Kolumnist nun seinen neuen Lyrikband „Ich suchte Glück und fand nicht mal Liebe“. Und so geht es, nach einer fast fünfjähriger Veröffentlichungspause wieder einmal„ um die alltäglichen Boshaftigkeiten im menschlichen Leben: Mord, Folter, Totschlag, Schönheitsoperationen, Lügen, Verbrechen, Diskussionen, Liebe, Politik und…? Um möglichst wenig von anderen Menschen abhängig zu sein, hat sich Markus Förster dazu entschlossen sämtliche Verlagsangebote abzulehnen und vielmehr das Buch in gänzlicher Eigenregie zu veröffentlichen. So ist das Buch, welches auf 333 Stück limitiert ist, einzig unter der Homepage http://www.politischbedenklich.de zu beziehen. Der Preis beträgt 9 Euro. Übrigens wird das Buch „fremderöffnet“. So hat Thomas Sabottka das Vorwort zum Gedichtband beigesteuert.


Rezension

„Ich suchte Glück und fand nicht mal Liebe“ gliedert sich in drei große Kapitel und ein kleines Schlusskapitel. Im ersten Abschnitt geht es um „Träume und Aufbruch“ – hier tummeln sich die gefühlvollen, sehnsüchtigen Werke dieses Lyrikbandes. Sie handeln von Liebe und Lust, von dem Verlangen nach Nähe, der Suche nach Geborgenheit. Wie alle Gedichte in diesem Buch besitzen sie einen nachdenklichen Grundton, eine leichte Melancholie und hier und da auch eine offene Härte. Auch das Titelgedicht „Ich suchte Glück und fand nicht mal Liebe“ findet sich in diesem Kapitel und zeigt, dass es das Buch gut zu repräsentieren vermag. Nach Rückschlägen und sinnlosen Bettgeschichten, nach Demütigungen und Schreckensbildern hält das Ich an seiner Suche fest. Sucht weiter nach Glück, nach Liebe. Diese Lichtblicke bilden den Gegenpol zu Einsamkeit und Verzweiflung, zu Müdigkeit und schmerzlichen Gedanken. Markus Förster gewährt dabei tiefe Einblicke in seine Innenwelt, zumindest machen seine Worte einen sehr persönlichen Eindruck auf den Leser. Und gerade Lyrik ist einfach immer sehr persönlich, denn ohne die Emotionen des Autors wird sie nicht gut. Das Vorwort von Thomas Sabottka fasst den Kern dieses Buches treffend zusammen:

Markus Förster hat sich auf die Suche begeben. Er ist ein Beobachter. Kein Unbeteiligter. Einer der mit offenen Augen und Herz durch die Welt, durch das Leben, geht. Der beinahe wütend naiv auf der Suche nach der Romantik, der Liebe, der großen Portion Glück ist und dabei oft genug nur die grausame Realität findet

Im Folgenden erlebt man Markus Förster zudem „Zwischen Lichtern und Schatten“. Gleich mit den ersten beiden Gedichten präsentiert er die Bandbreite seiner kreativen Auswüchse. „Hure“ ist, wie der Titel schon andeutet, ein sehr direktes Gedicht, das von einer regelrecht zwanghaften Leidenschaft handelt. Die „Anemonenliebe“ gestaltet sich dagegen zart und zeigt die poetische Seite des Autors, der mit Wörtern wie „wunderweltenküssend“ überzeugt. Auch Formulierungen wie „purpurner Winterweltennebelduft“ bieten einen herrlich verträumten Kontrast zu den manchmal dahin geschmetterten Zeilen á la „Schwarzdunkle Kraterwüsten / auf meiner beiden Arme“. Im dritten großen Kapitel „Sturz, dann Schrei“ geht der Autor etwas von sich selbst weg und erweitert den Blick auf die Missstände in unserer Welt. Es geht um Kriege, Gewalt und das alltägliche Leiden. Hier zeigt sich Markus Förster am deutlichsten als Beobachter, nicht jedoch ohne Teil der Geschehnisse zu sein. Im „Nachtrag“ findet sich noch ein etwas außerhalb stehendes Gedicht und ein melancholischer Text über die Liebe. Hier schließt sich der Kreis und es bleibt eine Seite „Meine Definition von Glück:“ – die Gegenseite bleibt leer. Der Leser sollte sich selbst überlegen, was für ihn Glück bedeutet.

Markus Försters Lyrik ist freirhythmisch und lässt sich in kein metrisches Korsett zwängen. Ebenso kommt sie weitgehend ohne Reime aus. Hier und da wird es durchaus poetisch, wenn auch der Großteil der hier gesammelten Werke eher sehr direkt und ungeschönt daher kommt. Was besonders positiv auffällt, ist die Spiellust des Autors. Viele Formen werden ausprobiert, die Worte kunstvoll aneinander gereiht. Er bleibt nicht bei einem Schema, sondern passt die Optik seiner Gedichte den Themen an. Mal recht klassisch mit Vierzeilern und auch mal sehr zerrissen. Oftmals liegt den Zeilen trotz ihrer bedrückenden Grundstimmung eine gewisse Leichtigkeit zu Grunde, die den Leser durch die offengelegten Gedanken des Autors begleitet. Man spürt die Leidenschaft für das geschriebene Wort auf nahezu jeder Seite. Nur wenige Gedichte kommen leider etwas zu lapidar daher. Es fehlt ihnen an den Gedanken, die hinter all den anderen Werken stecken. Stellenweise ist die Sprache zudem etwas derb, was letztlich Geschmackssache bleibt. Im Kontext der Werke passen die harten Formulierungen sehr gut.

Die Innengestaltung passt insgesamt sehr gut zum Inhalt des Buches. Mal finden sich Krakelzeichnungen, mal Tintenflecke oder auch Fotos auf den Seiten. Dabei drängen sie sich nie zu sehr auf. Die etwas mehr als hundert Seiten sind jedoch nicht gänzlich ausgefüllt. Es gibt immer wieder Leerseiten, meist führen sie das Hintergrundmotiv noch etwas fort, aber eigentlich hätte man sie aus Kosten der Seitenzahl auch weglassen können. So bekommt man nicht ganz so viel geboten, wie die Dicke des Büchleins verspricht. Nichtsdestotrotz bleibt „Ich suchte Glück und fand nicht mal Liebe“ ein schön gestalteter Lyrikband, der sich für Liebhaber freier, kreativer Gedichtformen und facettenreicher Inhalte, die Platz für eigene Gedanken und Gefühle lassen, lohnt.


Fazit

In „Ich suchte Glück und fand nicht mal Liebe“ nimmt Markus Förster den Leser an die Hand und sucht mit ihm in der oftmals bedrückenden Realität nach Hoffnung, Glück und Liebe. Er zeigt seine Tiefpunkte wie auch seine Träume und bleibt sowohl von der Form als auch vom Inhalt her facettenreich. Wer freirhythmische und direkte Lyrik mag, wird hieran seine Freude haben!


Pro & Contra

+ offen und schonungslos
+ facettenreich und persönlich
+ gelungene Innengestaltung
+ tolles Vorwort

o Sprache manchmal etwas derb

- zu viele Leerseiten
- manchmal zu lapidar

Wertung:

Gedichte: 4/5
Gestaltung: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5